Zwischen 1958 und 1975 baute der niederländische LKW-Hersteller DAF aus Eindhoven, der mittlerweile zum amerikanischen Paccar-Konzern zählt, auch kleinere, innovative PKW-Modelle. Als das Unternehmen in den 70er Jahren in Schwierigkeiten geriet, verkaufte DAF seine PKW-Sparte an Volvo. Die damals aktuellen DAF-Modelle wurden 1976 in Volvo-Modelle umbenannt. Darunter war auch DAFs größtes PKW-Modell, der DAF 66 mit anfangs 1,1 l und dann 1,3 l Renault-Motor. Auch dieses Modell der unteren Mittelklasse besaß das für DAF typische Variomatic-Getriebe und eine teure De Dion-Hinterachse. Die Gestalt des DAF 66 stammte, wie bei den anderen DAF-Modellen, von Giovanni Michelotti
Ab 1963 zeichnete dieser berühmte italienische Designer für die Formgebung aller DAF-Modelle verantwortlich. Die von Michelotti entworfenen Karosserien waren sachlich modern gestaltet, besaßen große Fensterflächen und eine gute Übersichtlichkeit. Außerdem boten sie, trotz relativ kleiner Abmessungen, sehr viel Platz für die Insassen und geräumige Stauräume. Der von 1976 bis 1979 gebaute Volvo 66 wurde als zweitürige Limousine oder als dreitüriger Kombi mit großer Heckklappe und umklappbarer Rücksitzbank angeboten. Den von 1972 bis 1975 gebauten DAF 66 gab es außerdem auch noch als Coupé. Das Fahrwerk des DAF/Volvo 66 bestand aus einer unabhängigen Vorderradaufhängung an radführenden Querblattfedern und Dämpferbeinen und einer De-Dion-Hinterachse.
Das innovative Variomatic-Getriebe hatte Hub van Doorne (Gründer von DAF) bereits für das erste DAF-PKW-Modell, den 600 entwickelt. Inspiriert wurde er dabei von amerikanischen Automobilen mit ihren komfortablen Automatikgetrieben. In den Genuss dieser Bequemlichkeit sollten auch Kleinwagen-Fahrer kommen. Außerdem wollte er Fahranfängern mit der Variomatic die Handhabung des Fahrzeugs erleichtern
Erfunden hatte er die Variomatic allerdings nicht. Denn eine Automatik nach diesem Prinzip war bereits um die Jahrhundertwende in Frankreich aufgetaucht.
Beim Variomatic-Getriebe handelte es sich, um eine stufenlose Keilriemenautomatik mit Fliehkraftkupplung, die ein ruckfreies, stufenloses Fahren immer im optimalen Drehzahlbereich ermöglichte. Über,- oder untertouriges Fahren wurde so verhindert, was der Langlebigkeit des Motors sehr zugute kam. Die Variomatic bestand aus vier Laufrädern mit Fliehkraftregler, die innen konisch auf die Achse zuliefen und über die paarweise zwei gespannte Keilriemen lagen. Sobald die Drehzahl des Motors stieg, gingen die Scheiben durch die Zentrifugalkräfte bewirkt auseinander, wodurch der Weg der Keilriemen kürzer und die Übersetzung größer wurde. Die frühen DAFs mit Pendelachse besaßen zwei Bänder und konnten, wenn ein Band riss, immer noch weiter fahren. Spätere DAFs verfügten hingegen nur über ein Band. Anfangs hielten die Bänder des Getriebes nicht allzu lange, später dann ungefähr so lange wie die Reifen. Mit dem DAF konnte man übrigens genauso schnell vorwärts wie rückwärts fahren (nach Umstellen eines Hebels). DAF testete die Variomatic, um zu beweisen wie gut die Automatik arbeitete, in vielen Rallys und Wettbewerben. Sogar in einen Formel I-Rennwagen (Williams-Renault) wurde sie eingebaut und machte den Renner damit schneller. Heutzutage ist die Variomatic übrigens das beste und am weitesten verbreitete Automatik-Getriebe der Welt.
Technische Daten
Motor: ohv Reihenvierzylindermotor
Hubraum: 1289 ccm
B x H: 73 x 77 mm
Verdichtung: 8,5:1
Leistung: 57 PS bei 5200 U/min
max. Drehmoment: 99 Nm bei 5200 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 145 km/h
Getriebe: Variomatic-Automatikgetriebe
Antriebsart: Hinterradantrieb
Karosserie: selbsttragende Ganzstahlkarosserie von Giovanni Michelotti entworfen
Vorderradaufhängung: unabhängig, an Dämpferbeinen, Querfeder
Hinterradaufhängung: De Dion-Hinterachse
Bremsen: hydraulisch, vorn Scheibenbremsen, hinten Trommelbremsen
Radstand: 2255 mm
L x B x H: 3900 mm x 1540 mm x 1380 mm
Gewicht: 835 kg
Bauzeit: 1972-1979; ab 1976 als Volvo 66
Stückzahl: ca. 107000 Ex.