Flugzeuge (MR) - D1 Diorama: Kriegsszenario des ersten Weltkriegs

Dioramen sind Schaukästen, in denen im Miniaturformat mit Modellen Situationen, Landschaften und Szenerien möglichst anschaulich nachgebildet werden. Das erste Diorama auf der oberen Ebene spiegelt eine Kriegssituation des ersten Weltkriegs wieder. In der Mitte ist ein Schützengraben mit Soldaten im Gefechtsfeuer zu sehen. Auf der linken Seite befinden sich deutsche Truppen, auf der rechten Seite britische Truppen. In die Szene eingebaut ist links ein deutscher Aufklärungsballon der Feldluftschiffer (Parseval-Sigsfeld) und auf beiden Seiten Modelle einiger der bekanntesten, deutschen und englischen Kriegsflugzeuge aus dieser Zeit. Angeleinte Aufklärungsballone und lenkbare Militärluftschiffe wurden beide vielfach im ersten Weltkrieg eingesetzt, Militärluftschiffe dann auch im zweiten Weltkrieg. Aber gerade im ersten Weltkrieg hatten sie eine besondere Bedeutung, denn damals steckte die Entwicklung von ausdauernden und leistungsstarken Transportflugzeugen noch im Erprobungsstadium. Zwar nahm die Entwicklung entschieden Fahrt auf, Flugzeuge waren aber, wenn es um den Transport von großen und schweren Gütern oder um den Transport und den Abwurf einer großen Bombenlast ging, den Luftschiffen (lenkbare Luftfahrzeuge mit Triebwerk), die damals eine Spitzentechnologie der Luftfahrt darstellten, anfangs noch unterlegen. Vor allem für die Langstrecke traf das noch eine ganze Weile zu. Allerdings begann sich gegen Ende des ersten Weltkriegs die Situation mit dem Aufkommen der Großflugzeuge von Gotha, Siemens-Schuckert, Staaken oder AEG langsam zu verändern. In Deutschland gab es vor allem die starren Luftschiffe des Grafen Zeppelin sowie diejenigen des konkurrierenden Unternehmens Schütte-Lanz und die Prallluftschiffe (auch Blimps genannt) von Parseval, die kein starres inneres Gerüst besaßen und ihre aerodynamische Form durch einen Überdruck des Traggases im Hohlkörper hielten. Die meist von Maybach-Motoren angetriebenen Militär-Zeppeline hingegen waren Starrluftschiffe, deren natürlich ebenfalls aerodynamische Form ein innen liegendes Gerüst definierte. Daneben gab es dann noch die Kategorie der halbstarren Luftschiffe, die ein Teilskelett mit oft festem Kiel besaßen. Die bekanntesten kamen damals aus Italien und stammten von Umberto Nobile, der mit zwei Luftschiffen sogar bis zum Polarkreis fuhr (Luftschiffe fliegen nicht, sondern fahren) und dadurch berühmt wurde. Das Teilskelett erhöhte die Stabilität der Hülle. Diese Stabilität beeinflusste natürlich auch die Größe des Luftschiffs. Starrluftschiffe mit einer stabilen Struktur konnten also wesentlich größer ausgelegt werden als Prallluftschiffe. Alle Luftschiffarten funktionierten, wie auch die Fesselballons und Heißluft-Ballons, nach dem Prinzip des Dichteunterschieds. Das Traggas der Luftschiffe besaß eine geringere Dichte als Luft und sorgte so für den