Der Neubeginn nach dem Krieg fiel BMW durch den Verlust des Eisenacher Werks schwer. Erst 1951 wurde mit dem 501 Barockengel das erste neue Modell vorgestellt. Mit dem Ausspruch „BMW-Wagen sollen die Visitenkarte der deutschen Gesellschaft sein“ und der Auflage dieses Oberklassemodells mit barock anmutender Formgebung (deshalb der Spitznamen „Barockengel“) und bestückt erst mit einem ohv Reihensechszylindermotor und dann später mit einem ohv V-8-Triebwerk beschritt BMW Anfang der 50er Jahre einen Weg, der durch seine konsequente Steigerung (V8) das Unternehmen fast in den Ruin trieb. Den von 1952 bis 1964 gebauten Barockengel gab es in verschiedenen Serien (501,502, 2600, 3200). Das Sechszylindertriebwerk war für den Barockengel bis 1958 (Produktionsende des 501) zu haben. Ab 1955 war der ohv V-Achtzylindermotor im Programm, erst auch im 501 und dann in den nachfolgenden Barockengel-Serien. Es handelte sich bei ihm um den ersten, serienmäßigen Aluminium-V-Achtzylinder der Welt
Die abgebildete 501 Limousine von 1956 trägt den ohv Reihensechszylindermotor mit 2077 ccm Hubraum und einer Leistung von 72 PS unter der Motorhaube. Er brachte das 1,3 Tonnen schwere Gefährt auf eine damals beachtliche Höchstgeschwindigkeit von gut 145 km/h. Weit schneller war der Barockengel natürlich in seiner stärksten Ausführung mit 3,2l-V8-Motor und 160 PS. Dieser V-8 verlieh dem Barockengel Flügel und katapultierte ihn auf gut 190 km/h.
Auch das Fahrwerk des Barockengels wurde sehr gelobt
Aufgebaut wurde die von Peter Szymanowski (Betriebsleiter des ehemaligen Werks in Eisenach) entworfene Ganzstahlkarosserie auf einen von Motorradentwickler Alfred Böning konstruierten Kastenrahmen mit Rohrquerträgern, der mit dem Boden der Karosserie verschweißt wurde. Das Fahrwerk bestand vorn aus einer Einzelradaufhängung an Doppelquerlenkern und Längsdrehfederstäben, hinten gab es eine Starrachse an Dreieck-Schubstreben und Längsdrehfederstäben. Das über eine Lenkradschaltung betätigte vollsynchronisierte Vierganggetriebe befand sich unter den Vordersitzen und war über eine kurze Welle mit dem Motor verbunden. Gebremst wurde bis 1960 mit hydraulisch betätigten Trommelbremsen. Später kamen vorn serienmäßig Scheibenbremsen zum Einsatz.
Fast wäre die im Volksmund wegen ihrer ausladend geschwungenen Formen „Barockengel“ genannte Oberklassen-Limousine von BMW zum Totengräber der blauweißen Marke geworden
Das ziemlich aufwendig konstruierte Modell war nämlich dementsprechend teuer. Das bezog sich nicht nur auf die Anschaffung, auch die Produktionskosten hatten es dank der qualitativ hochwertigen Ausführung in sich. Angeboten wurde es zudem in einer Zeit (ab 1952), in der die wenigsten Menschen eine große Kaufkraft besaßen, denn die Wirtschaftswunderzeit lag noch in ihren Anfängen. Auch die 1955 präsentierte BMW Isetta konnte sich der finanziellen Talfahrt der Marke allein nicht wirklich effektiv entgegenstemmen. Vor einer Übernahme durch Daimler-Benz wurde BMW durch das Engagement von Herbert Quandt gerettet. Eine nachhaltige Trendwende in der Modellpolitik leitete die Anfang der 60er Jahre vorgestellte „Neue Klasse“ ein und später trug dann noch die Verschmelzung mit der technisch sehr innovativen Marke Glas zu einer positiven Entwicklung bei.
Der repräsentative und sehr gut ausgestattete Barockengel, der je nach Ausführung zwischen 11500 und 22000 DM kostete, wurde in insgesamt 23000 Exemplaren hergestellt, darunter befanden sich auch einige Cabriolets und Coupés mit Aufbauten von Baur und von Autenrieth. Die meisten Barockengel waren allerdings Limousinen
Leisten konnten sich dieses Oberklassenmodell in Deutschland nur die wenigsten und so erreichte BMW seine für diese Modellreihe ursprünglich anvisierten hohen Verkaufszahlen nie. Auch die vom V-Achtzylindermodell 502 abgeleiteten Typen 503 als Cabriolet und Coupé sowie der chice Roadster 507 verkauften sich schlecht. BMW hatte den Automobilmarkt schlichtweg falsch eingeschätzt, denn was damals wirklich boomte war der Verkauf im unteren Automobilsegment.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohv Reihensechszylindermotor, vierfach gelagerte Kurbelwelle
Hubraum: 2077 ccm
B x H : 68 x 96 mm
Leistung: 72 PS bei 4500 U/min
max. Drehmoment: 135 Nm bei 2500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca. 145 km/h
Vergaser: Solex-Doppelfallstromvergaser
Getriebe: vollsynchronisiertes Vierganggetriebe, Lenkradschaltung
Chassis. Kastenrahmen mit Rohrquerträgern
Karosserie: Ganzstahlkarosserie
Vorderradaufhängung: Doppelquerlenker, Längsdrehfederstäbe
Hinterradaufhängung: Starrachse, Dreieck-Schublenker, Längsdrehfederstäbe
Bremsanlage: hydraulische Trommelbremsen; ab 1960 vorn Scheibenbremsen
Radstand: 2835 mm
Gesamtmaße: 4730 x 1780 x 1530 mm