Die Austin Motor Company war ein 1905 von Herbert Austin in Birmingham gegründetes, englisches Automobilunternehmen, das in den 20er Jahren vor allem durch sein kleines, bald weltweit bekanntes und vielfach kopiertes Modell Austin Seven berühmt wurde
Der Seven war einer der ersten für den Massenmarkt produzierten Personenwagen. Neben diesem erfolgreichen Kleinwagen baute Austin auch etliche Mittelklassewagen, wozu in den 30er Jahren auch das Modell 16 mit Reihensechszylindermotor zählte. Nach dem Krieg war das Modell 16 der erste neue Austin mit nun neu entwickeltem ohv Reihenvierzylindertriebwerk,- übrigens der erste ohv-Motor in einem Austin-, sowie der Karosserie des Austin 12 aus der Vorkriegszeit. Dieses Nachkriegsmodell Sixteen, das mit dem Vorkriegsmodell kaum mehr etwas gemeinsam hatte, wurde 1948 vom Austin A 70, der eine moderne Pontonkarosserie mit vollverschalten Hinterrädern besaß, abgelöst. Der A70, den es als Limousine, Pick up und Kombi gab, sollte mit dem damals gut verkauften Standard Vanguard konkurrieren. Optisch ähnelte der A 70, der den Beinamen Hampshire erhielt, dem kleineren Austin A40.
Technisch basierte der Austin A70 auf dem Nachkriegs-Sixteen, besaß allerdings im Gegensatz zu diesem eine vordere Einzelradaufhängung
Der Austin A70, der über eine exzellente Straßenlage und ein komfortables Handling verfügte, besaß wie sein Vorgänger einen separaten Kastenrahmen, eine hintere Starrachse an Blattfedern und den ohv Reihenvierzylinder mit 2199 ccm Hubraum, der 68 PS bei 3600 U/min leistete und das Fahrzeug auf eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h brachte. Die Vorderräder waren allerdings nun einzeln aufgehängt. Ausgestattet war er mit einem bis auf den ersten Gang synchronisierten Vierganggetriebe, das über einen Schalthebel am Lenkrad betätigt wurde und so auf den vorderen Plätzen eine komfortable Bewegungsfreiheit ermöglichte und sogar drei Personen Platz ließ.
Gebaut wurden von dem hauptsächlich mit einem viertürigen Limousinen-Aufbau ausgelieferten Modell in seiner dreijährigen Bauzeit von 1948 bis 1950 insgesamt 34360 Einheiten
Es gab den A70 Hampshire allerdings auch als Pick up und als Kombi mit der Bezeichnung Countryman. Gebaut wurden von dem Kombi etwa 900 Exemplare. Anfangs waren diese Kombis, die auf dem Chassis der Limousine bzw. des Pick ups aufgebaut waren und deren hinterer Part aus Holz gefertigt wurde, auch als Woodies bekannt. In Mode kamen diese Mischaufbauten für Kombis vor allem kurz nach dem Krieg als Metall nur begrenzt verfügbar war. Austin baute die Woodies übrigens nicht selbst, sondern gab sie bei Papworth Industries in Auftrag. In dieser neben dem Papworth Hostpital in Cambridge gelegenen Zimmerei arbeiteten hauptsächlich ehedem an Tuberkulose erkrankte Menschen in ihrer Genesungszeit. Den ersten Countryman oder auch Shooting Brake (dieser Begriff kam auch in dieser Zeit auf) als Woodie hatte Papworth Industries bereits auf dem Chassis des Austin Sixteen in 500 qualitativ hochwertigen Exemplaren erfolgreich für die Marke produziert.
Eines der letzten Modelle unter alleiniger Austin-Regie sollte dann ab 1950 mit dem A70 Hereford der Nachfolger des A70 Hampshire werden, der sich vor allem durch etwas größere Abmessungen, eine De-Dion-Hinterachse und durch einen überarbeiteten und luxuriöseren Innenraum vom Hampshire abhob. Außerdem gab es ihn auch als Coupé. Ab 1952 bildeten die Marken der Nuffield-Gruppe (Morris, MG, Wolseley und Riley) mit Austin und Austin-Healey die BMC (British Motor Company) und Austin musste seine Eigenständigkeit aufgeben
Um kostengünstig zu wirtschaften, wurde nun vieles zusammen entwickelt und Bestehendes untereinander ausgetauscht.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohv Reihenvierzylinder
Hubraum: 2199 ccm
B x H: 79,40 x 111,10 mm
Verdichtung: 6,8:1
Leistung: 68 PS bei 3800 U/min
max. Drehmoment: 131 Nm bei 2200 U/min
Beschleunigung: von 0 auf 100 km/h in 24 sec.
Höchstgeschwindigkeit: ca. 130 km/h
Vergaser: Zenith-Vergaser
Getriebe: Vierganggetriebe, Lenkradschaltung
Antriebsart: Hinterradantrieb
Chassis. Kastenrahmen
Karosserie: viertürige Limousine, Pick up, Kombi (Woodie)
Vorderradaufhängung: Querlenker, Schraubenfedern
Hinterradaufhängung: Starrachse mit Blattfedern
Bremsanlage: Trommelbremsen
Radstand: 2438 mm
L x B x H: 4147 x 1676 x 1650 mm
Spur: vorn 1340 mm, hinten 1400 mm
Gewicht: 1219 kg
Verbrauch: 12l/100 km
Bauzeit: 1948-1950
Preis 1948: 597 Pfund-Limousine, mit Schiebedach 607 Pfund
Stückzahl: 34360 Ex. insgesamt