Der von 1928 bis 1932 gebaute AC4 von Citroen (ab etwa 1930 hieß er C4F) basierte auf dem noch von Jules Salomon entwickelten und in 27 Karosserievarianten angebotenen Vorgängermodell B14, war aber etwas moderner als letzterer
So verfügte der AC4 über eine Batteriezündung und über eine Wasserpumpe. Ältere Citroens arbeiteten hingegen noch mit einer Thermosiphonkühlung ohne Pumpe. Der seitengesteuerte Vierzylindermotor des AC4F besaß stehende Ventile, drei Kurbelwellenlager, einen Hubraum von 1628 ccm und leistete 30 PS bei 3000 U/min. Im Fall des abgebildeten, 1290 kg schweren Landaulets (diese Karosserievariante gab es auch schon beim Vorgänger B14) brachte er das Fahrzeug auf eine Höchstgeschwindigkeit von 85 km/h. Vom AC4 wurde 1929 der C6 mit Sechszylindertriebwerk abgeleitet. Damit drang Citroen von der Mittelklasse auch in die Oberklasse vor und das mit einem auf dem Fließband als Massenprodukt gebauten Fahrzeug. Die Citroens jener Tage besaßen übrigens einen Hinterradantrieb, was sich mit dem revolutionären Traction Avant später (ab 1934) dann ändern sollte. Die Inspiration für den Frontantrieb bei einem großen Automobil holte sich André Citroen 1931 im Laufe eines USA-Aufenthalts bei Joseph Ledwinka, dem damaligen Chefkonstrukteur der Budd-Company in Philadelphia.
Citroen zählte zu den modernsten Automobilherstellern in Europa und hatte als einer der ersten hier begonnen die Ganzstahlkarosserie nach dem Budd-Verfahren zu etablieren, was den Karosseriebau bald revolutionieren sollte. Außerdem führte er als einer der ersten Hersteller in Europa die Fließbandproduktion ein
So war etwa der Citroen B12 von 1926 das erste Citroen-Modell, das in allen Karosserievarianten Ganzstahlaufbauten aufwies und damit als das erste gut gemachte Serienautomobil in Europa mit Ganzstahlaufbau gelten konnte. Angeboten wurden auch für den AC4F etliche Karosserievarianten in Ganzstahlbauweise. So gab es das Modell als Limousine, als offenen Tourenwagen, als Pick-up, als Kastenwagen und als Landaulet.
André Citroen soll, zumindest anfangs, kein passionierter Autoenthusiast gewesen sein. Er war aber jemand, der die Zeichen der Zeit erkannte und sah, was die Menschen in Zukunft brauchen würden und wie etwas auf bestmögliche Weise zu erreichen war
Um den Bedarf an möglichst günstigen, gut gemachten und praktischen Fahrzeugen zu decken, war eine durchdachte Massenproduktion von Nöten. Allerdings war er nicht nur Vorreiter neuer industrieller Produktionsmethoden in Europa und führte hier als einer der ersten Produzenten auch die Fließbandproduktion nach Fordschem Vorbild ein, dessen Anlagen er in den USA besucht hatte, sondern etablierte auch neue Werbestrategien in der Automobilwirtschaft (so ließ er mit Hilfe eines Flugzeugs den Namen Citroen in den Pariser Himmel malen, ließ 1:43 Miniaturen seiner aktuellen Modelle für die Kinder seiner Kunden bauen, um sie an die Marke zu binden, illuminierte den Eifelturm mit Citroen-Werbung, etc.) und förderte zielführende Innovationen im Automobilbereich, wie etwa die Ganzstahlkarosserie, die der Massenproduktion sehr entgegen kam. Als Holz im Karosseriebau entfiel, konnten die Trocknungstemperaturen für die Farben erhöht werden und es war nun möglich schneller zu produzieren. Vor der Zeit der Nitro-Lacke benötigten die Farben nämlich eine lange Trocknungszeit. Konnten sie einem heißeren Trocknungsverfahren unterzogen werden, lief natürlich alles rascher ab.
Der AC4 war ein solides Automobil mit etlichen Vorzügen und in verschiedenen Karosserievarianten zu haben. Das Landaulet wurde gerne für den Taxibetrieb eingesetzt
So besaß er Trommelbremsen an allen Rädern, die mit Servo-Unterstützung arbeiteten. Zudem gab es eine neuartige Blattfederanordnung an der Vorderachse, die den Fahrkomfort erhöhte. Auch die Hinterachsfederung war durch den Einsatz von Reibungsdämpfern recht komfortabel. Das Landaulet mit geschlossenem Abteil für den Fahrer und offenem Abteil für die Passagiere war eine sehr beliebte Karosserieform für ein Taxi, weil die zumeist wohlhabenden Taxikunden damals gerne gesehen werden wollten.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: Reihenvierzylindermotor
Hubraum:1628 ccm
Leistung: 30 PS bei 3000 U/min
Vergaser: Solex-Vergaser
Höchstgeschwindigkeit: ca. 85 km/h
Antriebsart: Hinterradantrieb
Getriebe: Dreiganggetriebe, unsynchronisiert
elektrische Anlage: 6 Volt, Gleichstrom-Lichtmaschine, Elektrostarter
Chassis: Kastenrahmen, verstärkt
Karosserie: Ganzstahlkarosserie, Landaulet
Vorderradaufhängung: Starrachse, halbelliptische Blattfedern
Hinterradaufhängung: Starrachse, Blattfedern
Bremsen: Trommelbremsen rundum, Unterdruck-Servohilfe System Westinghouse
Radstand: 2970 mm
Länge: 4180 mm
Breite: 1580 mm
Gewicht: 1290 kg
Reifen: 14 x 45
Bauzeit: 1928-1932
Stückzahl: ca. 121000 Ex.