Wie möglicherweise kein anderer Autotyp vermitteln Cabriolets das Gefühl von automobiler Freiheit. Den Fahrtwind im Gesicht, Motor- und Umweltgeräusche im Ohr, bedeuten eine besonders eindrucksvolle Erfahrung von Geschwindigkeit und Vortrieb, eine Entscheidung, die Fahrerinnen und Fahrer von Cabrios heute bewusst treffen. Offenes Fahren, Cabrio Fahren – für viele Menschen ist das heute der Inbegriff automobiler Freizeitgestaltung.
Die Sonderausstellung „Sommer, Sonne, Cabrio“ spürt der Geschichte des offenen Fahrens nach. Dabei geht es natürlich um technische Fragen, aber auch darum wer zu welchem Zeitpunkt ein offenes Auto fuhr und zu welchem Zweck. Die Ausstellung gibt dazu einen Überblick über 100 Jahre offenes Fahren.
Die Ausstellung ist jahrzehnteweise gegliedert. Auf diese Weise werden technische Entwicklung, Typenvielfalt, verschiedene Anwendungs- und Nutzungszwecke mit historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Beziehung gesetzt. Auf den Objekttafeln finden Sie deshalb nicht nur Informationen zu den eigentlichen Fahrzeugen, sondern auch einen kurzen Überblick über das fragliche Jahrzehnt.
Zum ersten Mal seit der Erweiterung des Automuseums um neue Ausstellungsflächen Anfang des Jahres wurde für eine Sonderausstellung der Bereich aus dem Foyer um den angrenzenden Trakt erweitert. Exkurse in die anderen Ausstellungsbereiche binden weitere Fahrzeuge in die Sonderausstellung ein.
Den Anfang machen zwei Fahrzeuge der Firma De Dion Bouton. Sowohl der Vis-a-vis (Baujahr 1901) als auch der Q Populaire (Baujahr 1903) waren ursprünglich rein offene Fahrzeuge. Dass das nachträglich angebrachte Verdeck des Q Populaire von einer Kutsche stammte, verdeutlicht die Verbindung zwischen bespannten und motorgetriebenen Fahrzeugen. Spannend ist auch der lokale Bezug: Die Osnabrücker Automobilgesellschaft Wieman & Co. verkaufte mit diesem Fahrzeug das erste Automobil in der Region.
Noch deutlicher wird dieser Bezug bei einer kleinen Artenkunde zu offenen Fahrzeugen. Der Begriff Cabrio bezeichnete zunächst nämlich offene Schönwetter- und Ausflugskutschen. Anhand der verschiedenen Bauformen offener Fahrzeuge laden wir Sie zu einer Entdeckungstour durchs Museum ein, die über die eigentliche Sonderausstellung hinausgeht.
Die 1910er Jahre repräsentiert der Opel 5/12 PS Torpedo (Baujahr 1911). Er steht für die Ankunft des Automobils im Alltag. Seinen Beinamen als „Doktorwagen“ verdiente er sich durch die leichte Bedienbarkeit. Das Lederverdeck und die Windschutzscheibe waren optionales Zubehör – offenes Fahren also der Normalfall.
Der Ihle-Dixi DA1 (Baujahr 1929) steht in mehrerlei Hinsicht für die 1920er Jahre, die „Roaring Twenties“. Einerseits brachten kleine preiswerte Fahrzeugentwürfe motorisierte Mobilität für immer größere Teile der Bevölkerung. Andererseits ermöglichten Umbausätze die individuelle Gestaltung als Freizeit- und Spaß-Fahrzeuge auf dieser Basis.
Das W 22 Gläser-Cabriolet (Baujahr 1934) der Firma Wanderer zeigt die Ankunft des Cabrios im Bereich des Luxus-Segments. Wer ein solches Fahrzeug fuhr, wollte darin gesehen werden.
Dass offenes Fahren aber durchaus eine ernste Facette aufweist, zeigt der Exkurs in die neue Ausstellungshalle. Dort steht der Willys Jeep (Baujahr 1945), der im Ensemble mit anderen offenen Militär- und Einsatzfahrzeugen für schnelle Produzierbarkeit und die Umkehrung einer zentralen Cabrio-Perspektive sorgt: hier ging es ausschließlich um das eigene Sehen und eben nicht um das Gesehen werden.
