Entstanden ist das Streetscooter Unternehmen aus einer privatwirtschaftlich organisierten Forschungsinitiative, der es um die Entwicklung einer möglichst emissionsfreien Mobilität im städtischen Raum ging
Die Ingenieure Günther Schuh und Achim Kampker, die beide an der Technischen Hochschule in Aachen Lehrstühle inne hatten, gründeten 2010 zusammen mit etlichen Forschungseinrichtungen und Unternehmen die Streetscooter GmbH, die sich der Entwicklung von Elektrofahrzeugen für den innerstädtischen Raum verschrieben hatte. Gemeinsam wurde das erste Elektrofahrzeug, ein einfach aufgebauter Kleintransporter für den Kurzstreckenverkehr entwickelt, der auf die Bedürfnisse des Postzustelldienstes hin zugeschnitten war. Der erste Kunde war 2013 denn auch die Post, die schon früh an dem Projekt interessiert war.
Im Jahr 2014 übernahm die Deutsche Post über ihre Tochter DHL das Unternehmen und versuchte vergebens, einen Partner in der Autoindustrie zu finden
Zu einer 100% Tochtergesellschaft der Deutschen Post geworden, produzierte StreetScooter (seit 2014 so geschrieben) an den Standorten Aachen (im ehemaligen Bombardier-Werk) und Düren einen vollelektrischen Kleintransporter sowie elektrisch angetriebene Lastenräder. Bereits 2017 fuhren 4000 dieser Kleintransporter und unzählige E-Lastenräder für die Post. Eingesetzt wurden sie aber auch bei einigen Stadtwerken, Bäckereien, im Baugewerbe, im Kleingewerbe oder etwa von Gärtnereien, die zumeist den elektrischen Kleintransporter orderten. Da der Verkauf an Externe von Seiten der Post nur schleppend voran ging, fuhren nicht viele Streetscooter unter anderer Flagge als der gelben.
Die von StreetScooter gebauten, elektrischen Nutzfahrzeuge für gewerbliche und kommunale Einsatzzwecke heißen nun StreetScooter Work (Kleintransporter) und StreetScooter Work Bike (E-Lastenrad). Der ab ca. 40000 Euro angebotene Kleintransporter kann mit einem Kühlkoffer ausgestattet werden und ist so auch für Händler geeignet. Vom Work Bike sind momentan circa 8000 Stück bei der Post im Einsatz
Das Work Bike ist ein stabiles Lastenrad mit einem Go Swiss Drive Elektro-Hinterradmotor, das über eine Unterstützungsgeschwindigkeit von 25 km/h und eine Schiebehilfe von 6 km/h verfügt. Das ohne Gepäckkästen aber inklusive Akku 58 kg wiegende und 2035 mm lange Fahrrad ist mit einem Lithium-Ionen-Akku ausgestattet, der über eine Kapazität von 480 kW und eine Nennspannung von 36 V DC verfügt. Je nach Beladung und Fahrverhalten reicht die Energie für bis zu 35 km. Das Work Bike besitzt einen stabilen, zusätzlich verstärkten Rohrrahmen und eine gefederte Vorderradgabel. Verzögern läßt sich das mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 210 kg aufwartende Bike durch hydraulische Scheibenbremsen. Eine Bremsenfeststellfunktion für das schwer beladbare Lastenrad ist ebenfalls vorhanden. Ein vorn auf unterstützenden Auslegern angebrachter und drei hinten befestigte Transportkästen sind auf eine maximale Brieflast von 50 kg ausgelegt. Ein abklappbarer, flexibler Mittelständer mit Rollen an den Enden ermöglicht es, das Fahrrad mit Ständer ein Stück weiter zu schieben. In der Preisliste stand das nicht nur für die Briefzustellung, sondern auch für andere Lieferdienste ganz praktische Work Bike mit 3250 Euro.
Die Produktion des Kleintransporters und der Lastenräder läuft noch mindestens bis Ende 2022
Eigentlich wollte die Deutsche Post die Produktion der E-Fahrzeuge aus Kostengründen einstellen, macht jetzt aber doch noch einige Zeit weiter. Interessierte Käufer für das Unternehmen, unter anderem aus den USA und aus China (Chery) stehen wohl schon bereit.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: Go Swiss Drive Hinterradmotor
Unterstützungsgeschwindigkeit: 25 km/h
Reichweite: bis zu 35 km
Leistungsübertragung: Zahnriemen/Singlespeed
Batterietyp: Li-Ion
Batteriekapazität: 480 kW
Nennspannung: 36 V DC
Aufladung: an 230 V Steckdose
Ladedauer: 8 Std.
L x B x H: 2035 x 795 x 1002 mm
Preis: 3250 Euro