DKW - Hobby Standard (1954)


Der DKW Hobby-Motorroller mit Automatik-Getriebe war eine gut durchdachte Konstruktion und nahm das Konzept moderner Roller vorweg. So besaß der Hobby nicht nur ein gutes Fahrwerk mit Telegabel vorn und Hinterradschwinge, sondern galt auch als das erste deutsche Zweirad mit Automatikgetriebe

Auch DKW, der einst größte Motorradproduzent der Welt, der seit Anfang der 30er Jahre zur Auto Union zählte und dessen Motorräder so gut waren, dass sie weltweit kopiert wurden (vor allem die RT 125), sah sich in der ersten Hälfte der 50er Jahre dazu veranlasst, nach dem großen Erfolg des italienischen Vespa-Motorrollers von Piaggio und dem reißenden Absatz des Hoffmann Vespa-Lizenzbaus in Deutschland zur Zeit der sich immer deutlicher abzeichnenden Motorradkrise ein Rollermodell zu offerieren. Allerdings hatte man bei DKW einen hohen Anspruch und brachte mit dem Hobby eine sehr fortschrittliche Konstruktion heraus. So besaß der Motorroller von DKW ein gut abgestimmtes Fahrwerk mit Telegabel, Hinterradschwinge mit Gummidruckfederung und für einen Roller recht großen 16“-Rädern, das ein komfortables Fahrverhalten gewährleistete. Ausgestattet war der Hobby anfangs mit Halbnabenbremsen. Die Formgebung war rollertypisch mit großem, hoch gezogenem Frontschild, weitem Durchstieg und vollverkleidetem Hinterbau, der beim Hobby viele kleine Öffnungen zur vorteilhaften Belüftung des Motor enthielt. Auch die Ausschnitte im hinteren Blechkleid am Hinterrad, die bei der Luxus mit einem Alugitter versehen und bei der Standard schlicht offen waren, dienten der besseren Luftzufuhr. Für einen leichten Zugang zur geneigt eingebauten Motor-Getriebeeinheit sorgte die nach vorn abklappbare Hinterradverkleidung. Angetrieben wurde der 77 kg schwere Hobby von einem hauseigenen, gebläsegekühlten Zweitaktmotor mit 74 ccm Hubraum und 3 PS, der eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h ermöglichte.

Das vollautomatische Getriebe war eine Besonderheit des Hobby-Rollers

Es handelte sich dabei um ein stufenloses Riemengetriebe mit Ausrückhebel am Lenker und um das erste automatische Getriebe an einem Zweirad hierzulande. Dieses Automatk-Getriebe entstand noch bevor DAF sein Variomatikgetriebe mit Fliehkraftkupplung herausbrachte. Heute arbeiten im Prinzip alle Roller nach diesem System.

Der von 1954 bis 1957 in fast 46000 Exemplaren gebaute Hobby war eine elegante Erscheinung und wurde in Standard und Luxusausführung angeboten. Mitte der 50er Jahre war der Hobby sogar hier der meistverkaufte Roller

Die anfangs gebaute Standardversion war mit nur einem Sitzkissen ausgestattet und ausschließlich für den Solobetrieb geeignet. Ab 1955 kam eine Luxusversion mit verstärktem Hinterbau und zwei Sitzkissen heraus, die zudem über eine Vollnabenbremse im Vorderrad verfügte. Wie der Name schon sagte, war diese Ausführung auch sonst luxuriöser ausgestattet und besaß weit mehr Chromschmuck als die Hobby Standard.

1958 stellte die Auto Union die komplette Zweiradproduktion ein

Obwohl in der Motorradkrise die Verkaufszahlen vor allem der kleineren DKW-Modelle gar nicht so schlecht aussahen und sich auch der DKW Motorroller recht gut schlug, besiegelte die Auto Union das Ende der Motorradproduktion bei DKW, wohl weil derzeit mit den größeren Modellen hohe Verluste eingefahren wurden. Bis weit in die 60er Jahre hinein wurde der DKW Hobby noch als Lizenzbau im elsässischen Mülhausen gebaut und über das alte DKW-Händlernetz weiter verkauft.

Fotos & Text: Marina Block

Technische Daten

Motor: gebläsegekühlter Einzylinder-Zweitaktmotor

Hubraum: 74 ccm

B x H: 45 x 47 mm

Verdichtung: 1:6,1

Leistung: 3 PS bei 5000 U/min

Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h

Getriebe: Automatik-Getriebe

Vorderradaufhängung: Telegabel

Hinterradaufhängung: Schwinge mit Gummielement

Bremsen: Trommelbremsen

Radstand: 1350 mm

Reifen: 2.50 x 16“

Tankinhalt: ca. 6 l, unter Fahrersitz

Bauzeit: 1954-1957

Preis: 795 DM (1954)

Stückzahl: 45303 Ex.

Bilder

Informationen:

MarkeDKW
ModelHobby Standard
Baujahr1954

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