Ausgangsbasis für dieses mit Norman Kronseder an der Tunesienrallye und an der Ägyptenrallye (Pharaonenrallye) 2002 teilgenommene Rallye-Motorrad war die BMW F 650 mit Einzylindertriebwerk, dem ersten Einzylindermodell von BMW seit 1966, wenn auch nicht mit hauseigenem Motor
BMW hatte die schlanke und sportliche F 650 zusammen mit dem italienischen Motorradproduzenten Aprilia und dem österreichischen Motorenhersteller Rotax entwickelt. Gebaut wurde die F 650, wie auch ihr Schwestermodell Aprilia Pegaso im italienischen Noale. Das Einzylindermodell war eine straßentaugliche Enduro mit Kettenantrieb des Hinterrads, die sowohl auf der Straße als auch im Gelände eine gute Figur machte und als eine Art Fun-Bike konzipiert war.
Der wassergekühlte Einzylindermotor wurde bei Bombardier-Rotax in Österreich gefertigt
Er besaß vier im Zylinderkopf hängende Ventile, zwei obenliegende Nockenwellen, verfügte in der ursprünglichen Version über einen Hubraum von 652 ccm und leistete 48 PS bei 6500 U/min.
Diese von 1993 bis 2000 gebaute Enduro war eine gute Basis für Wettbewerbsmodelle. Ex-BMW-Werksfahrer und Rallye-Spezialist Richard Schalber hatte für BMW auf Grundlage der F 650 einen potenten Wüstensingle entwickelt
Das Wüstenexemplar besaß einen verwindungsfesten Brückenrahmen aus Chrom-Polypdän-Vierkantrohren mit angeschraubtem Heckrahmen und ein zentrales Federbein. Das Hinterrad wurde von einer Schwinge aus Alu-Profilen aufgenommen, die direkt mit dem zentralen Federbein verbunden war. Auch der Rotax-Motor erhielt ein Upgrade. Er wurde von Gottfried Michels alias Pami getunt, leicht aufgebohrt und in der Leistung erhöht. Auch die drei an der Pharaonenrallye von 2002 teilnehmenden Einzylinder-BMWs waren für die Wüstenrallye präpariert, diesmal vom Regensburger Pia-Team (BMW-Vertragshändler, Pia=People in motion). Teamchef Gunther Kronseder hatte mehrere BMW F 650 für den Wettbewerb aufgerüstet und ihnen auch eine spezielle Stahlschwinge spendiert. Außerdem speckte man die Einzylinder-BMW an vielen Stellen ab und ersetzte einiges zur Gewichtsersparnis durch ansprechend gestaltete Leichtbau-Karbonteile. Beim getunten Motor wurde die Einspritzung beibehalten und nicht auf Vergaser-Technik gesetzt, um den Benzinverbrauch in Grenzen zu halten, was natürlich ein starkes Argument bei einer Wüstenrallye war.
Das abgebildete Exemplar nahm 2002 mit Norman Kronseder an der Tunesienrallye und an der Ägyptenrallye teil
Trotz einer Hitzewelle bei der Ägyptenrallye mit Temperaturen über 50° hielt die Maschine ohne große Probleme durch und Norman Kronseder, der zusammen mit seinem Bruder Volker (auf einem von HPN getunten Werksboxer) im Pia-Team von Bruder Gunther Kronseder fuhr, konnte die Rallye als bester deutscher Fahrer mit einem 23. Gesamtrang beenden.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: wassergekühlter, dohc Einzylindermotor, Vierventiler
Hubraum: 710 ccm
Leistung: 74 PS bei 6800 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 140 km/h
Gemischaufbereitung: elektrische Kraftstoffeinspritzung
Getriebe: Fünfganggetriebe
Antrieb zum Hinterrad: Kette
Rahmen: Brückenrahmen aus Stahlprofilen, angeschraubter Heckrahmen
Radführung vorn: hydraulisch gedämpfte Teleskopgabel
Radführung hinten: Schwinge, Zentralfederbein
Bremsen: Scheibenbremsen
Radstand: 1545 mm
Länge: 2130 mm
Gewicht: 175 kg
Sitzhöhe: 970 mm
Verbrauch: ca. 12l/100km