Vitrine - Motoröle und Ölzusatzstoffe (20er-60er Jahre)


Motorenöle und Ölzusatzstoffe wurden bis in die späten 60er und manchmal sogar noch bis in die frühen 70er Jahre in Metalldosen angeboten, bis man sie durch Kunststoffbehälter ersetzte

Nicht selten wurden die Fronten dieser Dosen und Kanister, die Öl namhafter oder heute manchmal schon vergessener Ölfirmen trugen, damals von Designern oder Malern gestaltet. Künstler wie Réné Vincent, Ernest Montaut, Marguerite Montaut (Gamy), Georges Gaudy und andere gestalteten auch Plakate und Entwürfe für Mineralölkonzerne, Reifenproduzenten oder andere Zulieferer der Automobilindustrie. Wie schon in den Kindertagen des Automobils um die Jahrhundertwende, als selbst namhafte Künstler nebenbei auch Scherzpostkarten zum Thema Automobil gestalteten, beschäftigten sich auch in den folgenden Jahrzehnten Künstler mit den Produkten der Automobilindustrie, die gerne auf die Arbeit von Künstlern zurückgriff, um ihren Produkten eine ganz besondere Ausstrahlung zu verleihen. Insofern sagte die Gestaltung der Behältnisse auch etwas über den Stil der Zeit aus.

Ausgestellt ist eine Vielzahl an Ölprodukten, so etwa neben Motorölen bekannter und auch mittlerweile in Vergessenheit geratener Mineralölfirmen frühe Treibstoff-Zusatzstoffe und Pflegemittel

Zu den bekannten Marken zählten Shell, BP, Castrol, elf, Yacco und Aral, zu den weniger bekannten Auto-Kollag, Wifo, Gargoyle Mobiloel (später Exxon Mobil) oder Ossag. Ossag-Öl soll einst eines der besten Motorenöle gewesen sein, das die Ölwerke Stern-Sonneborn AG produzierte. Seit 1903 vertrieben die Brüder Leo und Richard Stern zusammen mit ihrem Schwager Jacques Sonneborn in Hamburg Öle, Schmierfette, Spezialöle und eine Öl-Asphaltemulsion (Westrumit), die staubbindend war und auch zum Präparieren früher Rennstrecken (Gordon-Bennet Cup, Kaiserpreisrennen, etc.) eingesetzt wurde. Außerdem besaß die Ossag ein frühes Patent zur Ölveredelung, das schwere Öle leichtflüssiger machte und für Flugzeug,- und Automotoren sehr geeignet war. Im ersten Weltkrieg hatte das deutsche Militär an diesem später Voltol genannten Öl ein großes Interesse. Mitte der 20er Jahre wurde das Unternehmen von Royal Dutch Shell aufgekauft. Als die Nazis die Herrschaft übernahmen, wurden die ursprünglichen Eigentümer der Ossag-Werke, die Juden waren, von Royal Dutch Shell zur Aufgabe ihrer Aufsichtsratsposten gedrängt. Mineralölkonzerne wie die US-amerikanische Standard Oil (Esso) oder Royal Dutch Shell hielten während der NS-Zeit noch lange Anteile am deutschen Mineralölgeschäft, was einigermaßen erstaunlich ist, da in Deutschland ziemlich eindeutig für einen Krieg mobil gemacht wurde und Treibstoffvorräte anzulegen eine Grundvoraussetzung für die mobile Kriegsführung war.

Zu den seltenen Ausstellungsstücken zählte auch das Wifo-Wehrmachtsöl

Um kriegswichtige Rohstoffe herzustellen und zu lagern, gründete das Reichswirtschaftsministerium 1934 unter Beteiligung der I.G. Farben eine Tarnfirma unter dem Namen „Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft mbH“. Laut Versailler Vertrag war es den Deutschen untersagt sich wieder zu bewaffnen. Doch nachdem die Nazis 1933 die Herrschaft erlangten, begannen sie, alles auf einen Krieg vorzubereiten, anfangs im Geheimen und später ab 1936 als Göring die Wirtschaftselite auf die Kriegspläne einschwor sehr offensichtlich. Unter dem Deckmantel von Wifo wurde nicht nur ein Spezialöl für die Wehrmacht hergestellt, sondern auch Großtanklager für das Heer und die Luftwaffe wie in Bremen-Farge gebaut und riesige Hydrierwerke verwaltet wie in Leuna, in denen aus Kohle synthetischer Treibstoff entstand.

Additive, um den Kraftstoff klopffester zu machen, gab es schon ab den 20er Jahren. Als Additive kamen Tetraethylblei oder Eisencabonyle zum Einsatz. Benzol und Agrarspiritus sorgten ebenfalls seit den 20ern als Treibstoffbeimischung für eine höhere Klopffestigkeit. Autol Desolite Treibstoffzusätze für Viertaktmotoren und auch für Zweitaktmotoren kamen in der Nachkriegszeit auf

Der Autol Desolite-Zusatz sollte bei den Motoren Korrosion und Verharzung verhindern und die Bildung von Verbrennungsrückständen minimieren. Die Hannoversche Firma Autol, die 1901 aus der 1855 gegründeten Firma Moebius & Söhne entstand, zählte zu den ganz frühen Produzenten von Motorölen, Additiven und Reinigungsmitteln.

Fotos & Text: Marina Block

Bilder

Informationen:

MarkeVitrine
ModelMotoröle und Ölzusatzstoffe
Baujahr20er-60er Jahre

Weitere Fahrzeuge