Das in den Augen vieler Bewunderer vielleicht schönste Mercedes-Modell entstand auf Wunsch des amerikanischen Autoimporteurs Max Hoffman als kleinerer Bruder des 300 SL
Der Anfang der 40er Jahre vor den Nazis nach New York geflohene Österreicher war bis Mitte der 70er Jahre, als er sich zur Ruhe setzte, einer der bedeutendsten Importeure europäischer Sportwagen,- und Luxusautomarken in den USA, darunter fielen neben Mercedes-Benz auch Jaguar, Alfa Romeo, Lancia, Porsche, BMW und viele andere. Er besaß ein untrügliches Gefühl für Stil und Eleganz sowie ein feines Gespür für die Wünsche der amerikanischen Kundschaft. Auf seine Initiative hin entstand das aus dem Rennwagen W 194 entwickelte Mercedes-Benz Modell 300 SL in Coupéform (Flügeltürer) und später als Roadster sowie der Roadster 190 SL auf der Bodengruppe des 180 „Ponton“ als kleinere Variante.
„Reisen statt Rasen“ war das Motto bei der Konzeption des 190 SL
Im Prinzip entstand der 190 SL aus einer ähnlichen Idee und aus einem ähnlichen Zeitgeist heraus wie der Karmann-Ghia von VW, auch wenn sie sonst Welten trennte. Es sollte ein offenes Fahrzeug sein, das zum Genießen einlud und der schönen Form huldigte, eine Design-Ikone eben. Zum Rasen war es weniger gedacht. So war das Fahrwerk des 190 SL auch eher auf Komfort als auf sportliche Präzision ausgelegt und das 1,9 l ohc Reihenvierzylinder-Triebwerk, das den 190 SL auf eine Höchstgeschwindigkeit von 173 km/h bringen konnte, wurde bei höheren Drehzahlen richtig rau. Aufgehängt waren die Vorderräder an Doppelquerlenkern und Schraubenfedern, hinten gab es eine Pendelachse und Schraubenfedern.
Der 190 SL wurde ein Erfolg, denn auf so ein Auto hatten nicht nur amerikanische Kunden gewartet. Von den 25881 gebauten Fahrzeugen gingen über 10000 Stück in die USA
Max Hoffman war in der Lage Trends frühzeitig aufzuspüren und sogar zu initiieren. Und da der für solche Fahrzeuge wichtigste Markt damals wie heute in den USA lag, hat vielleicht niemand die Entwicklung europäischer Luxusfahrzeuge in jener Zeit stärker beeinflusst als Max Hoffman. Als wichtigster Importeur europäischer Modelle war daher sein Ratschlag in Stuttgart bei Mercedes Benz, aber auch in Zuffenhausen bei Porsche immer sehr gefragt.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohc Reihenvierzylinder
Hubraum: 1897 ccm
Leistung: 105 PS bei 5700 U/min
Beschleunigung: 14,5 sec. von 0 auf 60 km/h
Höchstgeschwindigkeit: ca. 173 km/h
Getriebe: Vierganggetriebe
Vorderradaufhängung: an Doppelquerlenkern, Schraubenfedern
Hinterradaufhängung: Pendelachse, Schraubenfedern
Bremsanlage: hydraulische Trommelbremsen
Radstand: 2400 mm
Gesamtlänge: 4290 mm
Gewicht: 1080 kg
Verbrauch: 12,5 l auf 100 km
Stückzahl. 25881 Ex.
Preis: 16500 DM + 1150 DM Hardtop
Bauzeit: 1955 - 1963
