Das von 1933 bis 1939 und dann in modifizierter Form wieder von 1955 bis 1963 gebaute Model 50 mit 350 ccm Einzylindermotor war ein sportliches Alltagsmotorrad von Norton und lange Zeit das kleinste und günstigste Modell dieser Marke bis man 1958 die 250 Jubilee heraus brachte
Vom Prinzip her war es ein typisch englisches Motorrad seiner Zeit mit ohv-Einzylindermotor, Trockensumpfschmierung, Magnetzündung und separatem Vierganggetriebe. Der ohv-Motor der Norton galt als äußerst zuverlässig und unkompliziert. Konzipiert war das Model 50 als sportliches Tourenmotorrad für den Weg zur Arbeit, das aber auch in der Freizeit viel Spaß machte. Entwickelt wurde die Urform 1933 von Chefkonstrukteur Edgar Franks, der sie vom Modell 18 und Modell ES2 mit 500 ccm Hubraum ableitete. Mit letzterem Modell, das auch stetig weiter entwickelt wurde, war sie nach dem Krieg bis auf die Größe des Motors fast baugleich.
England war damals die unangefochtene Domäne der leistungsstarken „Dampfhämmer“ und Norton aus Birmingham zählte dank seiner vielen Rennsiege zu den Großen der britischen Motorradgilde
Keine andere Motorradmarke konnte bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man und anderswo so viele Siege einfahren wie Norton. Von den Erfahrungen, die man mit den Rennmaschinen sammelte, profitierten auch die Straßenmotorräder, nicht nur die großen Modelle, sondern auch die kleinere 350er.
Das Modell 50 von 1956 besaß zwar noch ein konventionelles Rahmen-Design mit Einschleifenrahmen hatte dafür aber eine überzeugende Performance für seine Klasse
Neben den herausragenden Beschleunigungswerten überzeugten vor allem die gute Straßenlage, die sicheren Fahreigenschaften und die Spurtreue. Den von den McCandless-Brüdern 1950 für die Norton-Rennmaschinen entwickelten, leichten und sehr stabilen Federbettrahmen, einem speziellen Doppelschleifenrahmen mit weicher Steuerkopfführung in Längsrichtung und stabiler seitlicher Führung, bekam das Model 50 erst 1958. Zeitgleich erhielt es statt der Magnetzündung eine Batteriezündung und die Lucas Lichtmaschine RM15.
Das abgebildete Modell, zu dem sogar noch Schriftwechsel des Erstbesitzers mit Norton in Birmingham aus der Anfangszeit vorhanden sind, ist ein stets gefahrenes und gepflegtes Exemplar, das 64 Jahre in Familienbesitz war
Nach dem Tod des Erstbesitzers und später seines Sohnes verkaufte die in den USA lebende Schwester die Norton und einige weitere Motorräder. Durch einen Glücksfall gelangte die Norton in die Hände eines Freundes des Automuseums Melle und kann nun hier bewundert werden.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohv Einzylindermotor, luftgekühlt
Hubraum: 348 ccm
Bohrung x Hub: 71 mm x 88 mm
Verdichtung: 7,3:1
Leistung: 18 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca. 130 km/h
Vergaser: Amal-Monobloc-Vergaser 376
Zündung: Magnetzündung, ab 1958 Batteriezündung
Getriebe: Vierganggetriebe, fußgeschaltet
Gesamtübersetzung: 5,28
Getriebeübersetzung: 5,3;7;9,3;14,1:1
Rahmen: Einschleifenrahmen, ab 1958 Federbettrahmen
Radführung vorn: Norton-Telegabel, ölgedämpft
Radführung hinten: Schwinge, Armstrong-Federbeine
Bremsen: Trommelbremsen, vorn Leichtmetall-Vollnabenbremse
Radstand: 1410 mm
Gewicht: 170 kg
Tank: 16l
Verbrauch: ca. 3,7l/100 km je nach Fahrweise
Bereifung: vorn 3.25-19; hinten 3.50-19
Bauzeit: 1955-1963 (Nachkriegsmodell)
Preis: 228 Pfund