Der von 1935 bis 1937 in fast 66000 Exemplaren gebaute Opel P4 war eine sehr populäre viersitzige Limousine, die solide konstruiert und robust war, zudem verhältnismäßig wenig kostete und als einer der ersten „Volkswagen“ in Deutschland galt bis der KdF-Wagen den Begriff allein für sich beanspruchte. Abgelöst wurde der erfolgreiche P4, den es als Limousine, Cabrio-Limousine und Speziallimousine gab, von dem bereits 1936 vorgestellten Opel Kadett, einer um einiges moderneren Konstruktion mit selbsttragender Ganzstahlkarosserie und vorderer Dubonnet-Einzelradaufhängung
Die Karosserie des P4 hingegen war noch auf einem U-Profilpressstahlrahmen aufgebaut und das Fahrwerk bestand aus Starrachsen. Der Antrieb erfolgte auf die Hinterräder. Abgebremst wurde das im Fall der Cabrio,- und Speziallimousine mit einem Vierganggetriebe ausgerüstete Modell über Seilzugbremsen. Unter der Motorhaube arbeitete ein neuer, seitengesteuerter Reihenvierzylindermotor mit 1074 ccm Hubraum und einer Leistung von 23 PS. Das 790 kg schwere Fahrzeug erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 85 km/h. Gebaut wurden die kleinen Limousinen damals ohne Kofferraum. Um nun Gepäck transportieren zu können, gab es von etlichen Firmen hergestellte, spezielle Gepäckkoffer, die man am Heck des Fahrzeugs befestigen konnte. Gefertigt wurden sie aus Leder oder aus Metall, wie in diesem Fall. Der abgebildete Koffer mit Zusatzausschnitt für den Tankverschluss wurde speziell für dieses Modell gebaut, da der Koffer ansonsten nicht gepasst hätte.
Die zweitürige Speziallimousine unterschied sich von der regulären, zweitürigen Limousine übrigens durch eine etwas bessere Ausstattung samt Vierganggetriebe, durch andere Stoßstangen und durch ein seitlich montiertes Reserverad. Radkappen, die das Modell besaß, waren übrigens etwas Neues und eine Veränderung, die erst damals auftrat und vorher nicht üblich war.
Der abgebildete Opel P4 von 1936 hat eine besondere Geschichte zu erzählen
Denn der Besitzer und Restaurator dieses Fahrzeugs kannte genau dieses Exemplar schon aus seiner Kindheit. Es hatte nämlich damals dem Pfarrer der Gemeinde gehört und sein Besitzer in spe fuhr bereits als Messdiener damals mit seinen Freunden auf der Rücksitzbank mit. Das hatte ihn sehr fasziniert und der Opel P4 blieb in guter Erinnerung. Viele Jahrzehnte später fand er das Fahrzeug in Einzelteile zerlegt wieder und restaurierte den P4 zusammen mit einem Freund fast zehn Jahre lang.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: sv Reihen-Vierzylindermotor
Hubraum: 1074 ccm
B x H: 67,5 mm x 75mm
Leistung: 23 PS bei 3400 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca. 85 km/h
Antriebsart: Heckantrieb
Kupplung: Einscheiben-Trockenkupplung
Getriebe: Vierganggetriebe, Schalthebel in Wagenmitte
Vorderradaufhängung: starr, Halbfedern
Hinterradaufhängung: starr, Halbfedern
Lenkung: Schnecke
Chassis: U-Profil-Pressstahlrahmen
Karosserie: zweitürige Limousine, zweitürige Cabrio-Limousine, zweitürige Speziallimousine
Bremsen: Seilzugbremsen
Radstand: 2286 mm
Spur vorn/hinten: 1118/1168 mm
L x B x H: 3340 mm x 1425 mm x 1650 mm
Gewicht: ca. 790 kg
Tankinhalt: 25 l
Verbrauch: ca. 8,5 l auf 100 km
Preis: Limousine 1450 RM, Cabrio-Limousine und Speziallimousine 1675 RM
Bauzeit: 1935-1937
Stückzahl: ca. 66000 Ex.