Der ab 1972 gebaute Audi 80, der auch als Basis für das erste wirkliche Volumenmodell von VW mit Frontmotor und Frontantrieb, den VW Passat dienen sollte(der K70, eine NSU Entwicklung zählt wegen der geringen Stückzahlen von ca. 212000 Ex. hier nicht), war für VWs Existenz entscheidend
Eigentlich hatte VW damals vor, das Werk in Ingolstadt für die Käferproduktion zu nutzen und keine weiteren Audi-Konstruktionen dort zu entwickeln. Doch dank des ehemaligen Daimler-Benz-Rennwageningenieurs Ludwig Kraus, der später für die Auto Union und dann für Audi arbeitete, kam es dann anders. Wahrscheinlich hatte Kraus schon früh erkannt, dass VWs Konzentration auf den Käfer bald in die Sackgasse führen würde. Er machte sich daran, den ersten, auf dem DKW F102 basierenden Audi in seiner Freizeit und ohne das Wissen der VW-Manager weiterzuentwickeln. Das war ein Glück, denn später rettete Audi so die Existenz des Volkswagenkonzerns.
Als Daimler-Benz von 1958 bis 1964 bei der Auto Union Regie führte, hatte man bereits für den DKW F102 einen neuen Motor entwickelt, der kein Zweitaktmotor mehr war, sondern ein hochverdichteter ohv Reihenvierzylindermotor. Nachdem dann VW das Zepter übernahm, entstand aus der Kombination von Fahrwerk und Karosserie des F102 und des Daimler-Motors der erste Audi, auch Audi F103 genannt. Daraus wiederum entwickelte Kraus den ersten Audi 100 mit Frontantrieb, der über eine selbsttragende Karosserie mit großen Fensterflächen und über ein wegweisendes Fahrwerk verfügte, das Allgemeinstatus erlangen sollte.
Die von Kraus geleitete Entwicklungsabteilung machte sich auch gleich daran ein neues Mittelklassemodell als Volumenmodell zu konstruieren. Ausschlaggebend für den Audi 80 mit Frontantrieb, Frontmotor und selbsttragender Karosserie sowie den davon abgeleiteten VW Passat war eine moderne Formgebung, Leichtbau, ein moderner und effizienter Motor in verschiedenen Leistungsstufen und ein sehr gutes Fahrwerk
Die Vorderräder des Audi 80 waren an McPherson-Federbeinen, Querlenkern und Schraubenfedern aufgehängt. Hinten gab es eine Starrachse mit Längslenkern, Panhardstab und Schraubenfedern. Der Audi verfügte über ein Diagonal-Zweikreisbremssystem mit vorderen Scheibenbremsen (thermisch unempfindliche Schwimmrahmen-Scheibenbremsen) und hinteren Trommelbremsen. Etwas Besonderes war der negative Lenkrollradius, der die Sicherheit des Audi 80 erhöhte. Er verhinderte nämlich ein Schiefziehen der Bremsen bei verschieden hohen Bremskräften an den Vorderrädern und damit ein Ausbrechen des Fahrzeugs. Ein weiterer Vorteil des Audis war seine Seitenwindstabilität, die er seinem ausgewogenen Fahrwerk verdankte
Der moderne, längs vor der Vorderachse platzierte Reihenvierzylindermotor mit der Serienbezeichnung 827 besaß eine oben liegende Nockenwelle mit Zahnriemenantrieb sowie Tassenstößel und setzte Maßstäbe in der Standardmotorisierung
Der Motor kam letztendlich in vielen Modellen des Volkswagenkonzerns zum Einsatz. Er zeichnete sich nicht nur durch Leistungsfähigkeit und Haltbarkeit sondern auch durch einen damals als gering empfundenen Benzinverbrauch aus.
Angeboten wurde der Audi 80 als zwei,- oder viertürige Stufenheck- Limousine und als Kombi in verschiedenen Ausstattungsklassen
In der LS-Ausführung leistete der Audi 80 mit einem Hubraum von 1,5 l 75 PS. Zudem besaß er eine Verbundglasfrontscheibe und einen Bremskraftverstärker.
1978 löste der größer dimensionierte Audi 80 B2 den in 1103766 Exemplaren gebauten B1 ab.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohc Reihenvierzylinder
Hubraum: 1471 ccm
B x H: 76,5 x 80 mm
Leistung: 75 PS bei 5800 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Getriebe: Vierganggetriebe, Dreistufen-Automatik optional
Antriebsart: Frontantrieb
Vorderachse: McPherson-Federbeine,Querlenker, Schraubenfedern, Querstabilisator
Hinterachse: Starrachse, Längslenker, Panhardstab, Schraubenfedern
Bremsen: vorn Scheibenbremsen, hinten Trommelbremsen
Karosserie: selbsttragende Ganzstahlkarosserie
Radstand: 2470 mm
L x B x H: 4175 x 1600 x 1362 mm
Gewicht: 875 kg
Verbrauch: 10l/100 km
Stückzahl: 1103766 Ex. - B1
Bauzeit: 1972-1978