Morellet-Guérineau (MG) - Tretauto Ferrari Rennwagen

Alexis Guérineau gründete 1875 das Spielwaren-Unternehmen MG (Morellet-Guérineau) in Cholet, einer kleinen Industrie-Stadt im Maine-et-Loire-Department. Es wurden alle Arten von Spielzeug darunter später auch Spielzeugautos und Tretautos hergestellt. Außerdem bot man bereits früh Kinderwagen an. Das bis 1975 produzierende Unternehmen wurde in den letzten Jahrzehnten von Guérineaus Enkel, dem Künstler Francois Morellet geleitet, der auch die Werbung der Firma gestaltete

Ende der 60er Jahre wurde nach dem Zusammenschluss der Firma mit dem Unternehmen Bébé Confort die Kinderwagensparte ausgebaut. 1976 wurde MG und Bébé Confort von dem kanadischen Dorel-Konzern übernommen.

Morellet-Guérineau war vor allem in den 50er und 60er Jahren auch für hochwertige Kinder-Tretautos bekannt

Die Tretautos von MG waren vorwiegend aus Metall gebaut. Man versuchte die Kinderautos möglichst detailgetreu zu gestalten. Als Vorlage dienten etliche berühmte Rennwagen und Sportwagen aber auch erfolgreiche und interessante Serienmodelle. Frühe Rennwagen von Ferrari, wie der abgebildete F2 500 oder der Typ 156 Sharknose dienten als Vorlage und entstanden als Tretauto für Kinder in Cholet. Gebaut wurde die Tretauto-Nachbildung des Ferrari F2 500 ab 1959, eine zweite Serie mit Kühlergrill aus poliertem Aluminium kam in den 60er Jahren heraus, der Typ 156 Sharknose entstand 1961. Kinder konnten in den 60ern aber auch einen Lotus F1 oder einen Honda F1 wählen. Angeboten wurden zudem ein Ferrari F1 553 Squalo, der Citroen DS, der Simca Aronde und etliche mehr im Tretauto-Format. Das Tretauto Ferrari F2 500 war 112 cm lang, 56 cm breit und 41 cm hoch. Es wog circa 16 kg. Im Laufe der Jahre hatte das abgebildete Exemplar seine rote Lackierung verloren und viel Flugrost angesetzt.

Betrachtet man die Qualität der Verarbeitung und die Aktualität der damaligen Modelle, die als Tretauto angeboten wurden, so konkurrierten vor allem der Tretauto-Hersteller Giordani aus Italien (Bologna) und der französische Hersteller Morellet Guérineau derzeit auf einem hohen Level miteinander.

Tretautos für Kinder haben eine lange Tradition. Schon in der Frühzeit des Automobils ließen vermögende Automobilkäufer (das waren damals eigentlich alle) gelegentlich ihr Fahrzeug in Miniaturausgabe mit Tretkurbelantrieb für ihren Nachwuchs als Einzelstück handwerklich anfertigen

Die Idee dahinter ist sogar noch weit älter, denn schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden für reiche Kinder kleine Kutschen gebaut, vor die dann Ziegen oder Hunde eingespannt wurden. Als dann die „pferdelose Kutsche“ immer populärer wurde, baute man auch diese im Kleinformat mit Pedalantrieb nach. Anfangs waren die erst mit Karosserien aus Holz und später aus Blech bestückten Tretautos in Handarbeit gefertigte Einzelstücke, bis die Spielzeughersteller wie etwa Moko (Moses Kohnstam) aus Fürth oder Ferbedo aus Nürnberg, Löffler aus Hamburg, Naether aus Zeitz, die Firma Steiff, in Belgien der Spielwarenhersteller Torck, in Italien Giordani, Gimca und Rosca, in Frankreich MG ( Morellet Guérineau) und Eureka oder in England Triang Toys in den 20er und den 30er Jahren verstärkt das Terrain übernahmen und Tretautos in kleinen Serien bauten.

Sehr frühe Tretautos waren ihrem Vorbild meist noch nicht detailgetreu nachempfunden

Das machte man erst später, vor allem als die Automobilhersteller erkannten, dass sich mit Tretautos prima bei den Kleinen eine Markenbindung aufbauen ließ. Natürlich musste das Vorbild und der Markenname dann auch deutlich erkennbar sein. Einer, der das früh durchschaute, war André Citroen, der als einer der ersten großen Autohersteller Tretauto-Modelle anbot und sich wünschte, dass die ersten Worte eines Kindes „Mama, Papa und Citroen“ wären. Dem Beispiel Citroens folgten bald auch andere Autoproduzenten, wie etwa in Deutschland Horch, DKW, Wanderer und andere. Selbst Ettore Bugatti baute von seinen Modellen Tretautos, die heute natürlich ein kleines Vermögen wert sind.

Fotos & Text: Marina Block

Bilder

Informationen:

MarkeMorellet-Guérineau (MG)
ModelTretauto Ferrari Rennwagen
Baujahrab 1959

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