Während des 2. Weltkrieges fand ein Wettrüsten im militärischen Flugzeugbau statt. Daraus resultierte eine enorme Entwicklungsgeschwindigkeit im internationalen Flugzeugbau. Krass ausgedrückt brauchte es vom Doppeldecker bis zum Düsenjet nur wenige Jahre. Vor allem in den letzten Kriegsjahren wurden etliche neue Flugzeugprojekte auf den Weg gebracht, wovon dann viele nicht mehr realisiert wurden. Einige von ihnen bezogen sich auf bereits gebaute sowie eingesetzte Versionen und stellten Weiterentwicklungen dar. Andere waren völlig neu konzipierte Entwicklungen. Auf der obersten Ebene der Vitrine sind vor allem von 1941 bis 1945 gebaute oder entwickelte Jäger und Jägerprojekte der Firma Focke Wulf aus Bremen zu sehen. Gegründet wurde das Flugzeugbau-Unternehmen 1923 und fusionierte 1963 mit der Weser-Flugzeugbau GmbH (Weserflug) zu den Vereinigten Flugtechnischen Werken, die später in der EADS und Airbus aufgingen. Henrich Focke und Georg Wulf waren Luftfahrt-Pioniere und hatten bereits 1912 ein Flugzeug gebaut und dann hauptsächlich kleine, zuverlässige Verkehrsflugzeuge entwickelt. Ihren Flugzeugen gaben sie schon früh Beinamen aus der Vogelwelt, wie „Storch“, „Ente“ oder „Condor“. Die Condor zählte zu den etwas größeren, in den 20er Jahren gebauten Verkehrsflugzeugen von Focke-Wulf und wurde für Flüge zwischen Berlin und New York eingesetzt. Georg Wulf kam 1927 bei einem Probeflug der Focke-Wulf „Ente“, einem neuartigen, ursprünglich von Henrich Fockes Bruder Wilhelm erfundenes und von Henrich weiterentwickeltes Flugzeugmodell mit schnabelartigem Bug und Tragflächen samt Motoren hinter der Flugkabine, ums Leben. Henrich Focke verließ sein Unternehmen kurz bevor 1933 die Nazis in Deutschland die Macht ergriffen, arbeitete weiter an seinem Lieblingsprojekt, den Drehflüglern, und gründete 1937 zusammen mit dem Kunstflieger Gerd Achgelis, der seit seiner Jugend für Focke und Wulf als Testflieger arbeitete, ein neues Unternehmen. Nun konzentrierte sich Henrich Focke vollständig auf die Entwicklung von Hubschraubern, zu deren Erfindern er zählt, und konstruierte eines der ersten wirklich leistungsfähigen Exemplare dieser Gattung. Nach dem Krieg kam er in französische Kriegsgefangenschaft und beriet französische Ingenieure beim Nachbau des Lastenhubschraubers Fa223 Drache, den er bei Focke-Achgelis gebaut hatte und der damals einer der schnellsten Helikopter weltweit war. In der Firma Focke-Wulf, die den Namen ihrer Gründer beibehielt, übernahm Kurt Tank den Posten des verantwortlichen Konstrukteurs während der Nazizeit und des 2. Weltkriegs. Auch er benutzte gelegentlich Vogelbeinamen, wie etwa „Habicht“, „Weihe“, „Bussard“ oder „Sperber“ für die von ihm konstruierten Militärflugzeuge. Tank galt als einer der wichtigsten Jagdflugzeugkonstrukteure seiner Zeit. Ausgestellt ist das Modell des ab 1939 entwickelten Jagdflugzeugs Fw 190 Würger, das ab 1941 neben der Messerschmitt Bf 109 zum Standardjäger der Luftwaffe wurde, von der bis 1945 fast 20000 Exemplare entstanden. Bei diesem einsitzigen Jäger handelte es sich um einen Tiefdecker in Ganzmetall-Halbschalenbauweise, der überwiegend mit einem luftgekühlten 14-Zylinder-Doppelsternmotor von BMW (132, später 801) bestückt war, später aber auch flüssigkeitsgekühlte Zwölfzylinder-V-Motoren von Daimler-Benz oder Junkers trug. Eine Weiterentwicklung der Fw 190 war die Fw 190 D-9 „Langnase“, die später von allen für das beste Propeller-Jagdflugzeug der Luftwaffe gehalten wurde. In Ermangelung eines leistungsfähigen Höhen-Jägers (Sternmotoren wiesen weniger Höhenleistung auf als