Chevrolet - Corvair (1967)


Der von 1959 bis 1969 in zwei Generationen gebaute Chevrolet Corvair mit luftgekühltem Sechszylinder-Boxermotor aus Leichtmetall im Heck und selbsttragender Karosserie war eine der damals ungewöhnlichsten amerikanischen Automobilkonstruktionen. So wurde eine Heckmotoranordnung (und dann auch noch mit Boxermotor) von amerikanischen Großserienherstellern bis dato nicht verwendet. Auch mit der selbsttragenden Karosserie tat man sich lange schwer und hielt der Bauweise mit Chassis noch ziemlich lang die Treue. Ebenfalls untypisch für jene Zeit war ein Design ohne Heckflossen und mit wenig Chrom sowie eine unabhängige Radaufhängung rundum

Es heißt, GM (Chevrolet gehörte zum General Motors Konzern) wollte mit dem Corvair Volkswagens erfolgreichem Käfer, der in großer Menge auch in die USA exportiert wurde, vor der eigenen Haustür Konkurrenz machen, indem man sich am VW Käfer-Konzept orientierte und es auf amerikanische Dimensionen ausweitete. Der für amerikanische Verhältnisse kleine (er wurde als Kompaktwagen beworben, war aber weit größer als der Käfer) und kleinvolumige Corvair erweitete mit seinem anfangs 2,3 l und später bis 2,7 l großen Sechszylinderboxertriebwerk das untere Segment des Konzernprogramms. Sein Name „Corvair“ leitete sich von den Modellen Corvette und Bel Air ab und verwies zum einen auf die schlanke und dynamische Formgebung der Corvette und zum anderen auf die Luftkühlung des Boxermotors.

Die Heckmotoranordnung hatte Vor,- und Nachteile

Einerseits war viel Raum verfügbar, da es keinen Mitteltunnel gab. Differential und Schaltgetriebe befanden sich in einem Gehäuse an der Hinterachse (Transaxle-Bauweise). Nachteilig war hingegen die Hecklastigkeit des Corvair. In Verbindung mit der hinteren Radführung, die aus einer Pendelachse bestand, und einer nicht optimal dazu abgestimmten Vorderradfederung führte das bei der ersten Generation zu einem gewöhnungsbedürftigen Kurvenfahrverhalten vor allem bei höherer Geschwindigkeit. Nach etlichen Unfällen wurde der Corvair für nicht sicher erachtet und von Anwalt Ralph Nader torpediert. Zu diesem Zeitpunkt hatte GM allerdings schon interveniert und Hinterradaufhängung sowie Abstimmung bei der zweiten Generation verbessert.

Die elegante und interessante Formgebung des Corvair mit seiner gepfalzten Seitenlinie inspirierte auch andere Automobilhersteller, wie etwa in Deutschland NSU (Prinz IV) und VW (Karmann-Ghia Typ 34) oder in Italien Fiat (1300/1500)

Bill Mitchells Team hatte ein Design geschaffen, das den Corvair im Grunde aus jeder Perspektive gut aussehen ließ. Die Proportionen des flach gehaltenen kleinsten Chevys passten perfekt, die Kanten saßen an den richtigen Stellen und die konkaven und konvexen Elemente verliehen ihm einen interessanten Ausdruck.

Für ein amerikanisches Modell untypisch war damals auch das Fahrwerk des Corvair

So besaß er rundherum eine Einzelradaufhängung und nicht etwa eine hintere Starrachse, sondern eine Pendelachse, die allerdings 1965 durch eine Corvette-ähnliche Längslenkerachse ersetzt wurde.

Die zweite Generation des Corvair kam mit dem Modelljahr 1965 auf den Markt und wies einige Veränderungen auf

Neben dem verbesserten Fahrwerk wurde das Design ein wenig geglättet und ein Hüftschwung durch eine leicht nach oben gebogene Form über den Hinterrädern geschaffen. Außerdem hatte man die Karosserie bei gleichem Radstand verlängert und verbreitert. Als Spitzenmodell wurde der Corvair Spyder vom Corvair Corsa abgelöst.

Den Corvair als viertüriges Hardtop-Coupé ohne B-Säule gab es bis einschließlich 1967

Hardtop-Coupés waren in Amerika sehr beliebt, weil sie einerseits bei herunter gekurbelten Fenstern und ohne störende B-Säule ein Cabrio-Feeling vermittelten und andererseits durch das vorhandene Dach dennoch vor der in vielen Teilen der USA doch sehr heiß brennenden Sonne schützten.

Fotos & Text: Marina Block

Technische Daten


Motor: ohv Sechszylinder-Boxermotor im Heck

Hubraum: 2684 ccm

Bohrung x Hub: 87 x 75 mm

Verdichtung: 8,25 :1

Leistung: 96 PS bei 3600 U/min

Höchstgeschwindigkeit: ca. 150 km/h

Getriebe: Viergangschaltgetriebe oder Zweigang-Automatik

Antriebsart: Hinterradantrieb

Karosserie: selbsttragend

Vorderradaufhängung: an Dreieckslenkern, Schraubenfedern, Stabilisator

Hinterradaufhängung: unabhängig an Längslenkern und Schraubenfedern

Bremsen: hydraulische Trommelbremsen

Radstand: 2740 mm

L x B x H: 4660 x 1770 x 1300 mm (2. Generation)

Gewicht: ca. 1180 kg

Bauzeit:

Bilder

Informationen:

MarkeChevrolet
ModelCorvair
Baujahr1967

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