Teutonia - Kinderwagen (1972)


Der Premium-Kinderwagenhersteller Teutonia wurde 1947 von den Brüdern Gustav und August Lüdeking in Südlengern gegründet

Die beiden begannen ihre Produktion im häuslichen Keller und da Südlengern zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge lag, wählten sie als Markennamen Teutonia. Nachdem sie immer erfolgreicher wurden, zog das Unternehmen nach Hiddenhausen in größere Räumlichkeiten um.

Teutonia-Kinderwagen galten bald als die „Mercedesse“ unter den Kinderwagen-Marken

Im Volksmund wurden diese Produkte auch als „Kinderwagen mit dem Stern“ bezeichnet. Sie zeichneten sich durch eine große Funktionalität, eine hochwertige Verarbeitung und Modernität aus. Auch ihr exklusives Design nahm für sie ein und ihre Sicherheitsstandards zählten zu den Höchsten in der Branche. Das Markenzeichen dieser Kinderwagen war später der Regenbogen (eine regenbogenfarbene Bemalung) im Griff. Exportiert wurden Teutonia-Produkte bald weltweit. Im Premiumsegment war die Marke sogar zeitweise Marktführerin in Europa. Probleme bekam das Unternehmen erst in der Neuzeit. 2004 wurde die angeschlagene Firma für wenig Geld von der Starnberger Beteiligungsgesellschaft Arques Industries aufgekauft. Nach der Sanierung verkaufte Arques Teutonia dann 2007 für 10 Millionen an das US-Unternehmen Newell Rubbermaid. Zu dem Mischkonzern zählten auch schon Parker und Rotring. Ab 2013 verlagerte Newell die Teutonia-Produktion fast vollständig nach Polen. Lediglich die Prototypen-Entwicklung blieb in Hiddenhausen. Nach der Insolvenz vor zwei Jahren (2017) verkaufte Newell Teutonia an einen schwedischen Kinderwagenproduzenten. Heute wird Teutonia im schwedischen Vittsjo, das übrigens ein Zentrum der schwedischen Kinderwagenindustrie ist, wieder als Familienunternehmen geführt.

Auch die Teutonia-Kinderwagen der 70er Jahre zeichneten sich durch ihre hohe Qualität aus

Sie waren sehr komfortabel und leicht zu handhaben, verwendet wurden nur qualitativ hochwertige Materialien und sie waren ansprechend gestaltet sowie gut gefedert. Das abgebildete Exemplar mit abnehmbarer Wanne und zusammenklappbarem Chromgestell war elegant geformt und in damals angesagter Jeans-Optik gehalten.

Die große Verbreitung des Kinderwagens war letztendlich der Industrialisierung zu verdanken

Vor dem Zeitalter der Industrialisierung transportierte die breite Masse der Bevölkerung ihre Babies und ihre Kleinkinder entweder in Tragetüchern oder in Schubkarren (kamen etwa ab dem Jahr 1200 auf). Erste kutchenähnliche Gebilde oder auch Holzwägelchen zum Ziehen gab es dann zwar schon in der Frühen Neuzeit, doch waren das für den Adel oder für einige reiche Bürger angefertigte Einzelstücke. Die erste Fabrik zur Herstellung von Kinderwagen entstand erst in den 1840er Jahren in England, wo Charles Burton seine anfangs dreirädrigen „Perambulatoren“ in Menge herstellte. Geeignet waren diese Kinderwagen allerdings nur für Kleinkinder, die schon sitzen konnten, aber nicht für liegende Babies. Die ersten zu schiebenden Kinderwagen für Babies baute der Stellmacher Ernst Albert Naether in Zeitz. Hier entstand bald ein blühendes Zentrum der Kinderwagenproduktion mit einer großen Anzahl an Kinderwagen-Herstellern. Ein weiteres Zentrum dieser Branche entwickelte sich im Mittel,- und Oberfränkischen, zu denen die Städte Rothenburg ob der Tauber oder auch Redwitz zählten. Wichtig für die Kinderwagenhersteller waren in den 20er, 30er und 40er Jahren auch die Korbproduzenten, denn sie fungierten meist als Zulieferer für diesen Industriezweig.

Fotos & Text: Marina Block

Bilder

Informationen:

MarkeTeutonia
ModelKinderwagen
Baujahr1972

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