1932 brach Buicks schwärzestes Jahr an. Die Verkaufszahlen sanken dank der Weltwirtschaftskrise ins Bodenlose und die älteste Marke des General Motors Imperiums geriet gefährlich ins Wanken
In dieser Zeit traf es praktisch jeden schwer. Und auch Buicks Angebot an Fahrzeugen der oberen Mittelklasse bis hin zu Premiummodellen ließ sich nur schwer verkaufen. Doch man nahm mit dem neuen Achtzylindermodell die Herausforderung an.
Innovative und zuverlässige Motoren spielten bei Buick schon seit jeher eine wichtige Rolle
Anfangs gab man sich mit hochentwickelten ohv Vier- und dann vor allem Sechszylindermotoren zufrieden, zumal die gut betuchte Kundschaft aus einem eher konservativen Publikum bestand. Doch dann brach mit Macht das Zeitalter des Buick Straight Eight heran. Dieser ohv Reihenachtzylinder, eingeführt mit dem Modelljahrgang von 1931, sollte die Grundlage für Buicks technische Zukunft bilden. 1932 leistete dieser enorm laufruhige und elastische Motor in der Serie 50, die in diesem Jahr die untere Kategorie bildete, 82,5 PS bei 3200 U/min und besaß einen Hubraum von 3776 ccm. Wie bei Buick üblich verfügten die größeren Serien (60/80 und 90) über einen jeweils größeren Hubraum, mehr Pferdestärken und längere Radstände.
Verantwortlich für die Entwicklung des Motorenkonzepts war Ferdinand A. „Dutch“ Bower, der 1927 den Posten als Chefingenieur von Buick übernahm. Er galt als Ingenieur der alten Schule, war immer nah dran an jeder Phase der Motoren-Entwicklung, sprach mit den Testfahrern und setzte deren Anmerkungen zur Verbesserung des Motors um.
Buick versuchte dem Krisenjahr 1932 mit niedrigen Preisen und Technologie den Wind aus den Segeln zu nehmen
So erhielt der Buick 1932 ein vollsynchronisiertes Dreiganggetriebe. Europäische Autos mußten darauf noch etliche Jahre warten. Außerdem wurde unter der Bezeichnung „Wizard Control“ ein per Druckknopf einschaltbarer Freilauf eingebaut, der den Schaltvorgang ohne Betätigung des Kupplungspedals ermöglichte. Auch gab es, allerdings als eine nur kurzfristige Modeerscheinung, vom Innenraum aus sechsfach regulierbare Stoßdämpfer. Gut durchdacht war zudem das Belüftungssystem. So ließ sich die Frontscheibe nach oben verschieben und Klappen an der Motorhaube sorgten für Kühlung.
Mit der Serie 50 als Einstiegsserie für das Modelljahr 1932 versuchte man ein Familienautomobil zu etablieren um einen größeren Absatz zu schaffen. Das Modell 57 sollte mit einem Preis von 995 Dollars als die preiswerteste Limousine, die Buick seit Jahren angeboten hatte, vermarktet werden. Um der Vielfalt der Kundenwünsche zu entsprechen, wurde der preiswerten Limousine mit dem Special Sedan ( 57 S) auch eine luxuriösere Variante hinzugefügt, die in 9766 Exemplaren geordert wurde. Insgesamt wurden 8 Karosserievarianten in der Serie angeboten.
Das Jahr 1932 markierte den Höhepunkt des klassischen Designs in Amerika
Unser Buick Series 50 Model 57 S mit Fisher-Aufbau (Fisher zählte seit 1929 zu GM) war auf dem Höhepunkt der klassischen Ära des Buick-Designs entstanden. Schon ein Jahr später hatte sich die Frontgestaltung deutlich verändert und der Weg in Richtung Stromlinie wurde eingeschlagen. Hier folgte Buick der allgemeinen Entwicklung in Amerika, denn die Stromlinie gewann immer mehr an Bedeutung und läutete die Moderne im Automobildesign ein. Symbolisch dafür stand der Chrysler Airflow von 1934.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohv Reihenachtzylinder
Hubraum: 3776 ccm
B x H: 74,61 x 108 mm
Verdichtung: 4,75 : 1
Leistung: 82,5 PS bei 3200 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca. 100 km/h
Vergaser: Marvel Steigstrom-Doppelvergaser
Getriebe: synchronisiertes Dreiganggetriebe mit Mittelschaltung, Wizard Control
Radstand: 2895 mm
Länge: 4550 mm
Breite: 1800 mm
Höhe: 1810 mm
Chassis: Kastenrahmenchassis mit Kreuztraverse
Vorderradaufhängung: blattgefederte Starrachse
Hinterradaufhängung: blattgefederte Starrachse
Bremsen: mechanische Trommelbremsen an allen Rädern
Leergewicht: 1592 kg
Preis: 57 – 995 Dollar; 57 S – 1080 Dollar
Stückzahl: 57 Sedan – 10803 Ex.
57 S Sedan – 9766 Ex.
