Als der Jaguar E-Type 1961 auf dem Genfer Automobilsaloon vorgestellt wurde, war er eine große Sensation und abgesehen von seinem Motor auch eine völlige Neukonstruktion. Die vom Designer und Aerodynamikexperten Malcolm Sayer (kam 1951 vom Bristol-Flugzeugbau zu Jaguar) entworfene, aerodymnamisch-moderne Formgebung war nicht nur aufsehenerregend sondern geradezu atemberaubend
Die Sportwagenmarke von Sir William Lyons aus Coventry, einem Zentrum der britischen Auto,- und Motorradindustrie, zählte damals bereits zu den bedeutensten Automarken Englands. Vor allem mit seiner XK-Baureihe hatte Jaguar die Herzen vieler wohlsituierter Sportwagenfans auf der ganzen Welt und ganz speziell auch in den USA erobert. Mit dem E-Type, der in den USA XK-E hieß und der Corvette von Chevrolet ernsthaft Konkurrenz machen sollte, brach nun ein neues, modernes Zeitalter an. Das neue Modell war weit flacher gehalten als seine sportlichen Vorgänger und besaß eine extrem lange Motorhaube mit einer sanft abfallenden Front. Die Scheinwerfer befanden sich hinter Plexiglasabdeckungen und die Panorama-Windschutzscheibe war stark gewölbt. Sensationell für einen Sportwagen seiner Klasse war außerdem der verhältnismäßig niedrige Anschaffungspreis, so dass man sich schon fragte, wie Jaguar mit dem E-Type überhaupt Geld verdienen konnte.
Der E-Type besaß eine selbsttragende Karosserie, wobei das Karosserievorderteil, wie bei dem im Rennsport erfolgreichen Rennwagenmodell D-Type mit einem Gitterrohrrahmen verbunden war. Die Motorhaube öffnete sich als Ganzes nach vorn hin
Vieles am technischen Konzept hatte man vom Rennsportwagen abgeleitet.
So bestand die Vorderradaufhängung aus oberen und unteren Dreieckquerlenkern und Längstorsionsstabfedern. Die ebenfalls einzeln aufgehängten Hinterräder saßen an Längslenkern, zwei Querlenkern, wovon einer die Antriebswelle war, und doppelten Schraubenfedern. Die Radaufhängung sowie die innenliegenden Dunlop-Scheibenbremsen und das selbstsperrende Differential waren in einen elastisch an der Karosserie befestigten Hilfsrahmen integriert.
Als Antriebsaggregat diente anfangs der 3,8 l Reihensechszylinder aus dem Jaguar XK 150 S, der schon bald auf einen Hubraum von 4,2 l aufgebohrt wurde. Die zweiten Serie des E-Type erschien 1968 mit vielen, vor allem äußerlichen Veränderungen, die zum Teil auch wegen der US-Sicherheitsbestimmungen nötig waren. So gab es von nun an keine Plexiglashauben für die Scheinwerfer mehr und die Kippschalter am Armaturenbrett wurden durch Wippschalter ersetzt. Die dritte und letzte, von 1971 bis 1974 gebaute Serie des E-Type erhielt einen V-Zwölfzylindermotor und hatte sich bereits weit vom reinen Sportwagenkonzept entfernt. Angeboten wurde die Serie III als zweisitziger Roadster und als 2 + 2 Coupé, wobei der Roadster nun denselben langen Radstand hatte wie das 2 + 2 Coupé
Geändert wurde auch die Frontpartie, die einen neuen Gitter-Kühlergrill und einen zusätzlichen Kühllufteinlass erhielt. Außerdem war die dritte Serie etwas breiter, hatte breitere Reifen, etwas breitere Kotflügel und das Heck des Roadsters war rundlicher. Das besondere an dem 276 PS leistenden 5,3 l V-12-Motor, der ursprünglich für einen Rennwagen entwickelt und nun für den E-Type passend gemacht wurde, war sein Leichtmetallblock und die Heron-Brennräume. Die hohe Leistungsfähigkeit ging allerdings auch mit einem großen Durst einher, was in Zeiten der ersten Ölkrise nicht gerade vorteilhaft war. Vom ursprünglichen Sportwagenkonzept hatte sich Jaguar mit dem V12-E-Type weit entfernt, denn er war vielmehr ein komfortabler Reise-GT als ein rassiger Sportwagen. Allein die Möglichkeit ihn mit einem Automatikgetriebe und mit Klimaanlage zu ordern, verweist in diese Richtung. Von der Serie III mit V-12-Triebwerk entstanden nur 15293 Exemplare. Insgesamt wurden vom Jaguar E-Type über 72000 Stück gebaut. Im Rennsport machte der E-Type vor allem in seiner Lightweight-Version mit Sechszylindertriebwerk Karriere.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: V-Zwölfzylinder, eine obenliegende Nockenwelle pro Zylinderbank
Hubraum: 5343 ccm
Leistung: 276 PS bei 4850 U/min
max. Drehmoment: 412 Nm bei 3600 U/min
Beschleunigung: 7 sec. 0-100 km/h
Höchstgeschwindigkeit: ca. 230 km/h
Vergaser: vier Zenith-Vergaser
Getriebe: Vierganggetriebe; Automatikgetriebe als Option
Antriebsart: Hinterradantrieb
Bremsen: innenliegende Scheibenbremsen
Vorderradaufhängung:obere und untere Dreieckquerlenker, Torsionsstabfedern längs
Hinterradaufhängung: Längslenker, zwei Querlenker (davon einer Antriebswelle), doppelte Schraubenfedern
Karosserie: selbsttragende Ganzstahlkarosserie mit Hilfsrahmen
Radstand: 2667 mm
Länge: 4684 mm
Gewicht: 1515 kg
Verbrauch: 19 l auf 100 km
Bauzeit: 1961-1974; Serie II 1971-1974
Stückzahl: 15293 Ex. Serie III