Auftrieb. Die Luftschiffe schwebten in der Luft in etwa wie es U-Boote im Wasser taten. Verwendet wurde damals als Traggas hauptsächlich Wasserstoff, das allerdings brennbar und daher nicht unproblematisch war. Etliche Luftschiffe wurden Opfer von Bränden (im Krieg oft durch gegnerische Brandmunition, die den Wasserstoff entzündete). Prallluftschiffe, die leichter als Starrluftschiffe waren, gab es auch als Heißluft-Luftschiffe, die wie Heißluftballone, die als älteste Luftfahrzeuge gelten, mit dem Dichteunterschied von heißer und kalter Luft arbeiteten. Alle Luftschiffe waren mit Motoren (meist Verbrennungsflugmotoren, in der Frühzeit auch mit Elektromotoren) ausgerüstet, um zusätzlich zu ihrem statischen Auftrieb einen dynamischen zu generieren. Vorteilhaft war das beim Starten oder wenn eine Wegstrecke schneller bewältigt werden sollte. Leitwerke ermöglichten die Manövrierbarkeit des Luftschiffs. Ein weiterer Vorzug eines Luftschiffs war neben einer großen Ladekapazität sein relativ geringer Treibstoffverbrauch gepaart mit einer optional sehr langen Verweildauer in der Luft. Ein Luftschiff konnte eben auch eine lange Zeit über einer Gegend schweben. Militärluftschiffe wurden im ersten Weltkrieg für die Aufklärung, zum Abwurf vieler Bomben und zum Transport eingesetzt. Bis 1919 konstruierte Major von Parseval etwa 22 Luftschiffe, von denen etliche auch im ersten Weltkrieg ihren Dienst taten. August von Parseval baute aber auch zusammen mit Hans Bartsch von Sigsfeld Fesselballone in Drachenform, die beim Stellungs,- und Grabenkrieg als Aufklärungsballone zum Einsatz kamen. Diese angeleinten Ballone mit Korb für den Beobachter schwebten über dem Kriegsschauplatz und ermöglichten so das Ausspähen des Gegners. Ein derartiger Ballon wird im Diorama abgebildet. 1914 waren Aufklärungsballone keinesfalls eine neue Erscheinung, denn ihre Anwendung war weit älter als das Aufkommen von lenkbaren Luftschiffen, für die ja die Existenz von zuverlässigen Motoren notwendig war. Die ersten Ballone mit der Funktion, einen Überblick über die Gefechtslage und die gegnerischen Linien zu erhalten, gab es vielmehr bereits seit 1792 als die Koalitions,- bzw. Napoleonischen Kriege begannen. Die ersten regulär aufgestellten Ballontruppen traten dann zur Zeit des deutsch-französischen Kriegs (1870/71) in Erscheinung und der Dienstgrad des Feldluftschiffers entstand. Technischer Fortschritt wurde wohl schon immer recht zeitnah auch militärisch genutzt. Im ersten Weltkrieg wurden Fesselballone nicht nur für die Aufklärung, sondern auch aktiv im Gefecht eingesetzt, wenn man sie als Barriere für anfliegende Flugzeuge des Gegners verwendete. Den Fesselballon von Parseval-Sigfeld zeichnete noch eine Besonderheit aus. Er besaß eine aerodynamische Zigarrenform und war als Drachenballon ausgebildet. Seine angebaute Drachenfläche ermöglichte ein besseres Halten der Höhe selbst bei stärkeren Winden.

