Der seit 1922 gebaute Austin Seven gehörte zu den populärsten Autos seiner Zeit und galt als eine Art britisches Model T. Er war der Inbegriff eines handlichen und solide konstruierten Kleinwagens und wurde auch von vielen anderen Automobilherstellern in Lizenz gebaut oder davon inspiriert, darunter von Dixi (später BMW), Rosengart, Datsun und American Austin. Das geniale kleine Auto beeinflusste auch die 750er Rennklasse, wodurch viele Sportversionen unter anderem der Lotus Seven entstanden
So machte der Austin Seven, der auch im Sport einiges zu bieten hatte, nicht nur die Briten mobil, sondern inspirierte als Lizenzbau die „halbe Automobilwelt“. Die Philosophie hinter der Austin Seven-Konstruktion war, dass ein billiges kleines Auto nicht billig gemacht sein durfte um wirklich großen Erfolg zu haben. Ein einfaches Konzept, eine gute Verarbeitung und gute Materialien bildeten die Voraussetzung für den Erfolg. Entstanden war die Idee zum Austin Seven am Billiardtisch. Herbert Austin konstruierte darauf zusammen mit dem jungen Stanley Edge eine Miniversion des von ihm bewunderten Model T, die preislich mit einem Motorradgespann konkurrieren konnte. Der Austin Seven war übrigens einer der ersten Wagen mit Allradbremse, der eine auf die Hinterräder wirkende Fußbremse und eine davon unabhängig auf die Vorderräder wirkende Handbremse besaß. Das hatte sonst damals keiner.
Mit der Lizenz-Produktion des enorm populären Austin Seven hatte die Fahrzeugfabrik Eisenach, die seit 1904 unter dem Markennamen Dixi LKWs, Fahrräder, Autobusse und teure luxuriöse Automobile in kleinen Serien produzierte, einen neuen Weg eingeschlagen. Hinter der Richtungsänderung in der Firmenpolitik stand Jacob Schapiro, ein Finanzjongleur, der bereits an vielen anderen Automobilherstellern (darunter NSU und Benz), Zulieferbetrieben und Taxiunternehmen beteiligt war
Schapiro übernahm Dixi zu einer Zeit, als sich die Eisenacher mit dem Bau teurer Automobile vergaloppiert hatten. Denn wegen der Hubraumsteuer wurden große Wagen kaum verkauft, dadurch gab es kleine Stückzahlen, woraus wiederum noch höhere Fahrzeugpreise resultierten. Die Bedeutung eines gut gemachten und günstigen Kleinwagens für den deutschen Markt in Form des Austin Seven hatte Schapiro sofort erkannt. So war der Erwerb der Austin-Lizenz goldrichtig, denn der Kleinwagen wurde den Eisenachern aus den Händen gerissen. Der Grund, warum es dann zu einem finanziellen Engpass kam, lag im hohen Finanzbedarf eines schnell wachsenden Unternehmens. Die plötzliche Produktionsausweitung strapazierte Schapiros finanzielle Mittel erheblich und so wurde Dixi förmlich vom eigenen Erfolg erschlagen. Die „Rettung“ nahte durch BMW mit seinem potenten Geldgeber Camillo Castiglioni.
Das Unternehmen wurde 1928 von BMW übernommen und die Produktion des Kleinwagens weiter geführt. Von nun an entstanden in Eisenach mit Erfolg BMWs
BMW hatte die Übernahme ein geniales kleines Automobil und den gelungenen Einstieg ins Autogeschäft beschert. So gilt dieser Dixi beziehungsweise Austin Seven als Urahn aller BMW-Automobile. Die ersten Dixi 3/15 wurden 1927 komplett aus England zugekauft und hier als Rechtslenker vertrieben. Dann wurde der Dixi in Eisenach als Linkslenker mit einem spiegelbildlich gebauten Motor versehen und erhielt die Bezeichnung 3/15 DA1 (DA=deutsche Ausführung). Nachdem Dixi übernommen wurde, brachte BMW im Juli 1929 den BMW 3/15 DA2 mit gekoppeltem Bremssystem und etwas größeren Aufbauten (zumeist Ganzstahlkarosserien von Ambi-Budd) heraus.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: sv Reihenvierzylinder
Hubraum: 748 ccm
B x H: 56 x 76 mm
Leistung: 15 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h
Getriebe: Dreiganggetriebe
Antriebsart: Hinterradantrieb
Chassis: Kastenrahmen
Vorderradaufhängung: Starrachse, Blattfedern
Hinterradaufhängung: Starrachse, Viertelelliptikfedern
Bremsanlage: mechanische Trommelbremsen, Handbremse auf Vorderräder, Fußbremse auf Hinterräder
Radstand: 1905 mm
Länge: 2800 mm
Breite: 1170 mm
Fahrgestellgewicht: 280 kg
Bauzeit: 1928-1929 - Dixi 3/15 DA1
Stückzahl: 9307 Ex. vom DA1