Der niederländische LKW-Hersteller aus Eindhoven, der mittlerweile zum amerikanischen Paccar-Konzern zählt, baute zwischen 1958 und 1976 auch PKWs im Städtchen Born in der Provinz Limburg. Als DAF in den 70er Jahren in Schwierigkeiten geriet, wurde die PKW-Sparte von Volvo übernommen. Das passte gut, da die Schweden damals nach einem kleinen Modell suchten. Volvo baute das 1966 herausgebrachte Modell 44 mit luftgekühltem ohv Zweizylinder-Boxermotor ohne große Änderungen bis 1974 und den daraus weiterentwickelten Typ 46 mit De Dion-Hinterachse bis zum Ende der DAF-PKW-Produktion 1976 unter dem DAF-Emblem weiter. Die Formgebung aller DAF-Modelle ab 1963 stammte vom berühmten italienischen Designer Giovanni Michelotti
Neben dem Modell (44/46) mit 850 ccm Zweizylinder-Boxermotor („halbierter VW-Käfermotor“) und 34 PS Leistung hatte DAF auch noch größere Modelle vom Typ 55 und 66 mit 1100 ccm (später 1300 ccm) Vierzylindermotoren von Renault im Programm.
Die innovativen DAF-Modelle zeichneten sich allesamt durch ein Variomatic-Getriebe aus, das Hub van Doorne (Gründer von DAF) bereits für das erste DAF-PKW-Modell, den 600 verwendet hatte. Inspiriert wurde er dabei von der komfortablen Handhabung amerikanischer Automobile mit Automatikgetriebe. In den Genuss dieser Bequemlichkeit wollte er auch den Kleinwagen-Fahrer bringen. Im Visier hatte er auch die vielen Fahranfänger, die es mit der Variomatic nun viel leichter hatten
Erfunden hatte er die Variomatic allerdings nicht. Denn eine Automatik nach diesem Prinzip war bereits um die Jahrhundertwende in Frankreich aufgetaucht.
Beim Variomatic-Getriebe handelte es sich, um eine stufenlose Keilriemenautomatik mit Fliehkraftkupplung, die ein ruckfreies, stufenloses Fahren immer im optimalen Drehzahlbereich ermöglichte. Über,- oder untertouriges Fahren wurde so verhindert, was der Langlebigkeit des Motors sehr zugute kam. Die Variomatic bestand aus vier Laufrädern mit Fliehkraftregler, die innen konisch auf die Achse zuliefen und über die paarweise zwei gespannte Keilriemen lagen. Sobald die Drehzahl des Motors stieg, gingen die Scheiben durch die Zentrifugalkräfte bewirkt auseinander, wodurch der Weg der Keilriemen kürzer und die Übersetzung größer wurde. Die frühen DAFs mit Pendelachse besaßen zwei Bänder und konnten, wenn ein Band riss, immer noch weiter fahren. Spätere DAFs verfügten hingegen nur über ein Band. Anfangs hielten die Bänder des Getriebes nicht allzu lange, später dann ungefähr so lange wie die Reifen. Mit dem DAF konnte man übrigens genauso schnell vorwärts wie rückwärts fahren (nach Umstellen eines Hebels). DAF testete die Variomatic, um zu beweisen wie gut die Automatik arbeitete, in vielen Rallys und Wettbewerben. Sogar in einen Formel I-Rennwagen (Williams-Renault) wurde sie eingebaut und machte den Renner damit schneller. Heutzutage ist die Variomatic übrigens das beste und am weitesten verbreitete Automatik-Getriebe der Welt.
Der DAF 44 war ein kleiner zweitüriger Kompaktwagen mit zuverlässigen Fahreigenschaften
Die von Michelotti entworfene Karosserie war sachlich modern gestaltet, besaß große Fensterflächen und eine gute Übersichtlichkeit. Außerdem bot sie, obwohl der Wagen nur 3,8 m maß, sehr viel Platz für die Insassen und einen geräumigen Kofferraum. Das Fahrwerk bestand aus einer unabhängigen Vorderradaufhängung an radführenden Querblattfedern und Dämpferbeinen, ähnlich den MacPherson-Federbeinen mit fest verbundenem Radträger ohne Schraubenfedern, und einer hinteren Pendelachse. Diese wurde 1974 von einer De-Dion-Hinterachse (Typ 46) ersetzt.
Das letzte von DAF entwickelte PKW-Modell war das Modell 77, das allerdings nie als DAF 77 verkauft wurde
Dieser Mittelklassewagen mit Variomatic wurde als Volvo 340 vermarktet und in den Niederlanden gebaute. Zudem wurde aus dem DAF 66 der Volvo 66.
Der abgebildete DAF 44 ist ein besonderes Exemplar
Denn wie man unschwer erkennen kann, ist dieses Fahrzeug ein Scheunenfund wie aus dem Bilderbuch, und momentan in der Ausstellung des Museums zu diesem Thema zu sehen. Obwohl es ein Volvo-Emblem am Heck trägt, ist es übrigens ein DAF. Das kam öfter vor, denn manche Besitzer kamen mit der Identität ihres Fahrzeugs nicht so ganz klar und montierten einen Volvo-Schriftzug, um das Fahrzeug aufzuwerten und moderner wirken zu lassen. Andersherum ging es allerdings auch und manch ein Volvo wurde als DAF gekennzeichnet.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohv Zweizylinder-Boxermotor
Hubraum: 844 ccm
Leistung: 34 PS bei 3400 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 123 km/h
Beschleunigung: von 0 auf 100 km/h in 20-30 sec.
Getriebe: Variomatic-Automatikgetriebe, Übersetzung: 15,44:1-3,87:1
Antriebsart: Hinterradantrieb
Karosserie: selbsttragende Ganzstahlkarosserie von Giovanni Michelotti entworfen
Vorderradaufhängung: unabhängig, an Dämpferbeinen, Querblattfeder
Hinterradaufhängung: Pendelachse, Schraubenfedern, ab 1975 am Typ 46 De Dion-Hinterachse
Bremsen: hydraulische Trommelbremsen
Radstand: 2248 mm
L x B x H: 3848 mm x 1537 mm x 1391 mm
Gewicht: 765 kg
Bauzeit: 1966-1974 Typ 44
Stückzahl: Ex.