Das Schützengraben-Diorama zeigt auch etliche besonders bekannte Flugzeuge des ersten Weltkriegs. So befinden sich hinter den deutschen Linien mehrere Doppeldecker-Flugzeuge der Flugzeugwerke Fokker aus Schwerin, die von dem als „roten Baron“ bekannten Manfred von Richthofen, von Ernst Udet, Joseph Jacobs, Franz Mayer und von Rudolph Berthold geflogen wurden. Bei der Fokker Dr. I von Manfred von Richthofen handelte es sich um ein Dreidecker-Jagdflugzeug, das nach dem Vorbild der britischen Sopwitch Triplane entstand, von der man damals weltweit angetan war. Dreidecker-Konstruktionen zeichneten sich durch eine enorme Wendigkeit und durch gute Flugleistungen in Bezug auf das Steigvermögen aus. Auch wenn die Fokker Dr.I mit ihrem neunzylindrigen und 110 PS starken Umlauftriebwerk nach Gnome et Rhône-Lizenz für ein Jagdflugzeug nicht sehr schnell war, so konnte sie doch sehr steil hochsteigen und war wendig sowie so hervorragend zu manövrieren wie kaum ein anderes Flugzeug damals. Die guten Flugeigenschaften wurden allerdings erst erreicht, nachdem die ursprünglich freitragenden Tragflächen durch Streben miteinander verbunden wurden. Der Umlaufmotor war übrigens eine Variante des Sternmotors, der normalerweise feststehende sternförmig angeordnete Zylinder besaß und eine rotierende Kurbelwelle. Beim sternförmigen Umlaufmotor war das Prozedere umgekehrt, denn er hatte eine feststehende Kurbelwelle und einen rotierenden Zylinderstern. Ein Vorteil dieser Konstruktion war eine gute Luftkühlung des Motors durch die Rotation. Die Fokker Dr. 1 des roten Barons, der einer der erfolgreichsten Jagdflieger seiner Zeit war und der diesen Spitznamen erhielt, weil er viele seiner 80 Luftsiege in einem rot gestrichenen Jagdflugzeug flog, besaß ein Rumpfgerüst aus Stahlrohr und ein Tragwerk aus Holz mit Metallbeschlägen und Ruderflächen aus einer Stahlrohrkonstruktion. Die Bespannung bestand aus Leinenstoff, der mit Spannlack bestrichen war. Im April 1918 flog der rote Baron in der Fokker Dr.I in einem Verbund mit neun anderen Flugzeugen sein letztes Gefecht gegen eine Einheit der Royal Air Force mit ihren Sopwitch Camels. Nachdem er im Luftkampf von einer Kugel getroffen wurde, starb er, nachdem er die Fokker gelandet hatte. Seine Nachfolge in der Einheit trat der Jagdflieger Ernst Udet an. Mittig im Diorama platziert erscheint die Fokker D.VII, die Leutnant Ernst Udet aus der vierten Jägerstaffel 1918 flog. Diese Fokker galt als eines der besten Jagdflugzeuge des ersten Weltkriegs. Der bis 1928 in 3200 Exemplaren gebaute leichte Doppeldecker, der entweder von einem leistungsstarken BMW-Höhenmotor ausgezeichneter Qualität oder manchmal auch von einem Mercedesmotor angetrieben wurde, ließ sich auch in großer Höhe hervorragend manövrieren und zeigte selbst in schwierigen Situationen ein stabiles Flugverhalten, was 1918 bei den meisten Flugzeugen noch keinesfalls üblich war. Seine Konstruktion diente damals als Vorbild für weitere Entwicklungen. Auch sein stoffbespannter Rumpf besaß einen geschweißten Stahlrohrrahmen, was Fokker-typisch war, Tragflächen aus stoffbespanntem Holz und Leitwerke aus Stahlrohr mit Stoff. Als Bewaffnung führten die Flugzeuge zwei synchronisierte Maschinengewehre mit sich. Ihre Kampffähigkeit machte die im Verhältnis zur eleganten Albatros eher unscheinbar wirkende und erst im letzten Kriegsjahr eingesetzte Fokker D.VII bald zu einem gefährlichen Gegner. Die meisten Abschüsse hatte der Jagdpilot Ernst Udet mit ihr, der im zweiten Weltkrieg dann Generalluftzeugmeister der Wehrmacht wurde. Im Diorama zu sehen sind auch die Fokker D.VII von Rudolph Berthold und Franz Mayer, sowie die Fokker Dr.I von Joseph Jacobs, die allesamt im letzten Kriegsjahr eingesetzt wurden. Ihre Piloten