Steyr-Puch - Haflinger 700 AP (1960)

 


Mit dem nach der Gebirgspferderasse Haflinger benannten Geländewagen des traditionellen Geländewagenbauers Steyr-Daimler-Puch aus Graz konnte vor allem im Gebirge kein anderes Fahrzeug mit halten. So besaß er eine Steigfähigkeit von sagenhaften 65%. Es gab ihn als AP (Allrad-Plattform) 700 mit kurzem Radstand und als AP 703 mit langem Radstand. Konstruiert hatte den mit Zentralrohrrahmen, Einzelradaufhängung und Heckmotor ausgestatteten Haflinger Steyr-Puchs Chefkonstrukteur Erich Ledwinka (Sohn des Tatra-Konstrukteurs Hans Ledwinka und Entwickler der Vierradtechnik bei Steyr) nach dem Motto „klein, leicht, unverwüstlich und auf jedem Untergrund beweglich“. Verwendet hatte er für die Konstruktion des Haflinger den ebenfalls von ihm entwickelten Motor aus dem Steyr-Puch 500, einem vom Fiat 500 abgeleiteten Kleinwagen. Beliebt war der wendige Haflinger nicht nur beim Österreichischen und Schweizer Militär, sondern auch beim Schwedischen, Australischen und Indonesischen. Eingesetzt wurde er zudem gern bei der Bergwacht und in der Land,- und Forstwirtschaft

Die besondere Geländegängigkeit und Kletterfähigkeit des nur 600-700 kg wiegenden Haflinger wurde durch das Zusammenwirken verschiedener technischer Details erreicht. So war das Fahrzeug sehr minimalistisch und funktional aufgebaut. Es hatte keinen schweren Rahmen, stattdessen ein tragendes Zentralrohr mit angeschraubten Querträgern. Vorn und hinten gab es eine Einzelradaufhängung an schraubengefederten Portal-Pendelhalbachsen, die dank ihrer hohen Lage eine große Bodenfreiheit ermöglichten. Die Antriebswelle zu den Vorderrädern lief von dem im Heck platzierten Zweizylinder-Boxermotor gut geschützt durch das Zentralrohr. Der angetriebenen Hinterachse konnten die Vorderräder während der Fahrt sowie die beiden 100prozentigen, separaten Differentialsperren zugeschaltet werden. Die Karosserie des Haflinger war sehr spartanisch und bestand im Wesentlichen nur aus einer eckig muldenartigen Front mit Windschutzscheibe und einer Plattform auf der vorn zwei Sitze und hinten zwei flach abklappbare Sitze montiert waren. Neben einer Version mit offenem Führerhaus und freiliegender Pritsche wurden Varianten mit Bordwänden, Leinen-Planenverdeck oder auch Kastenaufbau angeboten. Wählen konnte man zwischen einem kurzen und einem langen Radstand.

Angetrieben wurde der Haflinger von einem luftgekühlten, mit einem Geländevergaser bestückten Zweizylinder-Viertaktboxermotor mit anfangs 22 PS (später bis 27 PS) und 643 ccm Hubraum. Vieles am Boxer bestand aus Leichtmetall. Außerdem war er auf Robustheit ausgelegt und besaß groß dimensionierte Kurbelwellenlager. Die Kurbelwelle selbst war hartnitriert

Natürlich war das Fahrzeug mit dem kleinen Motor und seiner besonderen Konstruktion im normalen Straßenverkehr nicht der schnellste und brachte es lediglich auf eine Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h. Aber dafür war dieses Spezialfahrzeug auch nicht gedacht, sondern als Arbeitsgerät für besondere Aufgabenbereiche, in denen der Haflinger trotz des kleinen Motors nahezu unschlagbar war.

Der Haflinger war in schwierigem Gelände absolut in seinem Element und machte zudem seinem Namen als solides Arbeitspferd alle Ehre

Im Gebirge und in kaum zugänglichen Hochwald-Regionen gelangte man mit ihm dank seiner speziellen Leistungsfähigkeit, der geringen Größe, seiner Wendigkeit und des geringen Gewichts an Orte, die kaum ein anderer Geländewagen erreichen konnte. Deshalb wurde er oft für Gebirgsexpeditionen eingesetzt. Über seine serienmäßigen Zapfwellen ließen sich alle möglichen Geräte wie etwa Wasserpumpen, Holzspalter oder Kreissägen betreiben. Mit seiner Seilwinde konnte er auch schwerere Lasten über steiles Gelände ziehen. Für den Export (80 % der 16672 gebauten Exemplare gingen in die ganze Welt) wurden auch Wüstenausführungen mit einem starken Kühlgebläse gebaut.

Fotos & Text: Marina Block

Technische Daten


Motor: Zweizylinder-Boxerviertaktmotor

Hubraum: 643 ccm

B x H: 80 x 64 mm

Leistung: 22 PS bei 4500 U/min

Verdichtung: 7,8:1

Vergaser: Fallstromgeländevergaser von Zenith

Antriebsart: Hinterradantrieb + zuschaltbarer Allradantrieb

Getriebe: vollsynchronisiertes Vierganggetriebe, Differentialsperren vorn und hinten

Wendekreis: knapp 7 m

Höchstgeschwindigkeit: ca. 65 km/h

Chassis: Zentralrohr mit Querträgern

Radaufhängung vorn/hinten: Portal-Pendelachsen, Schraubenfedern

Bremsanlage: Trommelbremsen vorn und hinten

Radstand: 1500 m

Wattiefe: 500 mm

Steigfähigkeit im Gelände: 65 %

L x B xH: 2830 mm x 1350 mm x 1740 mm

Leergewicht: ca. 600-700 kg

Tankinhalt: 31 l

Bauzeit: 1959-1974

Stückzahl: ca. 16672 Ex. (insgesamt)


 

 

Bilder

Informationen:

MarkeSteyr-Puch
ModelHaflinger 700 AP
Baujahr1960

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