Im August 1961 stellte Renault den Nachfolger des Großserien-Kleinwagens 4 CV zum ersten Mal offiziell vor. Damals ahnte noch niemand welche phänomenale Erfolgsgeschichte der R4 mit seiner damals ungewöhnlichen kastenartigen Formgebung schreiben würde
Bis zu seinem Produktionsende 1992 wurden über 8 Millionen Exemplare von ihm hergestellt und er zählte drei Jahrzehnte zum typischen Straßenbild so ziemlich aller europäischer Länder und darüber hinaus, denn er wurde weltweit exportiert.
Die zweckmäßige fünftürige „Kiste“, wie der preisgünstige Renault 4 mit der neuartigen Silhouette damals von vielen gesehen wurde, avancierte dank seines intelligenten Konzeptes zum Dauerbrenner
Der R4 bot durch seine kastenartige Form und durch den Vorderradantrieb, der einen platzraubenden Kardantunnel überflüssig machte, einen großen und dank umklappbarer und leicht ausbaubarer Rücksitzbank auch vielfältig nutzbaren Innenraum. Da das Fahrzeug vier Türen und eine weit zu öffnende Heckklappe bis hinunter zum ebenen Laderaum besaß, was ihn zum Fünftürer machte, war der komplette Innenraum optimal zugänglich. Viel Fensterfläche,- er besaß pro Seite drei Seitenfenster, das letzte später ausstellbar-, sorgte für eine gute und übersichtliche Rundumsicht. Außerdem konnte man bequem ein,- und aussteigen und auch das Beladen des Fahrzeugs war leichter als bei anderen, weil der R4 relativ hoch aufgebaut war.
Die zweckmäßige Kombilimousine zeichnete sich auch durch große Fahrsicherheit und einen hervorragenden Federungskomfort aus
Die Karosserie des Fronttrieblers,- übrigens des ersten von Renault-, war auf einem Plattformrahmen aufgebaut. Die rundum einzeln aufgehängten Räder waren drehstabgefedert. Der Radstand war rechts und links ungleich lang, weil die Drehstabfedern hintereinander angeordnet waren. Ausgestattet hatte man das Fahrzeug mit einem Dreiganggetriebe, das 1967 von einem Vierganggetriebe abgelöst wurde. Betätigt wurde es über eine Revolverschaltung am Armaturenbrett.
Unter der Motorhaube des R4 arbeitete anfangs ein wassergekühler ohv-Reihenvierzylindermotor mit 750 ccm Hubraum, dessen Größe bald auf 850 ccm anwuchs. Er galt als zuverlässig und robust, man könnte ihn auch unverwüstlich nennen.
Der 1978 vorgestellte R4 GTL war mit einem größeren Triebwerk ausgestattet, das über 1108 ccm Hubraum und 34 PS Leistung verfügte
Damit besaß der R4 nun eine bessere Durchzugskraft. Außerdem verbrauchte er etwas weniger Benzin als die kleinere Normalversion mit 850 ccm Hubraum. Neu war am GTL auch ein aus grauem Kunststoff bestehender Kühlergrill und serienmäßige seitliche Schutzleisten aus verstärktem Kunststoff. Dafür gab es nun keine Zierleisten mehr und die Stoßstangen waren nicht mehr verchromt sondern lackiert. Angeboten wurde damals auch noch der R4 F4 Kastenwagen Fourgonette und der R4 F6 mit verlängertem Radstand und größerer Gesamtlänge und Höhe. Auch einen Pickup, ein Cabrio und eine Allradversion gab es.
Der abgebildete R4 zählt zu den letzten R4, die bis 1992 noch in Kolumbien, Slowenien und Spanien produziert wurden. Er wurde in Portugal sozusagen auf der Straße gekauft und ohne große Vorbereitung auf eigener Achse nach Melle gefahren. In Frankreich entstanden übrigens die letzten Exemplare 1986. In Deutschland wurde der R4 nur noch bis 1988 angeboten, da ihm die verschärften Abgasvorschriften das Leben schwer machten.
Der Renault 4 zählt wie der Citroen 2 CV (Ente), der VW Käfer, der Mini oder der Fiat 500 zu den in liebevoller Erinnerung gehaltenen „Evergreens“ der Automobilgeschichte
Mit ihnen verbindet man nicht nur die Erinnerung an die Jugend sondern auch an ein ganz besonderes Lebensgefühl, geprägt von Abenteuerlust, Faszination und Freiheit. Nicht unerwähnt bleiben sollte allerdings der Rost, denn der war das große Manko nicht nur des R4 , sondern auch vieler seiner damaligen Konkurrenten.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohv Reihenvierzylinder
Hubraum: 1108 ccm
Leistung: 34 PS bei 4000 U/min
Max. Drehmoment: 73 Nm bei 2500 U/min
Beschleunigung: von 0 auf 100 km/h in 36 sec.
Höchstgeschwindigkeit: ca. 125 km/h
Getriebe: Vierganggetriebe, Revolverschaltung
Antriebsart: Vorderradantrieb
Rahmen: Plattformrahmen
Vorderradaufhängung: unabhängig an Querlenkern, Drehstabfedern
Hinterradaufhängung: unabhängig an Längslenkern, Drehstabfedern
Bremsen: vorn Scheibenbremsen, hinten Trommelbremsen
Radstand: 2420 mm
L x B x H: 3669 x 1485 x 1550 mm
Gewicht: 730 kg
Verbrauch: 5,4 l auf 100 km
Bauzeit: 1978-1992
Preis: 12100 DM (1986)