Reihenmotoren) sollte Kurt Tank wiederum in Konkurrenz zu Messerschmitt einen Höhenjäger entwickeln, der es mit der gefürchteten Boeing B-29 der Amerikaner aufnehmen könnte. So entstand die „Langnase“, eine Fw 190 mit Junkers-Motor (Jumo 213), einem flüssigkeitsgekühlten Zwölfzylindermotor in Form eines hängenden V. Der Motor trug zum veränderten Design bei und führte zur langgestreckten Frontpartie (Langnase) und zur Verlängerung der Rumpfhinterpartie. Eine Weiterentwicklung dieses Musters stellte die Ta 152 von 1945 dar, die nur in wenigen Exemplaren entstand. Die Ta 152 besaß eine Druckkabine und eine Motorkanone sowie ein leistunggesteigertes Triebwerk, das das Flugzeug in großer Höhe noch schneller machte. Ein Jägerprojekt von Focke-Wulf war das Modell Ta 183 „Huckebein“ mit Strahltriebwerk von Heinkel, das als wegweisend galt, aber nicht mehr ausgeführt wurde. Erkenntnisse aus dem Entwurf, wie etwa die Flügelpfeilung wurden für die zukünftige Düsenflugzeugentwicklung genutzt. Auf der nächsten Vitrinenebene finden sich Modelle von Jagdflugzeugprojekten der Unternehmen Junkers, Messerschmitt, Arado, Focke Wulf, DFS und Heinkel. Ferner sind Projekte verschiedener Luft-Waffensysteme ausgestellt. Bei letzteren handelt es sich hauptsächlich um Produkte von Blohm & Voss, Henschel, Kramer und Konrad. Die 1877 gegründete Hamburger Schiffswerft Blohm & Voss baute bereits ab 1892 Schiffe für die Kaiserliche Marine. Im 1. Weltkrieg wurden hauptsächlich U-Boote aber auch Schlachtkreuzer hergestellt, in den 30er Jahren entstanden neben Handelsschiffen etliche Schlachtschiffe, während des 2. Weltkrieg baute man wieder U-Boote. Ein Tochterunternehmer war die Hamburger Flugzeugbau, die ab 1937 zur Blohm & Voss Abteilung Flugzeugbau wurde. Hier kam es neben dem Militärflugzeugbau auch zur Herstellung von Gleittorpedos und Raketenprojektilen. Es handelte sich um unbemannte Flug,- bzw. Gleitgeräte, die Lufttorpedos trugen und von Bombern und auch einigen Jagdflugzeugen als Außenlast mitgeführt wurden. Nach dem Abwurf flog oder glitt der Torpedo weiter und die abdrehenden Flugzeuge gerieten nicht in die gegnerische Schusslinie. Entwickelt wurden mehrere solcher Gleittorpedos, die aber nicht zum Einsatz kamen, genauso wenig wie ein manuell gesteuertes Raketenprojektil. Ein Vorgänger präzisionsgelenkter Munition war die ferngelenkte Fallbombe Fritz X, die Max Kramer bei Ruhrstahl entwickelte und die in größerer Zahl eingesetzt wurde. Ein Projekt blieb hingegen die von Konrad im bayrischen Zweigwerk von Messerschmitt entwickelte Flugabwehrrakete „Enzian“. Das mit kurzen Flügeln und Rückenflosse versehene Gehäuse (Rumpf) der Rakete bestand zum Teil aus geformten Sperrholz, das während des Krieges natürlich eher vorhanden war als Metall. Die meisten auf dieser Ebene ausgestellten Jagdflugzeugprojekte stammten von 1944. Bei dem Versuchsflugzeug Messerschmitt P 1101 sollte der optimale Pfeilungswinkel der Tragflächen erforscht werden. Bei der Messerschmitt P 1110-R handelte es sich um den Entwurf eines strahlgetriebenen Jagdflugzeugs, das mit einer Strahlturbine von Heinkel bestückt werden und eine Geschwindigkeit von über 1000 km/h erreichen sollte. Der Entwurf war wegweisend für spätere Entwicklungen wegen der Anordnung der Lufteinlässe, der Strömungsgünstigkeit, der Platzierung von Pilot und Bewaffnung vor dem Triebwerk und der gepfeilten Tragflächen. Strahlflugzeugprojekte waren auch die ausgestellten Modelle der Junkers EF-128, der Arado E 580, der Blohm & Voss E 580 oder der Focke-Wulf Ta 283. Sie besaßen allesamt ein unterschiedliches Design. Zu sehen