Kontinuität und Neuanfang zeigen sich im Volkswagen Typ 15 (Baujahr 1954). Das Fahrzeug basierte auf den Entwürfen des nationalsozialistischen Propagandaprojekts des KdF-Wagens. Der später sogenannte Käfer – zumal als luxuriöses Cabrio, bei Karmann in Osnabrück gefertigt – wurde hingegen zum Symbol des als Neuanfang verstandenen Wirtschaftswunders, auch wenn Fragen nach Schuld und Verantwortung so zunächst unbeantwortet blieben.
Eine Sonderausstellung über offenes Fahren wäre unvollständig ohne ein Fahrzeug aus England. Trotz oft durchwachsenem Wetter entstanden hier viele offene, sportliche Fahrzeuge: die Roadster. Die Firma Morgan kombinierte Entwürfe aus den 1930er Jahren mit technischen Entwicklungen der 1960er Jahre und schuf daraus den Morgan Plus 4 Tourer (Baujahr 1968). Welche prominente Vorbesitzerin es gab, erfahren Sie bei uns in der Ausstellung.
Für die 1970er Jahre blickt die Ausstellung zunächst auf die Strände Kaliforniens und dann ins Bergische Land. Der amerikanische Trend, auf alten Käfer-Fahrwerken Strandbuggys aufzubauen, schwappte schließlich auch nach Deutschland. Die Firma Bieber aus Wuppertal bot den Maplex Buggy (Baujahr 1977) als fertige Fahrzeuge, aber auch als Bausätze an. Wie beim Ihle-Dixie handelte es sich bei diesen Fahrzeugen um reine Spaßautos.
Bereits seit 1965 hatte BMW den Slogan „Aus Freude am Fahren“ zum zentralen Bestandteil des Markenauftritts gemacht. Mit der Einführung des Z 1 (Baujahr 1989) wurde dies auch wieder auf einen Roadster bezogen. Die vollversenkbaren Türen waren ein direkter Rückbezug zum ursprünglicheren offenen Fahren. Der Fahrtwind wurde noch spürbarer und die früher notwendige Ellenbogenfreiheit in den oft engen Cockpits war eindeutig gegeben.
Den Abschluss der Ausstellung in den 1990er Jahren bildet das Golf I Cabrio (Baujahr 1990). Während es die ausgestellte Sonderedition „Etienne Aigner“ auf 2.951 Stück brachte, wurden insgesamt knapp 389.000 Golf I Cabrios gefertigt. Im Gegensatz zu den hochpreisigen Fahrzeugen aus den 1960ern und 1980ern machte dieses Cabrio offenes Fahren für deutliche breitere Bevölkerungsteile erschwinglich. In Kauf nehmen musste man dafür zeitweise den Spottnamen „Erdbeerkörbchen“, der auf den Überrollbügel Bezug nahm.
Haben wir Ihr Interesse an der Geschichte des offenen Fahrens geweckt? Dann freuen wir uns auf Ihren Besuch bei uns im Automuseum Melle.
Hinter der Fassade einer denkmalgeschützten Fabrik können Sie die Geschichte des Automobils auf ungewöhnliche Weise entdecken: Das Automuseum Melle präsentiert auf drei Etage über 200 Fahrzeuge aus aus verschiedenen Epochen des Automobilbaus.
Das Besonderes unseres Museums ist jedoch das Konzept: Alle unsere Exponate sind fahrbereit und werden auch noch regelmäßig genutzt. Das macht unsere Ausstellung so lebendig, dass Sie bei jedem Besuch etwas neues entdecken können.
Besuchen Sie uns und erleben die Geschichte des Automobils in der Garage der Erinnerungen.
Technische Güter müssen regelmäßig benutzt werden, wenn man sie für die Zukunft erhalten will. Die im Museum ausgestellten Fahrzeuge sind funktionsfähig und werden regelmäßig benutzt. Viele Leihgeber haben dafür ihre besten Schätze zur Verfügung gestellt. Das Meller Automuseum zeigt stets 200-300 Fahrzeuge.
Der Name ist Verpflichtung, nicht nur wichtige Beispiele aus der Technik- und Designgeschichte des Automobils zu zeigen, sondern ebenso die immensen Auswirkungen dieser Erfindung auf das Leben der Menschen zu verdeutlichen.
Dienstag bis Sonntag: | 11:00 - 18:00 Uhr |
Gruppenführungen zu anderen Zeiten möglich, Anmeldung über das Kontaktformular
oder Tel. 0 54 22 – 46838.