Der Mercedes-Benz 170 S zählte zu den kleineren und kompakteren Modellen von Daimler-Benz und war 1949 das erste neue PKW-Modell, dass das Unternehmen nach dem Krieg herausbrachte. Eine völlige Neuentwicklung war es zwar nicht, sondern baute auf dem 1936 vorgestellten 170 V mit Vierzylindertriebwerk auf, einem für die Massenproduktion konzipierten Mercedes. Aber auch einiges vom 1939 auf der Berliner Automobilausstellung vorgestellten „neuen“ Typ 230 (eine Konstruktion, die auf Hans Gustav Röhr zurückging), der wegen des Krieges nicht mehr gebaut wurde, inspirierte vom Konzept her in der Nachkriegszeit die Konstruktion des 170 S
Der 170 S besaß wie der 170 V ( das V bedeutete „vorn eingebauter Motor“, es gab auch einen 170 H mit hinten eingebautem Motor) vorn und hinten eine unabhängige Radaufhängung (als erstes beim Modell 200 mit Sechszylindermotor eingeführt). Allerdings war die unabhängige Vorderradkonstruktion beim 170 S etwas moderner, denn die Vorderräder waren an Doppelquerlenkern und Schraubenfedern aufgehängt und nicht wie beim 170 V an doppelten Blattfedern. Hinten gab es wie zuvor Pendelachse mit Auslegefedern und Schraubenfedern. Diese Art der Konstruktion hatte in den 30er Jahren Mercedes-Chefkonstrukteur Hans Nibel von seinem Vorgänger Hans Gustav Röhr übernommen, der unter anderem ein Pionier der Einzelradaufhängung im Fahrwerksbau war und sie bereits in den 20er Jahren bei seinen Röhr-Fahrzeugen verwendet hatte.
Der bis 1952 gebaute 170 S (Cabriolets nur bis Ende 1951) war ein gut ausgestattetes und kompaktes Modell
Es war besser ausgestattet als sein Vorgänger aus den späten 30er Jahren und zudem auch etwas größer. Serienmäßig verfügte es über ein Viergangschaltgetriebe mit Mittelschaltung und über vom Lenkradkranz aus zu betätigende Winker. Auf Wunsch gab es das Becker- Rundskalenradio Solitude. Unter der Motorhaube arbeitete ein seitengesteuertes Reihenvierzylindertriebwerk mit 1767 ccm Hubraum, das 52 PS leistete und das Fahrzeug auf eine Höchstgeschwindigkeit von 122 km/h brachte. Wie der Typ 230 von 1939 besaß der 170 S einen U-Profil-Preßstahl-Niederahmen und auch die Formgebung war stark an dieses Modell angelehnt.
Angeboten wurde der 170 S als viertürige Limousine und in zwei Cabrioletversionen
Dabei handelte es sich um das etwas sportlicher wirkende Cabriolet A, ein zweisitziges Modell mit großem Kofferraum und um das Cabriolet B für vier Personen mit vier Seitenfenstern und zwei Türen. Das B-Cabriolet, von dem ungefähr doppelt so viele Fahrzeuge (1603) gebaut wurden wie von der A-Version, war etwas zurückhaltender geformt und durch die größere Anzahl an Sitzplätzen einfach praktischer. Die meisten Fahrzeuge vom in fast 29000 Exemplaren entstandenen 170 S aber waren Limousinen. Die Cabriolets blieben nur bis Ende 1951 im Programm. Die Limousine wurde in kontinuierlich weiter entwickelter Form als 170 SB, DS, S-V und schließlich S-D noch bis 1955 gebaut. Das abgebildete Cabriolet B befindet sich seit über 50 Jahren im Besitz des heutigen Eigentümers.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: sv Reihenvierzylinder
Hubraum: 1767 ccm
Leistung: 52 PS bei 3200 U/min
max. Drehmoment: 112 Nm bei 1800 U/min
Verdichtung: 1:6,5
Vergaser: Falltromvergaser von Solex
Höchstgeschwindigkeit: 122 km/h
Getriebe: Vierganggetriebe
Antriebsart: Hinterradantrieb
Radaufhängung vorn: Doppelquerlenker, Schraubenfedern
Radaufhängung hinten: Pendelachse, Schraubenfedern
Bremsen: hydraulische Trommelbremsen
Chassis:Kastenpresstahl-Niederrahmen
Gewicht: 1605 kg
Karosserie: Cabriolet B
Radstand: 2845 mm
L x B x H: 4455 x 1684 x 1610 mm
Räder: Scheibenräder
Reifen: 6.50 x 17“
Stückzahl: 1603 Ex.-170 S Cabriolet B.
Bauzeit: 1949-1951 Cabriolet B