Hercules - Hobby-Rider HR1 (1972)


Die Marke Hercules zählt zu den Pionieren im Zweiradbau.

Carl Marschütz hatte bereits 1886 seine Velozipedfabrik in Nürnberg gegründet und baute mit seinem Bruder Heinrich erst Fahrräder und dann auch sehr früh LKWs, anfangs mit Elektromotoren und dann auch mit Verbrennungsmotoren. Als Fichtel & Sachs seine ersten Einbaumotoren herausbrachte, bestückten auch die Marschütz-Brüder ihre Hercules-Fahrräder mit diesen Motoren. Die Produktion leichter Motorräder folgte ebenfalls recht bald. In den 30er Jahren mussten die beiden Brüdern dann als Juden vor den Nazis in die USA fliehen

Nach dem zweiten Weltkrieg durchlief Hercules eine wechselvolle Geschichte

Nach dem Krieg wurde das Unternehmen erst von der Dresdner Bank, dann vom Grundig-Konzern und schließlich von Fichtel & Sachs übernommen, die 1965 auch die Zweirad-Union mit den Marken DKW, Express und Victoria aufkauften. Darauf hin wurden die Marken in einem Werk in Nürnberg vereint und es wurde Badge-Engineering betrieben. Unter dem Hercules-Label entstanden bis in die in die 90er Jahre hinein Fahrräder, Mofas, Mokicks und Kleinkrafträder. Nachdem Mannesmann um 1990 Fichtel & Sachs übernommen hatte, wurde die Marke Hercules einige Jahre später (1995) an die niederländische ATAG Cycle Group verkauft.

Ab etwa 1965 verstärkte Hercules sein Engagement in der Mofa-Produktion, denn die führerscheinfreien Mofas waren trotz damaliger Zweiradkrise ein lukratives Geschäft und die Hercules-Mofas dank ihrer guten Qualität recht gefragt. Dem Zeitgeist entsprechend baute Hercules Anfang der 70er Jahre auch ein trendiges Mofa namens Hobby-Rider (assoziativ zum Kultfilm Easy Rider) mit hochgezogenem Auspuffrohr und Bonanza-Lenker, das es von 1971 bis etwa 1974 als Modell HR1 und ab 1974 als HR2 gab

Das abgebildete und heute relativ selten gewordene Modell HR1 von 1972 besaß einen luftgekühlten Fichtel & Sachs Einzylinderzweitaktmotor mit 50ccm Hubraum, 1,5 PS Leistung und stehendem Zylnder. Ausgestattet war das Modell mit einem Zweiganggetriebe, das über eine Drehgriffschaltung betätigt wurde. Es gab die HR1 aber auch mit einer Eingang-Fliehkraftautomatik. Gestartet wurde der Hobby-Rider über seine Pedale. Das Besondere an diesem Mofa war sicher der nach links über den Motor hochgezogene Sportauspuff und der hochgestellte Bonanza-Lenker mit Querverstrebung. Damit schuf Hercules eine Art Mini-Chopper. Nicht ganz passend zur Chopper-Mentalität wurde der 48 kg schwere Hobby-Rider als ein geländegängiges Super-Mofa mit Super-Lenker beworben. Bestückt war es mit einem eckig geformten Scheinwerfer samt im Scheinwerfergehäuse integriertem Tacho, einem bequemen Sattel, einem Gepäckträger mit Packtaschenbügel und einem unter dem Gepäckträger verborgenen Werkzeugkasten. Ferner gab es Vollnaben-Trommelbremsen, einen Zentralrohrrahmen mit freiem Durchstieg, eine Telegabel vorn und eine Schwinge samt Federbeinen hinten. Ausgeliefert wurde die HR1 nur in knallgelber Lackierung. Das Nachfolgemodell HR2 kam 1974 auf den Markt und unterschied sich optisch durch einen nun runden Scheinwerfer, eine gelochte Querverstrebung des Lenkers, den Fichtel & Sachs Einzylinderzweitaktmotor 505 2 B mit liegendem Zylinder, einem etwas gestreckteren Zentralrohrrahmen und damit längerem Radstand und einer größeren Farbauswahl vom Vorgänger(neben gelb auch polarsilber und javaorange). Der Fahrkomfort war bei beiden Modellen dank Schwinge mit Federbeinen und Telegabel recht gut. Für viele waren derartige Fahrzeuge damals der Einstieg in die Motorisierung.

Technische Daten

Motor: Einzylinder-Zweitaktmotor von Fichtel & Sachs, luftgekühlt

Hubraum: 47 ccm

B x H: 38 x 42 mm

Leistung: 1,5 PS bei 4000 U/min

max. Drehmoment: 3,2 Nm bei 2900 U/min

Vergaser: Bing-Vergaser

Höchstgeschwindigkeit: 25 km/h

Zündung: Bosch Magnetzündergenerator

Getriebe: Zweiganggetriebe, Drehgriffschaltung

Rahmen: Zentralrohrrahmen

Vorderradaufhängung: Telegabel, 60 mm Federweg

Hinterradaufhängung: Schwinge mit Federbeinen, 55 mm Federweg

Bremsen: 90 mm-Vollnabentrommelbremsen

Räder: 2.25 - 21

Gewicht: 48 kg

zul. Gesamtgewicht: 160 kg

Tankinhalt: 3,9 l

Verbrauch: 1,6l/100 km

Bauzeit: 1972-1974 HR1

Bilder

Informationen:

MarkeHercules
ModelHobby-Rider HR1
Baujahr1972

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