Der von 1947 bis 1959 in 1783 Exemplaren gebaute Rolls-Royce Silver Wraith war das letzte Modell des englischen Luxuswagenherstellers aus Crewe, das als Rolling Chassis an eine große Vielzahl von unabhängigen Karosseriehäusern zum Einkleiden ging
Daher gab es den Silver Wraith auch in einer großen Bandbreite an unterschiedlichen Aufbauten, von der Pullman-Limousine über das Landaulet bis hin zum Cabriolet war so ziemlich alles dabei. Auch stellte der Silver Wraith das erste Rolls-Roycemodell nach dem zweiten Weltkrieg dar.
Der hohe Qualitätsstandard und die enorme Haltbarkeit des Modells waren typisch für Rolls-Royce
Dass der Rolls-Royce „Der beste Wagen der Welt“ sei, war nicht nur eine Redensart. Schließlich läuft ein großer Teil sogar der vor dem Krieg gebauten Fahrzeuge dieser Marke auch heute noch. Dafür sorgte nicht nur eine herausragende Ersatzteilversorgung, sondern vor allem die extrem solide Verarbeitung und auf Langlebigkeit ausgelegte Konstruktion. Das Modell besaß einen Leiterrahmen mit Kreuzverstrebung, eine unabhängige Vorderradaufhängung an Doppelquerlenkern und Schraubenfedern sowie eine blattgefederte, hintere Starrachse. Die Bremsen (vorn hydraulisch, hinten mechanisch) hatten eine mechanische Servoeinrichtung nach Hispano-Suiza-Vorbild. Der seidenweich laufende und neu konstruierte Reihensechszylindermotor mit 4257 ccm Hubraum und einer geschätzten (Rolls-Royce machte per se keine Leistungsangaben) Leistung von 122 PS war mit gegengesteuerten (hängendes Einlassventil über stehendem Auslassventil) Ventilen ausgestattet. Außerdem besaß das Fahrzeug thermostatisch gesteuerte Kühlerlamellen, eine Kupplung mit Zentrifugalverstärkung und von der Fahrerposition aus einstellbare hintere Stoßdämpfer. Auch hydraulische Wagenheber waren vorhanden. Anfangs gag es nur ein handgeschaltetes Vierganggetriebe. Ab 1952 konnte allerdings auch ein Automatikgetriebe von General Motors geordert werden.
Der luxuriöse Aufbau von Mulliner mit Karosserierahmen aus extrem haltbarem Mahagoniholz und einer Außenhaut aus Aluminium war im scharfkantigen Razor-Edge-Stil der 30er Jahre gehalten, der auch in den 40er Jahren noch als en vogue galt
Der erste Besitzer des abgebildeten Silver Wraith, ein Mr Mallender bevorzugte diesen Stil und gab die Spezialkarosserie mit in die vorderen Kotflügel hineinragenden Ersatzrädern bei Mulliner in Auftrag. Die Ersatzreifen-Platzierung ermöglichte einen sehr großen Kofferraum, der durch Herablassen einer Kofferbrücke mit eingebauter Plane noch erweitert werden konnte.
Das Interieur des luxuriösen Reisefahrzeugs war auf Bequemlichkeit und Komfort ausgelegt
Es gab handgenähte und daunengepolsterte Connolly-Ledersitze, eine Walnussholzvertäfelung, ausklappbare Picknicktische, ein Schiebedach für den Fahrer und ein Rollo als Blendschutz am Rückfenster. Ferner waren der Kühler und die Kühlerfigur handgefertigt und signiert.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: Reihensechszylinder, ioe (inlet over exhaust) Ventilanordnung
Hubraum: 4257 ccm
Leistung: keine Angabe von Rolls-Royce, etwa 122 PS bei 4400 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca. 170 km/h
Vergaser: 2 SU-Vergaser
Getriebe: Vierganggetriebe
Kupplung: Einscheibentrockenkupplung mit Zentrifugalverstärkung
Lenkung: Schneckenrollenlenkung
Antriebsart: Hinterradantrieb
Chassis: Leiterrahmen mit Kreuzverstrebung
Vorderradaufhängung: Doppelquerlenker, Schraubenfedern
Hinterradaufhängung: Starrachse , Halbelliptikfedern, Stoßdämpfer elektrisch verstellbar
Bremsen: vorn hydraulische, hinten hydromechanische Servotrommelbremse
Radstand: 3226 mm
Gewicht: ca. 2000 kg
Reifen: 7.00 x 16
Verbrauch: 15-23 l/100 km
Bauzeit: 1947-1959
Stückzahl: insgesamt 1783 Ex.