Die von 1990 bis 1999 (Vergasermodell) gebaute Ducati 750 SS war ein italienisches Sportmotorrad aus Bologna mit Gitterrohrrahmen und mit für Ducati traditioneller desmodromischer Ventilsteuerung, bei der die Ventile mit einem zusätzlichen Hebel und Nocken zwangsweise geschlossen und geöffnet wurden. Sie war eine Reminiszenz an die Königswellen-750 SS aus den 70er Jahren, die auf der erfolgreichen 750er- Rennmaschine basierte, mit der Paul Smart das 200-Meilenrennen von Imola gewann
Die oben liegenden Nockenwellen (eine pro Zylinderbank) des V-Zweizylindertriebwerks der 750 SS aus den 90er Jahren wurden über Zahnriemen angetrieben, früher verwendete man bei Ducati für die Supersport eine Königswelle. Die desmodromische Ventilsteuerung ist untrennbar mit dem Namen Ducati verbunden, dem einzigen Motorradproduzenten der sie serienmäßig anwendete. Andere Produzenten gönnten diese Art der Ventilsteuerung höchstens ihren Rennmaschinen. Der Motor der 750 SS war eine Weiterentwicklung des ersten zahnriemengetriebenen Ducati-Motors aus der Pantah.
Die Ducati 750 SS war ein Sportmotorrad und stand in der Tradition der Supersportler aus Bologna
Obwohl sie in den 90er Jahren nicht zur Oberklasse von Ducati zählte, sondern mit ihren 750 ccm Hubraum und den 65 PS zur Mittelklasse gehörte, besaß sie doch die Gene eines Supersportlers. Die sportliche Sitzposition mit harter Sitzschale und einer Fußrastenlage, die nicht gerade Bequemlichkeit sondern eher Vorfreude auf ein temperamentvolles Fahrvergnügen verhieß, deutete auf den sportlichen Einsatz. Ein Wunsch, der auch erfüllt wurde. Denn der kraftvolle ohc V-Zweizylinder mit Mikuni-Gleichdruckvergasern, desmodromischer Ventilsteuerung und Denso-Zündung beförderte den 188 kg schweren Sportler in wenigen Sekunden auf 100 km/h und auf eine Höchstgeschwindigkeit von gut 200 km/h. Wer es noch schneller wollte, musste allerdings zu den größeren Ducati-Superbikes greifen wie etwa der 900 SS. Freude machte auch das perfekt abgestufte Fünfgang-Getriebe und das extrem wendige und spurstabile Fahrwerk, das für ausgedehnte Kurvenstrecken einfach perfekt war. Für Sicherheit sorgte ab 1994 eine sehr gute Bremsanlage von Brembo, die ab dann aus einer Doppelscheibenbremse (vorher Einscheibenbremse) mit Vierkolbensätteln vorn und einer Scheibenbremse hinten bestand. Angeboten wurde die 750 SS mit Halbverkleidung unter der Zusatzbezeichnung Nuda oder als Carenata mit Vollverkleidung.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohc V-Zweizylinder, desmodromisch betätigte Ventile
Hubraum: 748 ccm
B x H: 88 x 61,5 mm
Verdichtung: 9:1
Leistung: 65 PS bei 7500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca. 200 km/h
Vergaser: 38 mm-Mikuni-Gleichdruckvergaser
Zündung: kontaktlose Transistorzündung
Getriebe: Fünfganggetriebe
Kupplung: Kupplung im Ölbad ab 1992
Hinterradantrieb: über Kette
Rahmen: Gitterrohrrahmen aus Stahlrohr
Radführung vorn: Upside-down-Gabel
Radführung hinten: Zweiarmschwinge aus Stahlprofilen, Zentralfederbein
Bremse vorn: ab 1994 Doppelscheibenbremse, 320 mm, Vierkolbensättel
Bremse hinten: Scheibenbremse, 245 mm
Räder: Alugussräder
Tankinhalt: 17,5 l
Gewicht: 188 kg
Bauzeit: 1990-1999 (Vergasermodell)