Bereits kurz nach der Entstehung des Automobils nahmen sich Künstler des Autos an und beleuchteten seine Facetten aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln
Zu Beginn der Motorisierung waren es vor allem die Maler der Scherzpostkarten, die sich diesem Thema zuwendeten und die auf meist lustige Weise, die Probleme der neuen Mobilität auf‘s Korn nahmen. Auch durchaus namhafte Künstler beschäftigten sich damals mit dem Entwurf derartiger Karten, um ihren Lebensunterhalt sicher zu stellen.
Nachdem das Automobil seinen festen Platz in der Gesellschaft etabliert hatte, widmeten sich immer mehr Künstler jeglicher Stilrichtung dem Auto als Objekt ihrer Kunst
So gab es Künstler wie Geo Ham, René Vincent, Zyg Brunner, Ernest und Marghuerite (Gamy) Montaut oder Georges Gaudy, für die das Automobil ein zentrales Thema ihrer Kunst wurde. Nicht nur auf Gemälden und Zeichnungen hatten sie sich diesem Sujet zugewandt, auch die Plakatkunst profitierte von ihren Arbeiten zum Automobil. Das hatte wiederum einen großen Einfluss auf die aufkommende Werbewirtschaft und die Qualität der Werbung.
Eine ganz besondere Stellung nahm der Künstler Ernst Neumann Neander ein
Ernst Neumann, dessen Künstlername Neander lautete, war nicht nur Künstler (Maler, Grafiker, Kabarettist), sondern auch Erfinder und in gewissem Sinne auch einer der ersten Designer. So baute er in den späten 20er Jahren, ein vom Design, vom Material (Motorradprofilrahmen aus Duraluminium) und von der Konstruktion her innovatives Motorrad, das auch für spätere Generationen wegweisend werden sollte (siehe Suzuki Katana etc.). In den 30er Jahren schuf er futuristisch anmutende Fahrmaschinen, die das Fahrgefühl und die besten Eigenschaften von Motorrad und Automobil in sich vereinen sollten.
Natürlich wurde das Automobil auch von den Futuristen vereinnahmt, die sich nicht nur der Maschine und dem „Maschinen-Menschen“ generell verschrieben, sondern auch der ihren Objekten innewohnenden Dynamik und Gewalt/Kraft
Hier war es vor allem Giacomo Balla, Henri Gaudier-Brzeska, Henry Valensi oder auch Luigi Russolo, die der Kraft und Schnelligkeit der Maschine Auto Ausdruck verliehen. Aber nicht nur sie, auch viele andere Künstler dieser Zeit, die stilistisch etwas vielfältiger arbeiteten, verwendeten futuristische Elemente in ihrer Kunst, deutlich zu erkennen in einigen von Geo Hams Zeichnungen und Aquarellen über Rennen und Rallys oder in einer Rennstudie von Marcel-Louis Baugniet, die futuristische, kubistische und Bauhaus-Elemente in sich trägt. Auch Marcel Duchamp, einer der Wegbereiter des Dadaismus und des Surrealismus, thematisierte die Mobilität, wenn er ein Speichenrad auf einen Hocker montierte und diese Manifestation eines Alltagsgegenstandes zum Kunstobjekt machte. Im Prinzip hat sich jede große Stilrichtung in der Kunst auch mit dem Automobil und der Mobilität beschäftigt. Vor allem auch Vertreter der Pop Art wie Roy Lichtenstein oder Andy Warhol fanden das Thema spannend und bemalten sogar im Auftrag von BMW deren Art Cars, die zu einer Art Denkmal der Mobilität avancierten. Das taten auch berühmte Repräsentanten anderer Stilrichtungen, wie der Bildhauer Alexander Calder, der Abstraktion und Bewegung miteinander verbinden wollte, der Neo-Konzeptkünstler Jeff Koons oder die Installationskünstlerin Jenny Holzer, um nur einige zu nennen. Auch heute steht das Auto im Mittelpunkt einer vielfältigen Betrachtung. Seit der Pop Art, die das Automobil von seinem Sockel holte und es nicht mehr als Statussymbol betrachtete, gab es auch immer wieder kritische Stimmen zum Auto, denn im Prinzip spiegelte die Kunst ja die gesellschaftliche Stimmungslage wieder.
Im Museum sind Gemälde vom Oldtimer-Restaurator Van Beers und von Wolfgang H. Hörsgen zu sehen
Van Beers hatten vor allem Werkstatt-Szenen fasziniert, die er im Stil naiver Malerei auf die Leinwand brachte. Ihm gelang es vortrefflich die ganz spezielle Stimmung eines Werkstatt-Alltags herüber zu bringen.
Wolfgang H. Hörsgen zeigt wiederum eine große Bandbreite an Automobil-Sujets. Er stellt die historischen Fahrzeuge überwiegend im Fahrmodus unterwegs auf einer durch eine malerische Landschaft führenden Wegstrecke dar. Es gibt aber auch Szenendarstellungen, in denen im Auto agierende oder einfach nur im Auto befindliche Menschen im Fokus stehen.
Fotos & Text: Marina Block