Die Brüder Ihle aus Bruchsal, die nach dem Krieg auch für ihre Autoscooter und Karusselle bekannt wurden, bauten seit 1930 sportliche Sonderkarosserien, bei denen es sich meist um zweisitzige Roadster mit mitlenkenden Kotflügeln und Spitzheck handelte, auf Fahrgestelle renommierter Hersteller auf. Anfangs verwendeten sie hauptsächlich Fahrgestelle von Dixi beziehungsweise BMW, später lieferten auch DKW, Steyr, Fiat und Ford die Basis. Ihle-Karosserien waren vor allem in den 30er Jahren sehr begehrt und der Traum junger Autofahrer. Der ausgestellte offene Zweisitzer entstand auf dem Fahrgestell des 3/15 PS Dixi vom Typ DA1, als die Marke Dixi bereits BMW gehörte
1928 hatte BMW die Fahrzeugfabrik Eisenach übernommen, die seit 1904 unter dem Markennamen Dixi (latein=ich habe gesprochen) LKWs, Fahrräder, Autobusse, luxuriöse Automobile in kleinen Serien und ab 1927 den Kleinwagen 3/15 PS in Lizenz von Austin produzierte. Bis 1932 verwendete BMW den Namen Dixi noch parallel für diesen auf der Basis des englischen Austin Seven hergestellten Kleinwagen. Mit der Produktion des 3/15 PS DA1 hatte das Fahrzeugwerk Eisenach bereits vor der BMW-Ära 1927 in Lizenz begonnen, um mit dem erhofften Erfolg der Pleite zu entgehen. Das hatte dann doch nicht geklappt und bescherte dafür BMW, die den Lizenzvertrag mit der Austin Motor Company übernahmen, nicht nur ein geniales kleines Automobil und den Einstieg ins Autogeschäft sondern auch eine moderne Fließbandfertigung im Eisenacher Werk. Der Dixi 3/15 PS beziehungsweise Austin Seven gilt als Urahn aller BMW-Automobile.
Der seit 1922 gebaute Austin Seven gehörte zu den populärsten Autos seiner Zeit, hatte sich bereits bestens bewährt und bildete den Inbegriff eines handlichen und guten Kleinwagens
Das pfiffige Wägelchen, das auch im Sport einiges zu bieten hatte, machte nicht nur die Briten mobil, sondern inspirierte als Lizenzbau die halbe Automobilwelt. Die Quintessenz der Austin-Philosophie war ein preiswertes und dennoch möglichst gutes Auto zu bauen. So wurde der Austin Seven zum automobilen Meilenstein. Er besaß einen seitengesteuerten Reihenvierzylindermotor mit abnehmbarem Zylinderkopf, Thermosyphonkühlung, anfangs Magnetzündung, ein Dreiganggetriebe, eine Einscheibenkupplung, eine auf die Hinterräder wirkende Fußbremse und eine auf die Vorderräder wirkende Handbremse. Der Motor mit nur zweifach gelagerter Kurbelwelle besaß 743 ccm Hubraum, leistete 15 PS und beförderte das leichte Gefährt auf eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. Es gab einen einfachen Rahmen in A-Form, eine querblattgefederte, starre Vorderachse und eine durch Viertelelliptikfedern abgefederte, starre Hinterachse.
Der Dixi 3/15 PS DA1 (deutsche Ausführung), auf dessen Fahrwerk die sportliche Ihle-Karosserie aufbaut wurde, unterschied sich technisch bis auf die Linkslenkung kaum vom Austin Seven
Ob die Brüder Ihle ihren zweisitzigen Sportaufbau als Bausatz zur Selbstmontage an den Kunden geliefert hatten oder ob der Kunde sein Fahrzeug in Bruchsal mit der Ihle-Karosserie hatte versehen lassen, ist nicht bekannt. In jedem Fall handelte es sich bei Ihle um Ganzstahlkarosserien mit entweder eckigem oder wie in unserem Fall mit länglich nierenförmigem Kühlergrill. Manche meinen, die BMW-Niere hätte hier ihren Ursprung. Andere sagen, den nierenförmigen Kühlergrill habe es bei Ihle-Sportroadsterkarosserien erst nach dem BMW 303 und 315/1 (beide mit nierenförmigem Grill) gegeben und wären also erst ab 1933 entstanden. Auch auf den von BMW weiter entwickelten 3/15 PS, den DA2 bis DA6-Typen entstanden übrigens einige Ihle-Aufbauten.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: sv Reihenvierzylinder
Hubraum: 743 ccm
B x H: 56 x 76 mm
Leistung: 15 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h
Getriebe: Dreiganggetriebe
Antriebsart: Hinterradantrieb
Chassis: Kastenrahmen
Karosserie: zweisitziger Roadster mit Bootsheck
Vorderradaufhängung: Starrachse, Blattfedern
Hinterradaufhängung: Starrachse, Viertelelliptikfedern
Bremsanlage: mechanische Trommelbremsen
Radstand: 1905 mm
Länge: ca. 3000 mm
Gewicht: 450 kg
Bauzeit: 1929/1930