1955 Miele Tourenfahrrad mit Rex FM50
Der kleine Rex-Einzylinderzweitaktmotor mit erst 31 ccm und später bis zu 50 ccm Hubraum war in der frühen Nachkriegszeit einer der am häufigsten verwendeten und erfolgreichsten Hilfsmotoren für Fahrräder sowie einer der besten seiner Art. „Rex am Riemen“ lautete eine humorvolle Beschreibung
Die meisten Rex-Fahrradhilfsmotoren saßen vorn am Lenker und trieben über einen Riemen das mit einer Riemenscheibe versehene Vorderrad an. Diese Bauweise war schon recht alt. Unter den ersten oder vielleicht sogar die ersten, die diese Methode anwendeten, waren die Brüder Werner aus Paris. Bereits 1897 bot die Firma Werner Frères et Cie ein Fahrrad mit Hilfsmotor an, der über dem Vorderrad angebracht war und selbiges mit einem Riemen antrieb. Damit war der „Nasenwärmer“ geboren, ein Spitzname, den auch der Rex erhielt. Aber es gab den Rex nicht nur als „Nasenwärmer“, es gab ihn auch als Rahmeneinbaumotor, der dann das Hinterrad antrieb. Verwendet wurde dafür der Rex FM 50 mit 0,9 bis 1,4 PS.
Den ersten Boom an Fahrradhilfsmotoren gab es in den 20er und 30er Jahren, der nächste Boom folgte nach dem zweiten Weltkrieg. Ende der 40er Jahre war der Rex-Motor einer der ersten und bald am weitesten verbreiteten Hilfsmotoren für Fahrräder in Deutschland
Der Rexmotor war einer der am frühsten verfügbaren kleinen Hilfsmotoren und sehr gut konstruiert. Ein Fahrrad mit Hilfsmotor war damals ein aus der Not geborenes, billiges und genügsames Gefährt, das vielen überhaupt erst den Einstieg in die Motorisierung ermöglichte, denn kurz nach dem zweiten Weltkrieg gab es keine günstigere Möglichkeit einer unabhängigen, motorisierten Fortbewegung.
Entwickelt wurde der äußerst zuverlässige Rex-Motor von Fritz Cockerell (baute die Megola), Rudolf Schleicher (ehemals bei BMW), Emil Stiebling (ehemals bei DKW) und Max Seyffer
In der Seyffer-Fertigungsgemeinschaft konstruierten sie einen 31 ccm großen (später 34, 40 und 50 ccm), luftgekühlten Einzylinder-Zweitakter mit Einganggetriebe, den man über dem Vorderrad anbringen konnte. Er war so konzipiert, dass er die doch recht schwachen Fahrradrahmen nicht übermäßig strapazierte und dass auch die Fahrradbremsen mit der höheren Leistung und Höchstgeschwindigkeit von etwa 20 bis 25 km/h noch gerade so zurecht kamen. Ausgestattet war der mit einem Flachkolben arbeitende Zweitakter mit einer Bosch-Zündanlage und einem Bing-Schwimmervergaser. Der Zylinder mit eingezogener Perlitgußbüchse und der abnehmbare Zylinderkopf bestanden aus Leichtmetall. Der in ein Miele Original Tourenherrenfahrrad eingebaute Rex-Rahmeneinbaumotor von 1955 besaß einen Hubraum von 49 ccm und leistete 0,9 PS. Sein Verbrauch lag bei 1,4 l auf 100 km, so dass der Inhalt des am oberen Rahmenrohr angebrachten Tanks für etwa 240 km reichte. Im Hinterrad des von 1934 bis 1961 gebauten Miele Tourenfahrrads saß eine Riemenscheibe, die der Rex über einen Riemen antrieb. Das stabile Herrentourenfahrrad der Klasse 12 mit 28“-Rädern wurde von Miele als „Ein Rad – nicht nur für die Rennbahn, sondern für den anstrengenden Tagesgebrauch bestimmt“ beschrieben. Es besaß eine schwarze Lackierung, einen schwarzen oder farbig abgestimmten Steuerkopf und eine dezente Linierung auf Rahmen. Es gab einen Ledersattel mit Druck,- und Zugfeder, ein verchromtes Sattelgestell, eine Luftpumpe und Rückstrahlerpedale. Gegen Aufpreis bekam man einen Gepäckträger, Chromfelgen, verschiedene Schaltungen (Kettenschaltung von F & S oder Simplex, Zweigang oder Dreigang-Torpedonabe von F & S) und ein Torpedo oder Strebenschloß. Beim Herrenmodell ließ sich zwischen drei Rahmenhöhen wählen (52,55,60 cm). Bei der abgebildeten Miele mit dem Rex-Rahmenmotor wurde eine spiralgefederte Vorderradgabel eingebaut. Diese Pendelgabel hatte, ähnlich wie bei der Gabel der Opel Motoclub, den Vorzug, dass sie nicht nur federte, sondern auch eine Dämpfungswirkung aufwies.
Fotos & Text: Marina Block