sind auch die Erprobungsflugzeuge von Heinkel für das von Hans Joachim Pabst von Ohain entwickelte Heinkel-Turbinentriebwerk HeS3. Mit der Heinkel He 178 erfolgte 1939 der weltweit erste Flug mit diesem Turbojet-Antrieb. Auch Flugzeuge mit chemischem Raketenantrieb, der keine Luft von außen benötigte, sondern Sauerstoff mitführte, wurden erprobt. Eines der ersten funktionstüchtigen Flugzeuge (Mitteldecker) mit einem Flüssigkeitsraketenantrieb (Wasserstoffperoxid) war die Heinkel 176 von 1939, das ein Einzelstück blieb. Ein Flugzeug mit Raketenantrieb war auch die zwischen 1946 und 1950 in 3 Exemplaren gebaute DFS 346, ein deutsch-sowjetisches Experiment. Es beruhte auf einer Entwicklung von Felix Kracht bei DFS (Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug) während des Krieges, die in der Sowjetunion später fertiggestellt wurde und in einem Steigflug eine Höhe von 12000 km erreichte, dann aber abstürzte. Ein Entwurf mit Hybridantrieb stellte der Focke Wulf „Flitzer“ dar. Er sollte als Hauptantrieb ein Strahltriebwerk tragen und zur Startunterstützung einen Raketenantrieb. Es entstand lediglich eine Attrappe aus Holz. Ein weiteres raketengetriebenes Projekt war der parasitäre Kleinstjäger Arado 381, der an einem größeren Flugzeug angedockt sein und dann mit seinem Raketenantrieb von da starten sollte. Auf der dritten Ebene von oben versammeln sich bekannte Jagdflugzeugmodelle und einige Projekte hauptsächlich von Messerschmitt und Heinkel. Die Messerschmitt Bf 109, ein Tiefdecker war mit 33300 Exemplaren das meistgebaute Jagdflugzeug überhaupt. Es war der Standardjäger der Luftwaffe, von dem es 12 Baureihen gab und der ab 1941 von der Focke-Wulf Fw 190 Unterstützung bekam. Weiterentwicklungen der BF 109 waren die Me 209 ( breiteres Fahrwerk, vergrößertes Heckleitwerk und Tragflächen, stärkerer Motor), die in nur 4 Prototypen gebaute Me 309 (Druckkabine, Bugradfahrwerk, Schleudersitz, Vollsichtkanzelhaube) und dem Projekt Me 609, einem aus zwei Rümpfen der Me 309 entworfener Zerstörer, den es nur als Entwurf gab. Ein Jagdflugzeug ganz anderen Kalibers war die von 1935 bis 1938 gebaute Heinkel He 112. Es makierte bei Heinkel den Sprung vom Doppeldeckerjagdflugzeug zum modernen einmotorigen Jäger in Tiefdeckerbauweise, mit Ganzmetallgehäuse, Propellerantrieb und einem Zwölfzylinder-V-Motor von Junkers. Dieses Muster konkurrierte bei der Ausschreibung mit der Messerschmitt Bf 109, wobei letzterer der Vorzug gegeben wurde und die 104 Heinkel-Flugzeuge zumeist in den Export nach Spanien und Rumänien gingen. Eine interessante Konstruktion der späten 30er Jahre, die nur in wenigen Exemplaren entstand, war die Heinkel 100, ein sehr schneller Jäger (holte 1939 den Geschwindigkeitsweltrekord) mit einer neuartigen Oberflächenverdampfungskühlung. Verdampfende Kühlflüssigkeit wurde durch die komplette Tragflügelfläche geleitet und machte eine aerodynamisch ineffiziente Kühleröffnung obsolet. Größere Motoren bekamen mit dieser Kühlungsart allerdings heftige Probleme. Eine Weiterentwicklung wurde nicht verfolgt zumal die Heinkelwerke mit der Bomberproduktion ausgelastet waren. Ein weiteres Jagdflugzeugprojekt von Heinkel war die zweistrahlige He 280 von der zwischen 1940 und 1943 neun Prototypen mit HeS 8A Strahlturbinen entstanden. Es wurden auch alternative Antriebe getestet. Die He 280 war das erste Flugzeug mit Schleudersitz. Auf der dritten Ebene befinden sich hauptsächlich schwere Jagdflugzeuge und Projekte, wie Zerstörer und Aufklärer, die Mehrzweckkampfflugzeuge waren aber meist als Begleitschutz für Bomber fungierten. Bei der Messerschmitt Me 265 handelte es sich um das Projekt eines Zerstörers in Form eines freitragenden Pfeilflügel-Mitteldeckers, der später als Me 329 bezeichnet wurde. Geplant war, dass er Bomber bis Amerika begleiten sollte, wozu es glücklicherweise nicht mehr kam. Es wurde eine Attrappe gebaut. 