Eine Nische im Automobilbau florierte in den 80er Jahren in ganz besonderem Maße, denn es war die Zeit der Umbauten und des Tunings
Aus Serienmodellen etwas Besonderes zu machen, sei es aus den Motoren einige PS mehr heraus zu kitzeln oder das äußere Kleid durch beherzte Schnitte zu verändern und alles ein bisschen individueller zu gestalten, das gab es im Prinzip seit Fahrzeuge in Serie den Markt eroberten. Doch dieses Phänomen vollzog sich meist im Hintergrund und war oft nur Liebhabern bekannt. Ab den späten 70er und dann in den 80er Jahren sollte sich dies allerdings deutlich ändern, denn das Interesse an individueller ausgestalteten Fahrzeugen, die sich auch äußerlich von der Masse abhoben, wurde immer größer. Zu den alten gesellten sich etliche neue Tuning-Firmen und hatten großen Zulauf. „Breiter, schneller, lauter“ wurde zur Parole und feuerte auf einmal eine ganze Generation von Autoenthusiasten an. Ein weiterer Unterschied zur Zeit vor den 80er Jahren lag zudem darin, dass vorher eher die Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs im Vordergrund stand. In den 80ern erlangte daneben aber auch das optische Tuning eine besondere Bedeutung. Schürzen, Spoiler, Felgen, Breitbausätze wurden zum viel diskutierten Thema.
Tuner und Karossiers nahmen sich für ihre Zwecke prädestinierte Serienmodelle vor, veränderten sie und hofften auf Aufträge und eine Kleinserie. Den einen gelang es, andere hatten weniger Glück, wie unser abgebildetes Exemplar, das ein Einzelstück blieb, bewies
Der Automobilveredler Küwe und der Karosseriebauer Lorenz hatten mit dem Umbau eines Mazda 626 Coupés zu einem Cabriolet ein Joint-Venture gestartet. 1984 wurde das für Umbaukosten von 15000 DM entstandene Cabriolet mit zwei verschiedenen Spoilervarianten vorgestellt. Die erste Version, die für einen Prospekt der Firmen Küwe und Lorenz abgebildet wurde, legte man bald ad acta, entschied sich stattdessen für den GFK-Bausatz der Firma Küwe und baute das Fahrzeug auf die zweite Design-Variante um. Erfolg war dem Cabriolet-Umbau, der doppelt soviel kostete wie das Mazda Coupé allein, allerdings nicht beschieden. Die Firma Küwe ging kurz darauf in die Insolvenz.
Küwe und Lorenz hatten schon zuvor zusammen gearbeitet und zwar an einem Umbau des von Kenichi Yamamoto entwickelten, chicen und sportlichen Mazda RX-7, dem erfolgreichsten Fahrzeug mit Wankelmotor überhaupt
In Gemeinschaftsarbeit entstand damals auf Mazda RX-7-Basis das erste Cabriolet mit Kreiskolbenmotor. Es besaß übrigens ein voll versenkbares Verdeck. Küwe und Lorenz bauten damals ungefähr 30 RX-7 zu Cabriolets um. Den Kunden kostete allein der Umbau mehr als 18000 DM, dazu kam natürlich noch der Preis für den Mazda RX-7 selbst.
Das Mazda 626 Küwe-Lorenz Spezial Cabriolet blieb hingegen ein Einzelstück und befindet sich auch heute noch im Originalzustand
Das Mazda 626 Küwe Spezial Cabriolet ging in die Insolvenzmasse und wurde einer Immobiliengesellschaft zugesprochen. Diese konnte wenig mit dem Fahrzeug anfangen, so dass es 17 Jahre in einer Garage verschwand. Nach seiner Wiederentdeckung wurde es in einer KfZ-Werkstatt in Zahlung gegeben. Dort wurde das Cabriolet gereinigt und die aufgetretenen Schäden nach der langen Standzeit beseitigt. Die H-Zulassung erfolgte dann bei einem Kilometerstand von 22000 km im Jahr 2015. Das Fahrzeug befindet sich im Original-Zustand.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohc Reihenvierzylinder
Hubraum: 1998 ccm
B x H: 86 x 86 mm
Leistung: 115 PS bei 5400 U/min
Max. Drehmoment: 171Nm bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h
Getriebe: Fünfgangschaltgetriebe
Antriebsart: Vorderradantrieb
Karosserie: selbsttragende Stahlblechkarosserie mit Verstärkungen
Vorderradaufhängung: McPherson-Federbeine, Querstabilisator
Hinterradaufhängung: McPherson-Federbeine, Querstabilisator
Bremsen: vorn Scheibenbremsen, hinten Trommelbremsen
Radstand: 2510 mm
Gesamtmaße: 4514 x 1690 x 1410 mm
Leergewicht: 1100 kg
Stückzahl: Unikat
Bauzeit: 1984