Hinter der Bezeichnung Lloyd steckt eine traditionsreiche Geschichte
Die Reederei Norddeutscher Lloyd aus Bremen war Anfang des 20. Jahrhundert die Besitzerin der Norddeutschen Automobil,- und Motoren AG (NAMAG), die Personenwagen, Taxis und Nutzfahrzeuge mit elektrischem Radnabenantrieb nach der Lizenz des französischen Elektroautobauers Kriéger unter den Markennamen Lloyd und NAMAG herstellte. 1914 fusionierte die Hansa-Automobil GmbH mit der NAMAG zur Hansa-Lloyd AG mit Sitz in Bremen. Sie konzentrierte sich vor allem auf den Bau von Lastwagen, Traktoren und ein Luxusautomobil. Mitte 1929 wurde die Aktienmehrheit der Hansa-Lloyd AG von Carl.F.W. Borgward übernommen, der in den 30er Jahren vor allem mit kleinen Nutzfahrzeugen erfolgreich war. Bis 1949, als Borgward die Lloyd Maschinenfabrik neu gründete, wurde der Name Lloyd erst einmal nicht mehr verwendet.
Anfang der 50er Jahre kam Borgward mit dem Lloyd LP 300 auf den Markt. Es war ein aus der Not geborenes Gefährt für das kleine Portemonnaie zu einer Zeit, in der für die meisten Leute wenn überhaupt dann nur ein Motorrad erschwinglich war oder eben ein Kleinstwagen wie der Lloyd. Das Gute am Lloyd war, dass man ihn für vier Personen ausgelegt hatte und er somit einen Vorsprung vor konkurrierenden Kleinstfahrzeugen wie Isetta und Co. besaß
Weil nach dem Krieg Material sehr knapp war, entstand die Karosserie des preiswerten Lloyd aus Sperrholz, das man mit Kunstleder überzogen hatte. Dieses empfindliche Material wurde bei kleinen Defekten damals meist mit Leukoplast-Pflaster notdürftig repariert. Dieser Umstand bescherte dem kleinen Automobil dann auch gleich den Spitznamen „Leukoplast-Bomber“. Die Lloyd LP-Modelle der folgenden Jahre erfuhren einige Verbesserungen.
Der 1953 auf den Markt gebrachte Lloyd LP 400 war der Nachfolger des LP300 und war landläufig auch als Zwittermodell bekannt, weil es eine Mischkonstruktion aus Stahl und „Leukoplast“ war. Über eine Ganzstahlkarosserie und einen neuen Motor sollte erst der LP 600 verfügen
Auch der Lloyd LP 400 war immer noch ein einfach bis spartanisch ausgestattetes und kaum gedämmtes Fahrzeug mit Frontantrieb, der wenig kostete, aber Platz für vier Personen bereitstellte. Es gab ihn nicht nur als Limousine, sondern auch als Kombi, Kastenwagen und als Cabrio-Limousine. Unter der Motorhaube arbeitete ein kleiner Zweizylinder-Zweitaktmotor mit 400 ccm Hubraum und einer Leistung von 13 PS bei 3750 U/min. Dieser mit einem Solex Flachstromvergaser ausgerüstete, luftgekühlte Motor brachte den 510 kg schweren Lloyd auf eine Höchstgeschwindigkeit von circa 85 km/h. Ausgestattet war der frontgetriebene Kleinwagen mit einem nicht synchronisierten Dreigangetriebe, einer Krückstockschaltung und einer Zahnstangenlenkung. Auch hydraulische Trommelbremsen hatte man ihm mittlerweile gegönnt. Seine gerademal 3,35 m lange Karosserie bestand anfangs noch, wie beim Vorgängermodell, aus mit Kunstleder bezogenen Sperrholzschalen. Doch bereits 1953 kam eine Gemischbauweise auf, der dieser Lloyd die Bezeichnung Zwitter verdankte, denn die Seitenteile wurden nun aus Stahlblech gefertigt. Ein Jahr später bestanden auch die Motorhaube und die Heckpartie mit dem nur von innen zugänglichen Kofferraum aus Stahlblech. Aufgebaut war die Karosserie auf einem Zentralrohrrahmen mit Unterzug. Die unabhängige Vorderradaufhängung erfolgte an zwei Querfedern und hinten gab es eine Pendelachse an halbelliptischen Längsblattfedern. Die beiden Türen des kleinen Lloyd blieben, wie gehabt, hinten angeschlagen. Das war vielleicht ein sicherheitstechnisches Manko, sonst aber viel bequemer für den „barrierefreien“ Einstieg. Der Preis des LP 400 lag für die viersitzige Limousine anfangs bei 3800 DM und wurde später gesenkt. Gebaut wurden von ihm bis zu seinem Produktionsende 1957 innerhalb von fünf Jahren fast 110000 Exemplare. Doch ab 1955 wurde er vom moderneren LP 600 mit Viertaktmotor immer weiter verdrängt.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: luftgekühlter Zweizylinder-Zweitaktmotor
Hubraum: 400 ccm
B x H: 62 mm x 64 mm
Leistung: 13 PS bei 3750 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca. 85 km/h
Vergaser: Solex-Fallstromvergaser
Getriebe: Dreiganggetriebe, unsynchronisiert
Antrieb: Vorderradantrieb
Aufbau: Zentralrohrrahmen mit Unterzug, kunstlederbezogene Sperrholzschalen, Stahlblechseitenteile,
Motorhaube und Heck aus Stahlblech ab 1954
Vorderradaufhängung: Einzelradaufhängung an Querblattfedern
Hinterradaufhängung: Pendelachse, Längsblattfedern
Bremsen: hydraulische Trommelbremsen
Radstand: 2000 mm
L x B x H: 3355 x 1410 x 1400 mm
Gewicht: 510 kg
Bauzeit: 1953-1957
Stückzahl: 109878 Ex.
Preis: ca. 3800 DM-Limousine im Jahr 1953