Die in vielen Evolutionsstufen von 1953 bis heute gebaute Corvette von Chevrolet war das erste Sportwagenmodell Amerikas und das erste in Großserie produzierte Kunststoff-Auto der Welt. Sie kombinierte schon immer Kraft und Stärke mit einem auffallenden Design. Entstanden war sie in gewissem Sinne unter Zugzwang, nachdem heimkehrende US-Soldaten viele europäische Sportwagen vom MG TC über Porsche, Jaguar, Triumph und etliche andere mit nach Hause gebracht hatten. Der offensichtliche Bedarf war eindeutig und die amerikanischen Automobilproduzenten wollten natürlich nicht ins Hintertreffen gelangen
Die erste, später C1 genannte Version der Corvette wurde von 1953 bis 1962 gebaut. Der für amerikanische Verhältnisse geradezu grazil wirkende Sportwagen besaß eine von Harley Earl entworfene, anfangs rundlich-bullige Formgebung mit bissigen Chromzähnen im Kühlergrill, Panoramafrontscheibe und Heckflösschen. Dieses Design wurde zuerst 1956 und dann 1958 stilistisch erfolgreich überarbeitet. Das Design-Team um Harley Earl hatte dem Fahrzeug nun durch eine horizontale Taillierung der Seitenpartien, eine völlige Umgestaltung des Hecks (Wegfall der Heckflossen), eine Verschlankung der Frontpartie und eine akzentuiert eingesetzte Zweifarbenlackierung weit mehr Eleganz und Sportlichkeit verliehen. 1958 kamen zudem Doppelscheinwerfer hinzu und das Fahrwerk wurde verbessert. 1959, als Bill Mitchell Harley Earl als Design-Chef ablöste, wurde die Front noch etwas glattflächiger, im Innenraum fanden sich nun neue Sportsitze und am Heck gab es modifizierte Rücklichter.
Auch die Technik der Corvette wurde wesentlich überarbeitet, schließlich musste sie nicht nur den europäischen Sportwagen sondern auch GMs Erzrivalen Ford mit seinem neuen Verkaufshit, dem Sportwagen Thunderbird Paroli bieten können
Für die Überarbeitung, die ganz wesentlich den Motor betraf, war Chevrolets für die Corvette zuständiger, neuer Chefingenieur Zora Arkus-Duntov zusammen mit Ed Cole verantwortlich. Der über einen reichen Erfahrungsschatz verfügende ehemalige Sportwagen-Entwickler bei Allard und Rennfahrer Arkus-Duntov hatte das Manko des Sportwagens nicht nur in der ursprünglichen Untermotorisierung sondern auch im mangelnden Marketing erkannt und der Corvette neben dem Einsatz eines potenten V-Achtzylindertriebwerks (small block) und eines Dreigang-Schaltgetriebes statt des ursprünglichen Reihensechszylindermotors und der Zweigang-Automatik auch eine werbewirksame Kampagne mit samt einem Renneinsatz beim prestigeträchtigen 24-Stundenrennen von Le Mans verordnet. All das führte zum Erfolg der Corvette, weshalb Arkus-Duntov auch als „Vater“ der Corvette bezeichnet wurde.
Die Karosserie der Corvette aus glasfaserverstärktem Kunstharz erregte damals großes Aufsehen
Die aus 46 Teilen zusammengesetzte Karosserie wog nur 162 kg und galt damals als weltweit erste in einer Großserie gefertigte Kunststoffkarosserie. Das geringe Gewicht der Karosserie ermöglichte so, trotz des gewichtigen V-Achtzylindertriebwerks und des Kastenrahmens mit Querverstrebungen, ein Gesamtgewicht von anfangs nur 1250 kg für den im übrigen auch im Innenraum gut ausgestatteten Sportwagen.
Unter der Motorhaube der Corvette arbeitete ab 1956 ein leistungsstarkes V-8-Kraftwerk aus dem Hause GM
Der V-Achtzylindermotor hatte einen Hubraum von 4637 ccm und leistete je nach Ausführung 230 bis 290(mit Benzineinspritzung) PS. Damit erreichte der elegante Sportwagen eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h und herausragende Beschleunigungswerte (in nur 7 sec. von 0 auf 100 km/h). Im letzten Jahr der C1-Baureihe wurde der Hubraum der Corvette auf 5,3 l erweitert. Seit 1958 gab es serienmäßig ein Viergang-Schaltgetriebe. Auf Wunsch konnte aber auch eine Powerglide-Automatik geordert werden.
Die hohe Leistungsfähigkeit der Motoren machte auch ein verändertes Fahrwerk notwendig. Deshalb gab es für die stärkeren Motoren auch ein „heavy duty-package“, das bessere Bremsen, verstärkte Federn und noch andere Verbesserungen beinhaltete.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohv V-8 small block
Hubraum: 4638 ccm
Bohrung x Hub: 98,4 mm x 76,1 mm
Verdichtung: 9,5:1
Leistung: 230-290 PS bei 4800 U/min
Beschleunigung: ca. 7 sec. von 0 auf 100 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Vergaser: Rochester Vierfach-Fallstromvergaser oder Benzineinspritzung
Antriebsart: Hinterradantrieb
Getriebe: vollsynchronisiertes Vierganggetriebe; Dreistufen-Automatik als Option
Karosserie: Fiberglasaufbau, Kastenrahmen mit Kreuztraversen
Vorderradaufhängung: Einzelradaufhängung an Dreiecksquerlenkern, Schraubenfedern, Kurvenstabilisator
Hinterradaufhängung: Starrachse mit Halbelliptik-Blattfedern
Radstand: 2590 mm
L x B x H: 4500 x 1850 mm x 1310 mm
Gewicht: ca. 1300 kg
Bauzeit C1: 1953-1962
Stückzahl: 9670 Ex. - 1959er Corvette Convertible