Henschel - H140-AK (Allrad-Kipper)


LKWs und Omnibusse baute die Firma Henschel & Sohn aus Kassel erst seit 1925. Gegründet wurde sie allerdings weit früher im Jahr 1810 als Gießerei, die Glocken und Kanonen herstellte

Danach bauten die Henschels vor allem Dampfmaschinen. Bald schon erweiterte sich ihr Repertoire auf die Produktion der gerade aufkommenden Eisenbahnen. Neben Borsig gehörte Henschel Anfang des 20. Jahrhunderts zu den größten Lokomotivherstellern Deutschlands. Als das Automobilzeitalter so richtig Fahrt aufnahm, kam die Herstellung von Getrieben und dann von LKW und Bussen hinzu. Auch in eine hauseigene Motorenentwicklung stieg man 1931 ein. In den 30er Jahren machte sich Henschel vor allem für seine schweren LKW einen Namen, die zum größten Teil den neuen Dieselmotor trugen, der nach dem Verfahren des Münchener Motorenbauers Franz Lang (Lanova-Einspritzverfahren) entwickelt wurde, ohne Vorglühen auskam und einen weicheren Motorenlauf besaß. Massiv eingesetzt wurden die schweren LKW auch im zweiten Weltkrieg. Vor allem der 1928 herausgebrachte Henschel-Dreiachser „Querfeldein“ war bei der Wehrmacht sehr beliebt. Zudem war Henschel einer der größten deutschen Rüstungsproduzenten und fertigte unter anderem Panzer. In der Nachkriegszeit begann Henschel ab 1949 wieder Lokomotiven, LKW und Busse zu bauen.

In den 60er Jahren geriet Rheinstahl wegen der Stahlkrise in finanzielle Schwierigkeiten, was auf Henschel schwerwiegende Auswirkungen hatte

1965 wurde Henschel von den Rheinischen Stahlwerken, die zuvor auch schon Hanomag übernommen hatten, aufgekauft und zu Rheinstahl-Henschel. Die LKW-Sparten von Hanomag und Henschel wurden 1969 dann zu den Hanomag-Henschel Fahrzeugwerken zusammengeschlossen. Sie deckten nun das volle Sortiment im LKW-Bau ab, denn Hanomag hatte leichte bis mittelschweren Lastwagen im Programm und Henschel mittelschwere und schwere LKW. Als es 1970 zu Problemen bei Rheinstahl kam, verkaufte Rheinstahl seine Nutzfahrzeugsparte und damit Hanomag-Henschel 1971 an die Daimler-Benz AG. Verhandelt hatte man zuerst mit British Leyland. Das schien Daimler nicht zu gefallen, da man eine britische Konkurrenz auf dem deutschen Markt befürchtete, so dass sich Daimler zum Kauf entschloss. Henschel-LKW wurden teilweise noch bis 1974 unter ihrem Namen angeboten. Einige Frontlenkern mit Allradantrieb von Henschel nahm Mercedes-Benz unter eigenem Namen noch bis 1978 ins Programm, da Mercedes-Benz bis dato in diesem Segment noch nicht so gut aufgestellt war. Der ursprüngliche Standort der Henschel-Werke in Kassel beherbergte ab den späten 70er Jahren und beherbergt bis heute das größte Achsenwerk Europas.

Der Henschel H140-AK war ein mittelschwerer Allrad-Kipper mit Kurzhauben-Kabine und Meiller Dreiseiten-Kipper. Herausgekommen war das äußerst erfolgreiche Modell 1967 und besaß noch die formschöne Kabine der frühen Fahrzeuge aus der Nachkriegszeit, allerdings ohne den Mittelsteg in der Windschutzscheibe

Henschel-LKW waren im allgemeinen langlebig und zuverlässig, so auch der H140-AK. Als letzte Evolutionsstufe des klassischen Henschel-Haubenwagens besaß der H140 ein exzellentes Nutzlast/Leistungs-Verhältnis. Unter seiner Motorhaube arbeitete ein neuer Reihensechszylinder-Dieselmotor (nun ein Direkteinspritzer) mit 7788 ccm Hubbaum und einer Leistung von 160 PS, der über im Zylinderkopf hängende und von Stoßstangen und Kipphebel betätigte Ventile verfügte. Bei einem Lehrgewicht von 6,3 Tonnen und einem zulässigen Gesamtgewicht von 14,6 Tonnen wies er eine Nutzlast von 8,2 Tonnen auf. Die allradgetriebenen, schweren Achsen mit 20“-Rädern (Bereifung 10.00-20, vorn 2 hinten 4)) und Zehnlochfelgen meisterten auch schwierige Aufgaben. Die Hydrauliklenkung und die kompakte Bauweise des Allrad-LKW machte den H140 zudem wendig, gut zu handhaben und geländegängig.

Das abgebildete Fahrzeug befindet sich seit vielen Jahren im Besitz des Fuhrunternehmens Josef Weber aus Georgsmarienhütte

Dieser H140-AK mit Meiller-Kipper dient als Werbefahrzeug und wird auf Oldtimerveranstaltungen gezeigt.

Fotos & Text: Marina Block


Technische Daten


Motor: ohv Reihensechszylinder, Diesel

Hubraum: 7788 ccm

B x H: 115 x 125 mm

Verdichtung: 16,5:1

Leistung: 160 PS bei 2600 U/min

Einspritzverfahren: direkt

Höchstgeschwindigkeit: 74 km/h

Getriebe: ZF AK 6-70-3 + Henschel Verteilergetriebe (12 vorwärts, 2 rückwärts)

Lenkung: ZF Spindel-Hydrolenkung

Chassis: verstärkter Kastenrahmen

Karosserie: Kurzhaubenkabine und hydraulisch betätigter Dreiseiten-Kipper von Meiller

Vorderradaufhängung: Starrachse an Blattfedern

Hinterradaufhängung: Starrachse an Blattfedern

Antriebsart: Allradantrieb

Bremsen: 2 Kreis Druckluftbremse auf alle Räder/Innenbackenbremse

Radstand: 4200 mm

L x B x H: 6545 x 2400 x 2610 mm

Bereifung: 10.00-20

Leergewicht: 6325 kg

zul. Gesamtgewicht: 14600 kg

Nutzlast: 8275 kg

Bauzeit: 1967-1970 (?)

Bilder

Informationen:

MarkeHenschel
ModelH140-AK (Allrad-Kipper)
Produktionszeitraum1968

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