1944 entwarfen Flugzeugkonstrukteure bei Arado einen Jäger/Bomber mit außergewöhnlicher Tragflächen,- sowie Rumpfformgebung. Das Flugzeug besaß eine riesige, durchgehende Tragflügelfläche, drei Fahrwerke und einen bullig kantigen sowie niedrigen Rumpf, was dem Flugzeug die Form einer riesigen Motte verlieh. Ebenfalls ausgestellt sind zwei Mistelgespanne. Ein Mistelgespann war eine trennbare Lastenkombination aus einer Leitmaschine und einer Untermaschine, wobei die eine Maschine die an ihr befestigte zweite Maschine in die erforderliche Höhe mitnahm und dann ein Ablösungsmechanismus gestartet wurde. Ende 1943 versuchte man aus dieser Lastenkombination eine Waffe mit riesiger Sprengladung zu machen, indem eine Ju-88 als Untermaschine einer Messerschmitt Bf 109 oder einer Focke-Wulf Fw 190 (Leitmaschine) diente und mit 3,5 Tonnen Sprengladung bestückt wurde. Die jeweilige Leitmaschine (Messerschmitt oder Focke-Wulf) brachte die mit der Sprengladung und einem Steuerungsmechanismus bestückte Junkers zum Zielort, entkoppelte und drehte ab und ließ die Ju 88 zum Detonationspunkt weiter gleiten. Verwendet wurden Junkersmaschinen aus dem Reparaturbestand. Insgesamt entstanden zwischen 1944 und 1945 circa 200 Mistelgespanne. Auf der untersten Ebene finden sich neben militärischen Transportflugzeugen auch Trainingsflugzeuge für den Schulbetrieb in der Militärpilotenausbildung. Das bekannteste Transportflugzeug war sicherlich Junkers zwischen 1931 und 1952 gebaute „Alte Tante Ju“ (Ju 52), die maximal 17 Personen und Ladung befördern konnte. Das dreimotorige Passagier,- und Transportflugzeug besaß Junkers patentierte Auftriebshilfe an den Tragflächen. Charakteristisch war auch ihre Wellblechbeplankung, die drei Motoren, das geteilte Fahrwerk und ihre niedrige Landegeschwindigkeit. Sie galt damals als eines der sichersten und komfortabelsten Passagier,-und Transportflugzeuge. Ein ausschließlich militärisches Transportflugzeug war die von 1942 bis 1944 gebaute Arado 232, die wegen ihres Fahrwerks den Beinamen Tausendfüssler oder Tazelwurm erhielt. Da die Maschine als geländegängiger Transporter in Frontnähe überall landen können sollte, bestand das Fahrwerk aus einer Doppelreihe einzeln aufgehängter und abgefederter Räder mit Niederdruckbereifung. Von dem Tausenfüssler entstanden zwischen 1942 und 1944 20 Exemplare. Zu den bis 1945 eingesetzten Schulflugzeugen zählten die Bücker 181 „Bestmann“, die Arado 396 und die Arado 96. Sie gehörten zu den Standard-Schulflugzeugen der Luftwaffe. Die Arado 96 war ein einmotoriger Tiefdecker mit Einziehfahrwerk, von der 2891 Exemplare entstanden. 1944 wurde als Nachfolger die Arado 396, nun allerdings wegen Materialknappheit in Holzbauweise, entwickelt. Gebaut wurden knapp 100 Exemplare. Die Bücker 181 Bestmann (der Beiname stammt aus der Schifffahrt und meint ein Besatzungsmitglied, das statt des Steuermanns die Schiffswache übernimmt) war ebenfalls ein einmotoriger Tiefdecker, besaß allerdings eine besonders geräumige und beheizbare Piloten,-und Copilotenkabine. Ihre Flugeigenschaften waren so gut, dass sie auch anderweitig Anklang fand und auch bei der Schweizer Armee sowie bei der schwedischen Luftwaffe als Schulflugzeug eingesetzt wurde. Gebaut wurden von der Bestmann von 1939 bis 1953 über 3600 Exemplare.