Fahrzeuge der von Colin Chapmann in Hornsey/London gegründeten Marke Lotus waren im Rennsport ungeheuer erfolgreich. Sie revolutionierten nach dem Krieg nicht nur den Rennwagen,- sondern auch den Sportwagenbau. Schließlich baute Lotus mit der Elite einen der ersten Serienwagen mit selbsttragender Kunststoffkarosserie
Lotus zählte zu den Vorreitern moderner Grand Prix-Wagen und hatte im Formel-1-Sport eine Revolution eingeleitet. Viele gewonnene Weltmeisterschaften belegten die Genialität von Colin Chapman und seinen Mitstreitern. Auch die Sportwagen von Lotus hatten viel Revolutionäres zu bieten. Bis in die frühen 70er Jahre wurden sie hauptsächlich als Kit-Cars zum selbst zusammenbauen verkauft, weil das wegen der speziellen Steuergesetzgebung in Großbritannien, die Eigenbauten gegenüber fertig montierten Fahrzeugen steuerlich begünstigte, vorteilhafter war.
Den Namen Elite hatte Lotus für zwei verschiedene Modelle aus unterschiedlichen Bauepochen verwendet. Hier handelt es sich um die von 1957 bis 1963 gebaute Lotus Elite des Typs 14, ein zweisitziges Fastback-Coupé mit selbsttragender Kunststoffkarosserie und ausgesprochen guten aerodynamischen Werten. Mit dem formvollendet gestalteten Sportcoupé wollte Colin Chapman eine überzeugende Alternative zu Alfa Romeo und Porsche bieten
Lotus hatte mit diesem Modell Neuland betreten, denn Peter Kirwan-Taylor und Frank Costin, Flugzeugingenieur bei de Havilland und Mitgründer von Cosworth, hatten für die Elite eine selbsttragende Fastback-Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff entwickelt. Schließlich sollte der erste geschlossene Sportwagen von Lotus so leichtgewichtig wie nur möglich werden. Mit dieser Konstruktion in Schalenbauweise zählte Lotus damals zu den Pionieren im Karosseriebau. Ermöglicht wurde die selbsttragende Kunststoffkarosserie durch die Verwendung eines Glaswolle-Kunststoffmaterials mit trag,- und klebefähigem Exposid. Aus Metall bestand lediglich ein Versteifungsbogen vor den Türen und um die Windschutzscheibe sowie ein einlaminierter Hilfsrahmen für den Motor und die vordere Radaufhängung. Hergestellt wurden die ersten 250 Kunststoffkarosserien für Lotus bei Maximar Mouldings in Sussex. Alle weiteren der insgesamt 1030 Exemplare entstanden dann in einem Werk des Flugzeugherstellers Bristol Aeroplane, der natürlich viel Erfahrung mit der Produktion von Kunststoffkörpern hatte.
Motoren von Coventry-Climax mit obenliegender Nockenwelle beförderten die fliegengewichtige Elite,- sie wog nur 580 kg-, auf Höchstgeschwindigkeiten um die 200 km/h. Auch nicht unwesentlich für die hohe Leistungsausbeute war natürlich die extrem günstige aerodynamische Form der Elite
Zum Einsatz kam in der Normalausführung der 76 PS-starke 1,2 l Reihenvierzylinder aus Leichtmetall von Coventry Climax. Die ab 1960 angebotene Elite GT besaß mit 104 PS bei 7200 U/min noch etwas mehr Potential. Sie war mit zwei statt mit einem SU-Horizontalvergaser bestückt. Mit diesen Motorstärken wurde die Elite serienmäßig ausgeliefert. Bei getunten Rennversionen waren die Werte natürlich nach oben offen. Das Vierganggetriebe der Elite stammte von der MG Magnette wurde aber gerne durch ein besseres von ZF ausgetauscht, das die Elite GT serienmäßig besaß.
Auch die Radaufhängung war besonders. Vorn gab es doppelte Dreiecksquerlenker, Federbeine und einen Kurvenstabilisator und hinten eine „Chapman-Achse“ (radführende Federbeine, Längslenker, Antriebswellen als Querlenker).
Gegen die großen Sportwagenhersteller Porsche und Alfa Romeo kam die kleine Firma Lotus mit der Elite, die übrigens wegen ihrer hohen Herstellungskosten ein großes Loch ins Firmenbudget riss, doch nicht an. Allerdings betraf das nur den Verkauf, keinesfalls die sportlichen Fähigkeiten
So gewann die Lotus Elite 1961 und 1963 das berühmte 24-Stundenrennen von Le Mans in ihrer Klasse. Andererseits sprachen damals zwei Dinge gegen sie. Zum einen war sie ein Kit-Car zum selbst zusammenschrauben und das allein hatte damals schon ein ganz anderes Image als ein hochwertig fertiggestellter Sportwagen mit werksseitiger Qualitätskontrolle. Zum anderen tauchten Probleme mit Karosseriebrüchen auf. Nach circa 1030 Exemplaren lief 1963 die Fertigung der Elite aus. Beim Nachfolgemodell Elan hatte man aus den Problemen der Elite gelernt.
Mit der zweiten Elite, dem völlig eigenständigen Modell Typ 75, kam Lotus in den 70er Jahren heraus.
Etliche Exemplare der Lotus Elite Typ 14 wurden in Rennen eingesetzt und dafür umgebaut. Auch das abgebildete Exemplar steht im Renntrimm.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohc Reihenvierzylindermotor Coventry-Climax
Hubraum: 1216 ccm
Leistung: 104 PS bei 7200 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca. 200 km/h
Vorderachse: doppelte Dreiecksquerlenker, Federbeine, Kurvenstabilisator
Hinterachse: Chapman-Struts,radführende Federbeine, Längslenker, Antriebswellen als Querlenker
Getriebe: Vierganggetriebe von MG Magnette oder ZF
Karosserie: selbsttragende Glasfaserkarosserie
Bremsen: Girling Scheibenbremsen
Radstand: 2242 mm
Gewicht: 580 kg
L x B x H: 3759 x 1506 x 1181 mm
Bauzeit: 1957 – 1963
Stückzahl: ca. 1030 Ex.