unbekannter Hersteller - Kinderstuhl mit Spieltisch


Als sich mit der Industrialisierung die Massenproduktion von Kinderwagen ausbreitete, ging mit dieser Entwicklung auch eine größere Verbreitung von speziell auf Kinder ausgerichtet Möbelstücke einher. Immer mehr Firmen boten neben Kinder,- und Puppenwagen auch Kinderbetten und Kinderstühle an, darunter waren auch Hochstühle und niedrige Stühle mit vorgesetzten Spieltischen

Eine große Auswahl an Kindermöbeln hatten meist Holzwarenfabriken, die sich damals neben den Korbmachereien oft schon sehr früh auf die Kinderwagenproduktion konzentriert hatten. Ein anderer Industriezweig, der gelegentlich ebenfalls Spieltische im Programm hatte, waren einige größere Spielwarenhersteller, wie unter anderem die Firma Steiff. Unter den Holzwarenherstellern bot etwa die Holzwarenfabrik Hasa neben Kinderwagen auch Kindermöbel und vieles andere rund ums Kind an, darunter auch eine breite Auswahl an Kinderstühlen und Spieltischen. Niedrige Kinderstühle mit Spieltischen, wie das abgebildete Exemplar, hatten die Rothenburger bereits 1915 im Programm. Die stabil aufzustellenden Kinderstühle und Spieltische besaßen gut durchdachte Rollvorrichtungen mit kleinen Eisenrädern, um beweglich zu sein, aber nicht weg rutschen zu können. Der ungepolsterte Kinderstuhl, war als WC-Stuhl ausgebildete, so dass nach Abnahme eines Holzdeckels ein Töpfchen untergestellt werden konnte. Versehen war der Stuhl mit einer Holzumrahmung, in die das Kind hinein gehoben wurde. Eine verstellbare Holzfußstütze sorgte für Sitzkomfort. Der vorgeschobene Kindertisch war mit einer Umrandung versehen und mit verschiedenen aufgemalten Bildern verschönert, meist handelte es sich um Märchenszenen. Außerdem fanden sich an den Seiten aufgereihte und bewegliche Holzperlen zum zählen lernen. Neben der einfachen Ausführung gab es von Hasa auch einen niedrigen, gepolsterten Kinderstuhl mit Spieltisch.

Auf die Herstellung von Kinder und Puppenwagen hatte sich die in Rothenburg ob der Tauber ansässige Firma Haag & Saalmüller, kurz HASA genannt, bereits um 1900 konzentriert und baute selbige noch bis in die späten 60er Jahre hinein

Die Kinderwagen und Holzwarenfabrik aus Rothenburg stellte nicht nur Kinder,- und Puppenwagen her, sondern wie aus einem Prospekt von 1914 zu ersehen ist, auch Klappfahrstühle, Leiterwagen, Kinder,- und Puppenmöbel, Ruhestühle, Schaukeln, Kinderfahrräder, Schreibpulte, Spieltische, Schlitten und Kindersportwagen.

In Deutschland gab es mehrere Zentren des Kinderwagen,- und Kindermöbelbaus

Im sächsischen Städtchen Zeitz kam es bereits im 19. Jahrhundert, inspiriert von der englischen Kinderwagenindustrie, zu einem regelrechten Boom an Kinderwagenproduzenten. Bereits 1875 existierten dort 13 Hersteller. Die Stadt in Sachsen-Anhalt entwickelte sich zu einer regelrechten Hochburg an Kinderwagenbauern und belieferte bald Kunden auch über die Grenzen hinaus. Naether, der erste und größte Kinderwagenproduzent dieser Region, bot 1896 in seinem Katalog schon gut 100 verschiedene Modelle an. Ein zweiter früher Standort der Kinderwagenindustrie war Rothenburg ob der Tauber. Hier baute die Firma Heinrichmaier & Wünsch unter dem Markennamen Bavaria und die Firma Haag & Saalmüller unter dem Markennamen Hasa ebenfalls seit dem späten 19. Jahrhundert Kinderwagen, Puppenwagen und Kindermöbel.

Fotos & Text: Marina Block

Bilder

Informationen:

Markeunbekannter Hersteller
ModelKinderstuhl mit Spieltisch
Baujahrab 1910er Jahre

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