1973 wurde der Chevrolet Caprice in Chevrolet Caprice Classic umbenannt und die Angebotspalette durch ein luxuriöses Cabriolet ergänzt
Zum ersten Mal tauchte der Name Caprice bei Chevrolet 1965 als Luxusversion des Modells Impala auf. Nicht nur der große Erfolg der Luxusversion führte dazu, den Caprice bereits im folgenden Produktionsjahr als eigenständige Modellreihe neben dem Impala und dem Bel Air aufleben zu lassen. Dieser Entscheidung lag auch die Überlegung der GM-Oberen zu Grunde, jeder einzelnen GM-Division (hinter jeder Division stand eine GM-Marke) ein Luxusmodell zu gönnen. Vor dieser Regelung war nämlich aufgefallen, dass fast alle Direktoren der jeweiligen Divisionen Cadillac fuhren und kein Fahrzeug ihrer eigenen Division. Das war ein Phänomen, das gar nicht gut ankam und so bekam Chevrolet den Caprice als Luxusmodell, der von seinem Stellenwert her damals nah am Cadillac angesiedelt war. Die Baureihe wurde dann mit den für den amerikanischen Markt typischen jährlichen Veränderungen bis 1996 weitergeführt.
GM bewarb den Chevrolet Caprice Classic 1973 als den „most distinguished Chevrolet of all“ und attestierte ihm der beste, komfortabelste und eleganteste Chevrolet zu sein, der bis dato gebaut wurde.
Der Caprice Classic besaß den B-body von GM, eine reichhaltige Ausstattung und eine solide Verarbeitung
Wie in der amerikanischen Automobilindustrie üblich war auch der Caprice Classic auf einem Chassis aufgebaut. Diese Bauweise hatte ihre Vorteile, denn man konnte ein Fahrzeug beliebig groß gestalten, ohne dass es mehr gekostet hätte. So war auch der Caprice mit einer Länge von 5,70 m und einer Breite von gut zwei Metern ein echter Full-Size-Chevy und Straßenkreuzer par excellence. Für europäische Verhältnisse hatte er „Wohnzimmerausmaße“, für Amerikaner war so viel Platz völlig normal. GM-Chefdesigner Bill Mitchell hatte dem Caprice eine flache und kantig-elegante Form gegeben. Zur Serienausstattung des luxuriösen Cabriolets zählten elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung, ein elektrisch zu bedienendes Verdeck, eine Servolenkung, Servo-Scheibenbremsen und ein präzise arbeitendes Dreigang-Automatikgetriebe. Auch besaß es eine neu gestaltete Stoßstange, die die aktuellen amerikanischen Sicherheitsstandards für 1973 erfüllen und einem Aufprall von 8 km/h standhalten mußte.
Der Caprice Classic galt als robustes, erschwingliches und zuverläßiges Fahrzeug
Er besaß einen stabilen Leiterrahmen, die Vorderräder waren an Dreieckslenkern und Schraubenfedern aufgehängt und hinten gab es eine robuste Starrachse. Unter der Motorhaube arbeitete, für amerikanische Straßenkreuzer selbstverständlich, ein großes ohv V-Achtzylindertriebwerk mit 6,6 l Hubraum. Die Größe des Hubraums spielte in den USA keine Rolle, da es keine Hubraumsteuer gab. Je größer die Motoren waren, desto zuverlässiger waren sie auch und desto seltener gingen sie kaputt. Zum ersten Mal vorgestellt wurde der 6,6 Liter small block V-8 bei Chevrolet im Jahr 1970. Bis 1974 gab es ihn nur mit Zweifachvergaser und einer Leistung von 150 PS bei 3200 U/min. Die Ausdrücke „small block“ und “big block“ waren GM interne Bezeichnungen und bezogen sich lediglich auf die Ausmaße der Motoren, hatten aber mit dem Hubraum nichts zu tun. Die V-8 big blocks waren größer und robuster gearbeitet. Verwendung fanden sie auch in den LKWs des Konzerns.
Auch wenn das Caprice Classic Cabriolet eine recht gute Figur machte und ihm die full size-Dimension sehr gut zu Gesicht stand, wurde es nur eine relativ kurze Zeit angeboten
Ende 1975 stellte nicht nur GM die Produktion des beliebten Chevrolet Caprice Classic Cabriolets nach etwas über 20000 verkauften Exemplaren ein, sondern die komplette amerikanische Autoindustrie baute sechs Jahre lang keine Cabriolets mehr. Auslöser dafür waren unsinnige Sicherheitsvorbehalte von Ralph Nader, einem Verbraucherschutzanwalt, der mit seinen Sicherheitsbedenken die Gesetzgebung beeinflusste.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohv V-8 small block
Hubraum: 6,6 Liter
Bohrung x Hub: 104,77 mm x 95,25 mm
Verdichtung: 8,5 :1
Leistung: 150 PS bei 3200 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca. 185 km/h
Beschleunigung: von 0 auf 60 mph 12,6 sec
Antriebsart: Hinterradantrieb
Chassis: Leiterrahmen
Vorderradaufhängung: an Dreieckslenkern, Schraubenfedern, Stabilisator
Hinterachse: Starrachse, Längsschubstreben, Schraubenfedern
Bremsen: Servobremsen; vorn Scheiben, hinten Trommeln
Radstand: 3,09 m
L x B x H: 5,66m x 2,03 m x 1,38m
Gewicht: ca. 2072 kg
Verbrauch: ca. 20 l auf 100 km
Tankinhalt: ca. 98 l
Bauzeit Cabriolet: 1973-1975
Anzahl Cabriolets: insgesamt über 20000 Ex.; 7339 Ex.-1973, 4670 Ex.-1974, 8349
Ex.-1975
