Einbaumotoren
Auf der unteren Ebene werden zwei Einbaumotoren von Fichtel & Sachs aus zwei unterschiedlichen Epochen gezeigt. Bei dem linken Exemplar handelt es sich um einen der ganz frühen Sachs-Einbaumotoren aus den 30er Jahren. Mit dem Modell 31, einem Zweitaktmotor mit 74 ccm Hubraum, begann im Juli 1930 der Einstieg von Fichtel & Sachs in den großangelegten Bau von Einbaumotoren. Bereits im selben Jahr kam man auf eine Produktion von 30000 Einheiten. Der Run auf Einbaumotoren war damals groß, denn viele Fahrradproduzenten wollten auch motorisierte Exemplare anbieten. Fichtel & Sachs befand sich hier in einer sehr guten Position, weil das Unternehmen bereits Teile für Fahrradhersteller produzierte und daher sehr gute Kontakte zu ihnen unterhielt. Dank der Robustheit und Zuverlässigkeit des ersten Modells stieg die Nachfrage bald rasant an und F & S wurde zu einem der größten Einbaumotorenhersteller. Das Modell 31 besaß einen Sackzylinder aus Grauguss, einen Alu-Nasenkolben, eine geschmiedete Kurbelwelle aus zwei miteinander verschraubten Hälften, anfangs einen Drosselklappenvergaser und später einen Kolbenschiebervergaser, sowie eine Einscheiben-Trockenkupplung mit Korklammellen und ein Zweiganggetriebe im Block. Dieser frühe F & S-Zweitaktmotor arbeitete mit Nasenkolben und Querstromspülung, denn DKW hatte die Lizenz für die bahnbrechende Schnürle-Umkehrspülung mit Flachkolben gekauft.
Der andere Fichtel & Sachsmotor stammt aus den 50er Jahren und ist bereits weit moderner. Der ab 1953 gebaute Sachs 50 arbeitete mit Flachkolben und Schnürle-Umkehrspülung. Das von DKW erworbene Patent auf die Schnürle-Umkehrspülung war Anfang der 50er Jahre ausgelaufen. Der Motor besaß ein vierteiliges Gehäuse aus Leichtmetall. Motor, Getriebe, Kupplung, Schwungrad-Lichtmagnetzünder, Tretlager, Freilauf und Rücktrittmechanismus bildeten einen Block. Sowohl der Kolben als auch die Pleuelstange bestanden aus Leichtmetall. Dieser Zweitakter mit 50 ccm Hubraum zählte in der Nachkriegszeit zu den am weitesten verbreiteten Einbaumotoren.
Karbidlampen
Zu sehen sind die früher gebräuchlichen Karbidlampen. In einem separaten Behälter wurde Calciumcarbid mitgeführt, über dem sich ein zweiter Behälter mit Wasser befand. Wenn man dann Wasser auf Karbid tropfen ließ, entstand Acethylengas, das durch eine kurze Rohrleitung, die in einem Reflektor endete, geführt wurde. Das Gas ließ sich wohldosiert abbrennen.
Steuerkopfschilder und Embleme
Steuerkopfschilder und Embleme von Fahrrad,- und Motorradherstellern, sowie einigen wenigen Automobilproduzenten aus verschiedenen Zeitepochen vermitteln die künstlerische Vielfalt, mit der solche Schilde früher sozusagen als Visitenkarte und Identitätsausweis der jeweiligen Marke gestaltet waren.
Verschiedene Zubehörteile und Motorradaccessoires
Zu den nicht zur Serienausstattung zählenden Zubehörteilen gehörten vor allem vor dem zweiten Weltkrieg oft Tachometer, Hupen, Lampen, Schlösser, Luftpumpen und Bordwerkzeug. Zu sehen sind neben speziellen Verbrauchsmaterialien auch Hilfsmittel wie ein Übersetzungswähler für Fichtel & Sachs Kettenschaltung, der ab 1951 zu haben war. Es handelte sich um eine Meß-Schablone aus Pappe, die einem half die passenden Übersetzungen zu wählen.
Fahrradequipment
Ausgestellt werden Fahrradklingeln, Fahrradlampen, spezielle Ventile und Fahrradschläuche. Interessant ist auch ein Brooks-Ledersattel für ein BSA-Fahrrad. Die Birmingham Small Arms Company entstand aus einem 1861 durchgeführten Zusammenschluss von mehreren Waffenschmieden. Ab 1880 baute das Unternehmen auch ihre ersten Fahrräder und zählte damit zu den Pionieren dieser Branche. Motorräder kamen kurz nach der Jahrhundertwende hinzu und machten BSA bald auch auf diesem Gebiet weltweit bekannt. Sättel von Brooks aus England (nicht zu verwechseln mit dem Laufschuh-Hersteller Brooks aus den USA) sind bis heute ein heiß begehrter Exportartikel der 1886 in den West Midlands (Smethwick) für die Herstellung von Pferdegeschirr und Lederwaren gegründeten Firma, die später neben ihren berühmten und sehr hochwertig gearbeiteten Ledersätteln für Fahrräder und für Motorräder auch Ledertaschen, Packtaschen und andere Accessoires für Fahrräder und das Fahrradfahren produzierte. Das Unternehmen existiert bis heute und stellt immer noch herausragende Fahrradsättel aus Kernleder her, die dank ihrer Qualität einen exzellenten Ruf genießen und wie seit jeher von Profis des Radrennsports favorisiert werden.
Fotos & Text: Marina Block