Das zweisitzige Cabriolet W113 von Mercedes-Benz, das es zeitlich versetzt als 230 SL (1963-1967), 250 SL (1966-1968) und als 280 SL (1968-1971) gab, löste 1963 sowohl den beliebten 190 SL als auch den 300 SL ab. In die Geschichtsbücher ging der W113 dank seiner Hardtop-Ausführung mit Vertiefung in der Dachmitte (konkav gewölbt) auch unter der Bezeichnung „Pagode“ ein. Seine Formen faszinierten nicht nur die Amerikaner, für deren Markt diese sportlich-eleganten Fahrzeuge hauptsächlich gebaut wurden, sondern fanden weltweit viele Liebhaber. Mit diesem sportlichen Luxusprodukt setzte Mercedes-Benz die von ihrem amerikanischen Importeur Max Hoffman mit dem 190 SL initiierte Linie fort
Der Anfang der 40er Jahre vor den Nazis nach New York geflohene Österreicher war bis Mitte der 70er Jahre, als er sich zur Ruhe setzte, einer der bedeutendsten Importeure europäischer Sportwagen,- und Luxusautomarken in den USA, darunter fielen neben Mercedes-Benz auch Jaguar, Alfa Romeo, Lancia, Porsche, BMW und viele andere. Er besaß ein untrügliches Gefühl für Stil und Eleganz sowie ein feines Gespür für die Wünsche der amerikanischen Kundschaft. Auf seine Initiative hin entstand das aus dem Rennwagen W 194 entwickelte Mercedes-Benz Modell 300 SL in Coupéform (Flügeltürer) und später als Roadster sowie der Roadster 190 SL als auch die Versionen des W113.
Den 230 SL (sowie die späteren 250 und 280 SL), der nicht als Rennsportwagen sondern als kultivierter Reisesportwagen gedacht war, kennzeichnete eine sachlich-elegante Linienführung und neue Sicherheitsstandards
Bei der Formgebung hatte man sich von den runden Formen des Vorgängermodells verabschiedet und sich auf ein eher sachlich-modernes Styling konzentriert. Technisch basierte das neue Modell auf der Bodengruppe der Limousine der Baureihe W111 (Heckflosse), allerdings mit um 30 cm verkürztem Radstand. Ein wichtiges Indiz war die passive Sicherheit des Fahrzeugs. Wie der W111 besaß auch der 230 SL (W113) eine steife Fahrgastzelle und wirksame Knautschzonen. Auch im Innenraum war Sicherheit ein wichtiges Thema. So hatte man alles Scharfkantige vermieden und abgerundet. Das Lenkgetriebe wurde an die Stirnwand versetzt und ab 1967 wurde eine Sicherheitslenksäule eingebaut. Aufgehängt waren die Vorderräder an Doppelquerlenkern und Schraubenfedern, hinten gab es eine Eingelenk-Pendelachse, Schraubenfedern und eine Ausgleichsschraubenfeder. Unter der Motorhaube arbeitete ein ohc Sechszylindertriebwerk mit im Falle des 230 SL 2306 ccm Hubraum und einer Leistung von 150 PS. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 200 km/h.
Als der 230 SL 1963 vorgestellt wurde, hatte er auf sportlichem Gebiet schon einiges erreicht
Die Rallyefahrer Eugen Böhringer und Klaus Kaiser hatten nämlich mit ihrer 230 SL-Pagode 1963 eine der damals härtesten Rallyes der Welt gewonnen. In 90 Stunden hatten sie non-stop die Strecke SPA-Sofia-Liège überwunden und waren als Sieger ins Ziel gefahren. Eine bessere Werbung war für den Serienstart des 230 SL kaum denkbar.
Die W113-Baureihe wurde ein großer Erfolg. Über die Hälfte der Fahrzeuge gingen in die USA, dem Hauptabsatzmarkt teurer und eleganter, europäischer Sportwagen
Gebaut wurden vom 230 SL bis 1967 19.831 Exemplare. Der 250 SL kam auf circa 5200 Stück. Am meisten wurde mit fast 24000 Exemplaren von der größten Version, dem 280 SL verkauft.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohc Reihensechszylinder, vierfach gelagerte Kurbelwelle
Hubraum: 2306 ccm
B x H: 82 x 72,8 mm
Leistung: 150 PS bei 5500 U/min
max. Drehmoment: 196 Nm bei 4200 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Getriebe: Vierganggetriebe, auf Wunsch ZF-Fünfganggetriebe oder Automatikgetriebe
Vorderradaufhängung: an Doppelquerlenkern, Schraubenfedern, Querstabilisator
Hinterradaufhängung: Eingelenk-Pendelachse, Schubstreben, Schraubenfedern, Ausgleichsfeder
Bremsanlage: hydraulische Trommelbremsen
Radstand: 2400 mm
L x B x H: 4285 x 1760 x 1320 mm
Gewicht: 1295 kg
Stückzahl: 19831 Ex.-230 SL
Bauzeit: 1963-1967-230 SL