Opel - GT 1900 (1971)


In den USA hatte der amerikanische Automobilgigant General Motors in den 50er Jahren mit der Chevrolet Corvette den ersten Nachkriegs-Sportwagen Amerikas auf den Markt gebracht und verzeichnete damit seit Jahren einen großen Erfolg. Auch für den europäischen Markt plante der Konzern einen Sportwagen als Imageträger, allerdings in verkleinertem Maßstab, und initiierte Anfang der 60er Jahre die Entwicklung des Opel GT. Daraufhin entwarfen der Opel-Designer Erhard Schnell und der GM-Designer Murad Nasr das chice Sportcoupé mit der fließenden Linienführung und dem Abrissheck in Rüsselsheim

Bereits 1965 zeigte Opel auf der IAA in Frankfurt einen sportlichen Zweisitzer als „Experimental GT“, der das Coke-Bottle-Design mit bis ins Dach gezogenen Türen der Corvette besaß. Eigentlich war Opel in der Nachkriegszeit bis dato eher für zuverlässige Limousinen in mittleren Hubraumklassen bekannt. Ein zweisitziger Sportwagen von Opel mit Aufsehen erregender Formgebung samt Klappscheinwerfern (eigentlich waren es eher Drehscheinwerfer) und dann noch einer, den man sich durchaus leisten konnte, war damals eine kleine Sensation. Als der GT 1968 in Serie ging, wurde er auch dementsprechend euphorisch mit „Nur Fliegen ist schöner“ beworben.

Das Design war von der Chevrolet Corvette inspiriert, die Technik kam aus der Opel-Großserie und die Karosserie wurde in Frankreich bei Chausson (Rohkarosserie) und Brissonneau & Lotz (Lackierung und Innenausstattung) gebaut, da die Opel-Werke damals voll ausgelastet waren und es dort keine freien, räumlichen Kapazitäten mehr gab

Die Bodengruppe und das Fahrwerk stammten aus der Kadett-B-Reihe. Unter der Motorhaube trug der Opel GT entweder einen 1,1 l ohv Vierzylinder mit 60 PS (gab es bis 1970) oder ein Vierzylindertriebwerk mit 1900 ccm Hubraum und einer Leistung von 90 PS. Der größere Motor besaß eine seitlich im Kopf sitzende Nockenwelle, die die im Kopf hängenden Ventile über kurze Stößel und Kipphebel betätigte (cih). Mit diesem Motor erreichte der sportliche Zweisitzer eine Höchstgeschwindigkeit von damals sehr respektablen 185 Stundenkilometern. Auch die Beschleunigung mit knapp 11 Sekunden von 0 auf 100 km/h machte Freude. Derartig schnelle Sprints legte der GT allerdings nur mit dem serienmäßig verbauten Schaltgetriebe zurück. Die optional angebotene Dreigang-Automatik kostete hingegen etwas Leistung. Sie wurde vor allem in den USA gerne geordert, wohin gut die Hälfte der 103 463 bis 1973 gebauten Opel GT verschifft wurde. Da in der Bauzeit des GT die Opel-Werke in Rüsselsheim und Bochum mit der Produktion anderer Modelle belegt waren, wich man für den Bau der GT-Karosserien nach Frankreich ins Karosseriewerk Chausson und für die Innenausstattung zu Brissonneau & Lotz aus. Die Endmontage fand dann in Bochum statt. In Frankreich lag auch ein vermutlicher Grund für das Produktionsende des erfolgreichen GT, denn Renault kaufte 1973 den Karosseriehersteller auf und nahm Opel damit die Produktionsstätte für die Karosserien des GT. Eine andere Möglichkeit fand sich nicht schnell genug, so dass Opel die Produktion beendete.

Der GT war zwar mit einem Einstiegspreis von 10800 DM ein erreichbares Traumauto für die Jugend, die Opel mit diesem Sportwagen verstärkt ansprechen wollte, doch sein Fahrverhalten offenbarte auch Schwächen. Außerdem war die Karosserie sehr rostanfällig

Die Gewichtsverteilung war beim GT nicht optimal gelöst, denn das Fahrzeug neigte bei zu viel Gas hinten zum Ausbrechen. Neben der rostanfälligen Karosserie machte auch der Vergaser Probleme, denn der enge Motorraum führte zu Stauwärme, die ihm nicht bekam. Auch der hinter den Sitzen liegende Kofferraum, der mühsam nur von innen zu erreichen war, gefiel nicht jedem.

Das abgebildete Exemplar erstrahlt in besonderem Glanz

Dieser Opel GT 1900 AL wurde als Werbeträger der Dortmunder Brauerei Brinkhoff im Jahr 2010 aufwändig restauriert und in Brinkhoff-grün lackiert. Auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt ging er später im Rahmen eines Preisausschreibens unter allen Brinkhoff‘s No.1-Käufern als Hauptgewinn an einen Dortmunder.

Fotos & Text: Marina Block



Technische Daten


Motor: cih Reihenvierzylinder

Hubraum: 1897 ccm

B x H : 93 mm x 69,8 mm

Leistung: 90 PS bei 5100 U/min

max. Drehmoment: 149 Nm bei 2500 U/min

Beschleunigung: 10,8 sec. von 0 auf 60 km/h

Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h

Vergaser: Solex-Registervergaser

Kupplung: Einscheiben-Trockenkupplung

Getriebe: Vierganggetriebe

Karosserie: selbsttragende Ganzstahlkarosserie

Vorderradaufhängung: Doppelquerlenker, Querblattfeder, Stabilisator auf Wunsch

Hinterradaufhängung: Zentralgelenk-Hinterachse, Schraubenfedern, Stabilisator auf Wunsch

Bremsen: hydraulische, servounterstützte Scheibenbremsen vorn, Trommeln hinten; Zweikreissystem

Radstand: 2431 mm

L x B x H: 4113 x 1580 x 1225 mm

Gewicht: 960 kg

Verbrauch: 8 l auf 100 km

Stückzahl: 103463 Ex.

Bauzeit: 1968-1973

Bilder

Ton

Informationen:

MarkeOpel
ModelGT 1900
Baujahr1971

Weitere Fahrzeuge