waren, wie von Richthofen und Udet, allesamt Träger des Ordens „Pur le Mérite“. Im Prinzip bedeutete das, dass sie mit ihren Flugzeugen besonders viele Luftschlachten im ersten Weltkrieg gewonnen hatten. Auf der anderen Seite des Schützengrabens im Diorama befinden sich als Pendant zur gegnerischen Seite Modelle etlicher RAF-Flugzeuge. Eines der wichtigsten Flugzeuge der Royal Air Force war die Sopwitch F1 Camel, die als das beste britische Jagdflugzeug des ersten Weltkriegs galt und deren Piloten weit über 1000 Flugzeuge der Mittelmächte abgeschossen hatten. Die Sopwitch Camel war ein Doppeldecker, der hauptsächlich aus Holz gebaut war. Der Rumpf bestand aus einem Holzgerüst, das vorn mit Metall und hinten mit Sperrholz beplankt war. In der Mitte gab es eine Stoffbespannung. Tragflächen und Leitwerke bestanden ebenfalls aus einer stoffbespannten Holzkonstruktion. So herausragend und wendig die gewichtsmäßig sehr gut austarierte Camel auch war, so schwierig war sie allerdings zu fliegen. Das war ein Umstand, den einige unerfahrene Piloten bei Erprobungsflügen damals mit dem Leben bezahlten. Einen großen Coup landeten sieben Camel 1918, als sie mit Bomben beladen einen der größten deutschen Luftschiffhäfen in Tonder nördlich von Sylt (das dänische Städtchen Tonder zählte von 1871 bis 1920 zum Deutschen Reich) angriffen. Gerade die Luftschiffe waren damals für England eine große Bedrohung, weil sie England erreichen und bombardieren konnten, was sie im übrigen auch wirklich taten. Das wurde derzeit übrigens von vielen als Kriegsverbrechen angesehen, weil anvisierte militärische Ziele wegen der Zielungenauigkeit meist verfehlt wurden und unter dem Bombardement hauptsächlich die Zivilbevölkerung zu Leiden hatte. Zu den ausgestellten Flugzeugen zählt auch die Bristol M.IC Bullet, die zu den ersten Eindecker-Konstruktionen gehört. Der von Frank Barnwell für die Bristol Aeroplane Company entwickelte Eindecker war den neu an der Front auftauchenden Eindecker-Jagdflugzeugen von Fokker und auch derjenigen der französischen Firma Morane-Saulnier im Kampfeinsatz dank seiner beeindruckenden Steigfähigkeit und Geschwindigkeit überlegen. Gebaut wurden von diesem Muster lediglich an die 130 Exemplare. Ein weiteres Jagdflugzeug von Bristol, das bereits 1916 entstand und bis 1918 gebaut wurde, war der zweisitzige Doppeldecker F2, der auf eine damals riesige Stückzahl von 5329 Exemplaren kam (F2A-55 Ex.-Rest war F2B). Bewaffnet war diese Bristol mit einem Vickers und einem drehbaren Lewis-Maschinengewehr. Für den Antrieb des Doppeldeckers sorgten V-12-Motoren von Rolls-Royce aus der Falcon-Reihe. Eingesetzt wurden die leistungsstarken F2B nicht nur in Europa, sondern überall im Britischen Empire. Neben der Royal Air Force flog die neuseeländische und die australische Air Force diesen Doppeldecker, genauso wie damals Militärs in Kanada, Belgien, Polen, Norwegen, Argentinien etc.. Bekannt war die F2B auch unter den Namen Bristol Fighter, Brisfit oder Biff. Etliche Militärmaschinen wurden später auch zu Zivilflugzeugen umgebaut. Ebenfalls interessant ist das im Vordergrund des Dioramas platzierte Modell einer Royal Aircraft Factory RE8 „Harry Tate“. Dieses militärische Mehrzweckflugzeug wurde zwischen 1916 und 1918 in ca. 4100 Einheiten gebaut und galt trotz der relativ hohen Stückzahl wegen seiner Instabilität als eines der schlechtesten Flugzeuge des ersten Weltkriegs. Eingesetzt wurde der britische Doppeldecker, der von sechs verschiedenen Firmen gebaut wurde, oft auch als Bomber. Feindlichen Jägern war er meist eine leichte Beute.


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MarkeFlugzeuge (MR)
ModelD1 Diorama: Kriegsszenario des ersten Weltkriegs

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