Die 1899 von August Horch gegründete Automobilmarke, die hauptsächlich Oberklasse-Modelle baute, zählte ab 1932 zur Auto Union. Zu diesem Zeitpunkt war der Firmengründer von Horch schon lange nicht mehr an Bord, denn er verließ das mittlerweile in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Unternehmen bereits 1909 und gründete Audi. Der Horch Typ 830 aus den 30er Jahren war das zweite deutsche Serienauto mit V-Achtzylindermotor nach dem 1931 vorgestellten NAG V8
Nachdem der von Stoewer kommende Ingenieur Fritz Fiedler Paul Daimler 1929 als Chefkonstrukteur bei Horch abgelöst hatte, entwickelte er eine neue Motorengeneration für das Zwickauer Unternehmen. Fast unmerklich für die Kundschaft wurde erst einmal ein neuer, etwas preisgünstiger herzustellender Reihenachtzylinder eingeführt, der den von Daimler entwickelten Motor ersetzte und nicht mehr über zwei obenliegende Nockenwellen, sondern nur über eine oben liegende und über eine Königswelle angetriebene Nockenwelle verfügte. Auf diesem Motor baute das ab 1933 angebotene, neue und kompakte V-Achtzylindertriebwerk des Typs 830 allerdings nicht auf. Viel mehr Gemeinsamkeiten hatte es mit dem prestigeträchtigen Horch V12-Motor aus den frühen 30er Jahren, der eine zentrale Nockenwelle, einen Nockenwellentrieb über eine Dreifach-Rollenkette und waagerecht liegende Ventile besaß. Man meinte damals bei Horch, trotz Weltwirtschaftskrise, den Zwölfzylindermodellen von Mercedes-Benz und Maybach Paroli bieten zu müssen, was sich letztendlich als Trugschluss erwies. Verkaufen konnte Horch von seinen großen V-12-Modellen bis 1933 weniger als 100 Exemplare. Um ein kostengünstigeres Modell zu erhalten, beraubte Konstrukteur Fritz Fiedler den V-12 um zwei Zylinderpaare und entwickelte das erfolgreiche V-Achtzylindermodell von 1933 und seine Nachfolger. Der Typ 830 mit 3 l Hubraum (und bald auch mehr, denn der BK von 1935 besaß bereits 3,5 l Hubraum, spätere Versionen kamen auf 3,8 l) war bald eines der am häufigsten im Straßenbild der 30er Jahre zu sehenden Horch-Modelle. Er ging als der „kleine“ Horch in die Automobilgeschichte ein. Die außergewöhnliche Ventilführung des Horch V-Achtzylindermotors mit „liegenden“ Ventilen, die eine spezielle Zylinderkopfdichtung in abgeknickter Form erforderten, war allerdings in Sachen Dichtigkeit nicht unproblematisch, da die geknickte Dichtfläche der Zylinderkopfdichtung zu einem Teil auf dem Zylinderblock und zum anderen an der Ansaugbrücke lag.
Der Horch V-Achtzylinder war auch beim Militär beliebt und wurde im Kübelwagen Typ 1 Horch und in anderen Militärfahrzeugen eingesetzt.
Das Modell 830 BK (k für kurzer Radstand) besaß bereits ein überarbeitetes Fahrwerk
Im Gegensatz zu den ersten 830er Modellen, die mit Starrachsen vorn und hinten ausgestattet waren, verfügte der BK, dessen Motor 3,5 l Hubraum aufwies und 75 PS leistete, über eine unabhängige Vorderradaufhängung an einem oberen Querlenker und einer unteren Querblattfeder. Hinten wurde die Starrachse noch beibehalten. Anders sah es bei der Version mit langem Radstand und größerer Gesamtlänge aus, denn das Modell BL war auch hinten mit einer unabhängigen Radaufhängung an einer aufwendigen und teuren Doppelgelenkachse bestückt.
Angeboten wurde der BK als viertürige Limousine und als zweitüriges Cabriolet mit vier Seitenfenstern
Das längere Fahrgestell des BL war für die viertürige Pullman-Limousine, das viertürige Pullman-Cabriolet und die sechssitzige Limousine vorbehalten.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: V-Achtzylinder, „liegende“ Ventile
Hubraum: 3492 ccm
B x H: 78 x 92 mm
Leistung: 75 PS bei 3600 U/min
Verdichtung: 6:1
Vergaser: Doppel-Fallstromvergaser von Solex
Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h
Getriebe: Vierganggetriebe (ZF Aphon), Mittelschaltung
Kupplung: Einscheibentrockenkupplung
Radaufhängung vorn: unabhängig, Querlenker oben, Querblattfeder unten
Radaufhängung hinten: starr, Underslung-Halbfedern
Lenkung: Schnecke, ZF-Roß
Bremsen: hydraulische Trommelbremsen
Handbremse: mechanisch auf die Hinterräder
Chassis: Kastenrahmen
Gewicht: 1840 kg
Karosserie: zweitüriges Cabriolet
Radstand: 3200 mm
L x B x H: 4750 x 1680 x 1600 mm
Räder: S