Die Automobil,- Fahrrad,- und Motorradmarke Adler war schon immer etwas Besonderes und beschäftigte berühmte Ingenieure
In Deutschland kamen fortschrittliche Serienautos sehr häufig aus den von Heinrich Kleyer gegründeten Adler-Werken in Frankfurt. Seit der Jahrhundertwende baute man dort schon erfolgreich Autos. 1914 etwa war jedes fünfte in Deutschland zugelassene Automobil ein Adler. Kluge Köpfe wie Edmund Rumpler (Tropfenwagen), Hans Gustav Röhr und Karl Jenschke arbeiteten bei Adler als Chefkonstrukteure. So wartete Adler oft mit den interessantesten Innovationen auf. Schon Anfang des Jahrhunderts baute Rumpler dort einen Versuchswagen mit geschlossener Motor-Getriebe-Einheit, Schwingachsen und Einzelradaufhängung. Federführend war die Firma dann später bei der Entwicklung des Frontantriebs zur Serienreife. Sie bot das erste deutsche Serienmodell mit hydraulischer Bremse und den ersten Wagen mit Ganzstahlkarosserie an. Schließlich forcierte Erwin Kleyer, der Sohn des Firmengründers, die Entwicklung stromlinienförmiger Fahrzeuge und stellte Kontakte zu Freiherr Koenig-Fachsenfeld und Prof. Kamm her. Mit dem amerikanisch-deutschen Unternehmen Ambi-Budd, dem damals einzigen Produzenten von Ganzstahlkarosserien in Deutschland, war Adler von Anfang an eng verbunden, da Ambi-Budd seit 1927 ungefähr 26% der Adler-Aktien hielt
Als Heinrich Kleyer bei Adler mit dem Autobau begann, waren die Fahrräder der Marke schon weithin bekannt
Mit dem Fahrrad-Virus infizierte sich der junge Ingenieur Kleyer 1879 in den USA als er dort für ein Hamburger Maschinen-Importhaus unterwegs war. In Boston besuchte er ein anlässlich des Unabhängigkeitstages veranstaltetes Hochradrennen. Davon war er so begeistert und von der Zukunft des Fahrrads so überzeugt, dass er 1880 gleich eine Maschinen,- und Fahrradhandlung in Frankfurt am Main gründete, aus der 1885 die Heinrich Kleyer GmbH hervorging, woraus dann die bald zur Aktiengesellschaft umformierten Adler-Werke wurden. Anfangs verkaufte Kleyer aus England importierte Fahrräder, doch schon ein Jahr später begann die eigene Fertigung von Dreirädern und Hochrädern. Damit war Kleyer der erste Fahrradhersteller in diesem Land. Die ersten Autos baute er 1899. Zwei Jahre später folgten die ersten Motorräder, die in der Frühzeit allerdings nur bis 1909 gebaut wurden. Anfangs orientierte man sich beim Automobilbau an französischen Vorbildern, baute Renault-ähnliche Fahrzeuge und verwendete Motoren von De Dion Bouton. Aber schon ab 1902 verlegte sich Adler auf eine eigene Motorenproduktion. Schon bald gab es Vierzylindermodelle mit 1,3 l bis 9 l Hubraum, aber auch ein Modell mit V-Zweizylindermotor und mit Parallel-Zweizylindermotor.
Der von 1910 bis 1912 gebaute K 7/17 PS mit Doppelphaeton-Aufbau profitierte von den Entwicklungen Edmund Rumplers, der bis etwa 1907 für Adler arbeitete
Der Adler K 7/17 PS besaß einen Reihenvierzylindermotor mit 1819 ccm Hubraum und einer Leistung von 17 PS. Damit konnte das Fahrzeug eine Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h erreichen. Die Zylinder des Vierzylindermotors waren paarweise gegossen. Der Nockenwellenantrieb erfolgte über Zahnräder. Der Motor arbeitete mit Doppelzündung. Mit seiner Hubraumgröße zählte der K 7/17 PS zu den kleineren Modellen von Adler. Das ließ sich auch an den nur elf Belüftungsstreben der Motorhaube erkennen. Ausgestattet war das Modell übrigens mit einem Vierganggetriebe, was zu der Zeit bei einem relativ kleinen Modell nicht eben üblich war. Motor und Getriebe bildeten eine Blockkonstruktion. Als Aufbau wurde ein Doppelphaeton gewählt.
Das abgebildete Exemplar ist ein ganz besonderes Fahrzeug
Es war nämlich der Privatwagen von Otto Kleyer, einem der beiden Söhne von Heinrich Kleyer, die damals in den Anfängen des Automobilbaus viele Adler-Automobile auch in Rennen, Rallyes und Langstreckenfahrten getestet hatten.
Den K 7/17 PS fuhr Otto Kleyer, der 1979 starb, noch fast bis kurz vor seinem Tod.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: wassergekühlter Reihenvierzylindermotor
Hubraum: 1819 ccm
B x H: 75 x 100 mm
Leistung:17 PS bei U/min
Höchstgeschwindigkeit: 65 km/h
Zündung: Batteriezündung und Hochspannungs-Magnetzündung
Kupplung: Leder-Konuskupplung mit innen liegender Feder
Getriebe: Vierganggetriebe
Antriebsart: Heckantrieb, Kardanwelle
Rahmen: Kastenrahmen
Vorderradaufhängung: Starrachse, Halbelliptikfederung
Hinterradaufhängung: Starrachse, Halbelliptikfederung
Karosserie: Doppelphaeton
Bremsen: Trommelbremsen
Radstand: mm
L x B x H: x x mm
Gewicht: ca. 800 kg
Bauzeit: 1910-1912