Reparaturwerkstätten für Automobile gab es im Prinzip seit der Erfindung des Automobils. Anfangs waren die Hersteller diejenigen, die ihre Produkte auch meist reparieren mussten, denn es gab natürlich zu Beginn der Motorisierung noch keine standarisierten Verfahren oder gar genormten Teile
Eine Zulieferindustrie oder auch die Herstellung speziellen Werkzeugs für bestimmte Arbeiten konnte erst entstehen, als es gleiche Teile gab. Jedes Fahrzeug, war damals etwas Besonderes und jedes Ersatzteil musste im Prinzip neu hergestellt und auf das Fahrzeug angepasst werden. Konnte man, nach einer Panne mit seinem Fahrzeug den Hersteller nicht erreichen, so war eine Schmiede die erste Anlaufstelle, wo zuvor ja auch schon Kutschen, Fuhrwerke und oft auch die ersten Fahrräder nach einem technischen Malheur Hilfe suchten. Auch Schreiner waren wegen des großen Holzeinsatzes am Automobil sehr gefragt.
Als ab 1900 immer mehr Autos die Bühne betraten-, man zählte im Jahr 1900 weltweit 12000 Exemplare aber bereits 1910 allein in Deutschland 20000 Stück-, und sich Bauweisen zu etablieren begannen, entstanden auch die ersten Reparaturwerkstätten, die vom Hersteller unabhängig agierten
Ein typisches, zeitbedingtes Merkmal der im Museum aufgebauten Werkstatt sind die von Hand angetriebenen Geräte. Werkzeuge mit integrierten Motoren und elektrischer Betätigung gab es damals noch nicht. Bohrmaschinen, Schleifmaschinen und anderes musste per Hand betrieben werden. Es gab auch viele Werkzeuge, die damals unbedingt notwendig waren und die heute keiner mehr kennt, wie etwa eine Zwinge um Blattfedern zu schmieren. Mit Hilfe der Zwinge konnte die Blattfeder auseinander gehalten werden, damit sich durch ein Loch Fett einbringen ließ. Unbekannt dürfte heute auch der mobile Vulkanisierer für Reifenpannen sein. Dieses Gerät wurde zum Flicken von Reifen eingesetzt. Es besaß einen kleinen mit Benzin betriebenen Brenner mit einer Möglichkeit zur Temperaturregulierung. Auf einer Rundung des Geräts konnte der Reifen heiß vulkanisiert werden. Interessant war auch ein Wagenheber mit automatischer Absenkung über einen Ratschenmechanismus, eine amerikanische Erfindung, die später von den Sowjets kopiert wurde. Achsenabzieher und Werkzeuge zum Pleuel richten sind genauso vorhanden, wie ein Kolbenring-Spannband oder ein Gewindeschneideisen. Ein wichtiges Werkstattbestandteil war auch der elektrische Zündkerzenreiniger von Bosch, mit dem sich die früher oft sehr verkohlten Zündkerzen einfacher reinigen ließen. Auch ein frühes Schweißgerät zählt zur Werkstattausstattung, bei dem mit Calciumcarbid und Wasser Acetylengas zum Schweißen hergestellt wurde. Benötigt wurde auch ein Dreikantschaber zum Einschaben von beispielsweise Kurbelwellenlagern. Auch eine Kette zum Abschrauben von Behältern, Löteisen, Lötlampen oder ein Ölabtropfbehälter für Öltrichter gehörte zur Ausstattung.
Fotos & Text: Marina Block