Frankonia - Kinderwagen (1968)


Die Kinderwagenmarke Frankonia entstand 1909 nach dem Zusammenschluss der Unternehmen von Amédée Hourdeaux und Theodor Bergmann in Hirschaid und Lichtenfels bei Bamberg

Im Obermaingebiet existierte bereits seit dem 18. Jahrhundert ein Zentrum der Korbwarenherstellung. Gerade solche Gebiete waren es, in denen auch die Kinderwagenhersteller dann im 19. Jahrhundert Fuß fassen sollten, da sie vor allem anfangs auf die Korbhersteller als Zulieferer angewiesen waren oder sich manchmal auch selbst aus ihnen entwickelten. Ein Drittel der gesamten Bevölkerung aus der Obermain-Region war in der Korbmacherei beschäftigt. Die wichtigsten Korbwarenhandelshäuser waren in Lichtenfels und Hirschaid angesiedelt. Unter ihnen befand sich auch das Geschäft des Franzosen Amédée Hourdeaux. Er wandelte seine Firma 1890 in die „AG für Korbwarenindustrie vormals Amédée Hourdeaux“ um. 1908 erwarb er die Kinderwagen,- und Holzwaren GmbH in Wasungen und im Jahr darauf fusionierte das Unternehmen mit dem Mitbewerber Theodor Bergmann & Co zur AG für Korbwaren und Kinderwagen-Industrie Hourdeaux-Bergmann in Hirschaid und Lichtenfels.

Das Unternehmen offerierte bald nicht nur ein großes Angebot an Kinderwagen unter dem Markennamen Frankonia, sondern auch Kindermöbel und andere Holzwaren

Im Repertoire hatten sie Kinder,- Puppen,- und Stubenwagen, Holzwaren wie Kinderstühle und Kinderbetten, Puppensportwagen, Schlitten, Liegestühle, Gartenmöbel sowie Korbmöbel und Polstermöbel. Der gewählte Name Frankonia passte ganz offensichtlich, schließlich war das Unternehmen in Franken ansässig. Als Motto wurde „Die Marke für Qualität und Formschönheit“ ausgegeben.

Die Frankonia-Kinderwagen waren qualitativ hochwertig und zählten zu den Premium-Produkten

Sie waren komfortabel ausgestattet und leicht zu handhaben. Verwendet wurden qualitativ hochwertige Materialien. Die Wagen waren ansprechend gestaltet und mit einer guten und einstellbaren Federung versehen. In den 40er und 50er Jahren orientierte man sich bei der Formgebung sehr stark am Automobildesign. Das abgebildete Exemplar aus den späten 60er Jahren besaß eine abnehmbare Wanne aus stabilem, mit hochwertigem Stoff bezogenem und gut abgepolstertem Sperrholz. Das verchromte Untergestell war zusammenklappbar, so dass sich der Kinderwagen leicht im Kofferraum verstauen ließ. Ein großer Ablagekorb war in das Untergestell eingehängt.

Die große Verbreitung des Kinderwagens war letztendlich der Industrialisierung zu verdanken

Vor dem Zeitalter der Industrialisierung transportierte die breite Masse der Bevölkerung ihre Babies und ihre Kleinkinder entweder in Tragetüchern oder in Schubkarren (der Schubkarren verbreitete sich etwa ab dem Jahr 1200). Erste kutchenähnliche Gebilde oder auch Holzwägelchen zum Ziehen gab es dann zwar schon in der Frühen Neuzeit, doch waren das für den Adel oder für einige reiche Bürger angefertigte Einzelstücke. Die erste Fabrik zur Herstellung von Kinderwagen entstand erst in den 1840er Jahren in England, wo Charles Burton seine anfangs dreirädrigen „Perambulatoren“ in Menge herstellte. Geeignet waren diese Kinderwagen allerdings nur für Kleinkinder, die schon sitzen konnten, aber nicht für liegende Babies. Die ersten zu schiebenden Kinderwagen für Babies baute der Stellmacher Ernst Albert Naether in Zeitz. Hier entstand bald ein blühendes Zentrum der Kinderwagenproduktion mit einer großen Anzahl an Kinderwagen-Herstellern. Ein weiteres Zentrum dieser Branche entwickelte sich im Mittel,- und Oberfränkischen, zu denen die Städte Rothenburg ob der Tauber, Redwitz und auch Hirschaid und Lichtenfels zählten. Wichtig für die Kinderwagenhersteller waren in den 20er, 30er und 40er Jahren auch die Korbproduzenten, denn sie fungierten meist als Zulieferer für diesen Industriezweig.

Fotos & Text: Marina Block

Bilder

Informationen:

MarkeFrankonia
ModelKinderwagen
Baujahr1968

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