Von der Frühzeit des Automobils bis in die 30er Jahren waren Rennen, Rallyes und Zuverlässigkeitsfahrten ein wichtiges Instrument um die Gebrauchsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit des Automobils zu testen und unter Beweis zu stellen
Das erste Autorennen war 1894 das Rennen von Paris nach Rouen, das sich über 126 km erstreckte. Bereits damals nahmen schon über 100 Fahrzeuge teil, von denen 39 einen Dampfantrieb, 38 einen Benzinmotor, 5 einen elektrischen Antrieb und einige andere einen ziemlich exotischen Antrieb (komprimierte Luft, Federmechanismus) besaßen. Damals kamen nur 15 Fahrzeuge ins Ziel, mit dem Grafen de Dion in seinem Dampfwagen als Sieger. Das erste Rennen mit Regeln zum Gewicht und der Besetzung der Fahrzeuge war der Gordon-Bennett-Cup. Auch Rundstreckenrennen kamen mit dem Grand Prix von Frankreich von 1906 schon sehr früh auf.
Das erste Zuverlässigkeitsrennen, die Herkomer-Konkurrenz, benannt nach seinem Initiator Hubert von Herkomer, wurde 1905 durchgeführt.
Von 1921 bis 1933 veranstaltete der ADAC Zuverlässigkeitsfahrten im ganzen Land, um den technischen Fortschritt, die Robustheit und die wachsende Bedienungsfreundlichkeit der damals aktuellen Automobile zu erproben. Die überwiegende Mehrheit der Fahrer zählte damals zumeist zu den Profis des Automobilsports.
Der ADAC ist fast so alt wie Motorrad und Automobil
Im Mai 1903 wurde der ADAC in Stuttgart als Deutsche Motorradfahrervereinigung gegründet und 1911 in den Allgemeinen Deutschen Automobil Club umbenannt. Neben dem AvD, DTC und NDA war er in den 30er Jahren einer der großen Automobilclubs in Deutschland. Unter der Herrschaft der Nazis wurden alle Clubs zu einem gebündelt (DDAC). Damit wurde die Geschichte des selbstständigen ADAC um 13 Jahre unterbrochen. Nach dem Krieg wurde der Club 1946 erst in der amerikanischen Besatzungszone neu gegründet und später auch auf die anderen Zonen bis auf die Sowjetische ausgeweitet. Zum 50jährigen Jubiläum im Jahr 1953 war der Club schon wieder stark angewachsen.
Zu den neuen Aktivitäten des Clubs wie Straßenwacht, Pannenhilfe, Rückholservice bei Krankheit oder Unfall, Ausgabe von Fahrzeugpässen für Auslandsfahrten, etc. zählte in den 50er Jahren auch wieder die Organisation von Zuverlässigkeitsfahrten im ganzen Land
Diese Fahrten dienten allerdings nicht mehr wie in den 20er Jahren primär der Entwicklung und Optimierung des Automobils, sondern sie hatten nun einen eher motortouristischen Charakter. Auch saßen jetzt nicht mehr professionelle Automobilsportler hinter dem Lenkrad, sondern der „normale“ Autofahrer von nebenan.
Als Erinnerung an die Zuverlässigkeitsfahrten wurden Plaketten an die Teilnehmer ausgegeben, die später oft an den Fahrzeugen angebracht wurden. Die abgebildeten Plaketten gehörtem dem ehemaligen Direktor des Osnabrücker Karosseriehauses Karmann, Hugo Niehaus, der vor allem zu Beginn der Wirtschaftswunderzeit an vielen Veranstaltungen vorwiegend im norddeutschen Raum teilgenommen hatte
Auf diesen recht unterschiedlich gestalteten und meist Handteller großen Abzeichen waren die Veranstaltungsorte, der Veranstalter, das Datum der Veranstaltung und die Art der Veranstaltung verzeichnet, so wie etwa „Zuverlässigkeitsfahrt Rund um Osnabrück 1952“, „Weser-Ems-Nachtorientierungsfahrt 1956“, Nordwestdeutsche Orientierungs, und Gleichmäßigkeitsprüfung Mai 1954“ oder „6. Deutsche Veteranenrallye Hamburg-Travemünde 1961“.
Fotos & Text: Marina Block