Vitrine - Steiff Automodelle (50er und 60er Jahre)

Der große deutsche Spielwarenhersteller Steiff aus Giengen an der Brenz, der vornehmlich für seine weichen Plüschstofftiere weltweit bekannt wurde, bot in den 50er und 60er Jahren neben seinen Stofftieren und einigen Holzspielzeugen auch Miniaturen von Nutzfahrzeugen und Arbeitsgeräten aus dem baugewerblichen und dem landwirtschaftlichen Bereich im Maßstab 1:14 und 1:20 an

Die durch Kinderlähmung an den Rollstuhl gefesselte Unternehmerin Margarete Steiff hatte ihre Firma 1880 im schwäbischen Giengen gegründet und anfangs Tiere aus Filz produziert. Ein Elefant war damals das Tier, das den Ausschlag zur Firmengründung gab. Dank seiner Beliebtheit bei den Kindern, die lieber mit der weichen Filzfigur, die eigentlich als Nadelkissen gedacht war, spielten als sie ihren Müttern zu überlassen, kam Margarete Steiff auf die Idee Filztiere für Kinder herzustellen. Damit hatte sie so großen Erfolg, dass ihre Produkte auch in anderen Ländern gefragt waren und sie die ersten Stofftiere bereits 1901 in die USA exportierte. Der völlige internationale Durchbruch und eine weltweite Verbreitung der Steiff-Produkte gelang dann mit einem Plüschbären, der sich anfangs vor allem in Amerika ungeheuer gut verkaufte, was vielleicht auch der Roosevelt-Legende zu verdanken war. Theodore „Teddy“ Roosevelt weigerte sich nämlich nach einer erfolglosen Bärenjagd, einen angebundenen Jungbären zu erschiessen. Hier fand die Bezeichnung „Teddybär“ ihren Ursprung und machte den Steiff-Bären in den USA ungeheuer populär. Die Idee zu dem Bären hatte damals Margarete Steiffs Neffe Richard, der später zusammen mit anderen Familienmitgliedern die Firma nach Margarete Steiffs plötzlichem Tod im Jahr 1909 weiterführte.

Das Steiff-Markenzeichen, der Knopf im Ohr der Plüschtiere, entstand 1904

Um die Produkte unverwechselbar zu machen und sich von Nachahmern abzusetzen, erfand Franz Steiff dieses Markenzeichen kurz bevor Margarete Steiff auf der Weltausstellung in St. Louis für ihre Produkte die höchste Auszeichnung erhielt.

Von den 50er Jahren bis in die frühen 70er Jahre bot Steiff unter seinem Label auch Automodelle en miniature, vor allem Nutzfahrzeuge und Gerätschaften aus diesem Umfeld an, wie Betonmischmaschinen, Bauwagen, Greifbagger, Traktoren, Anhänger und vieles mehr

In der Nachkriegszeit suchte das Unternehmen nach der Möglichkeit seine Holzabteilung besser auszulasten und fand sie mit dem Bau von Nutzfahrzeugmodellen auch wieder im Spielwarenbereich. Wie schon zuvor in den 1910er Jahren, als Steiff mit Szenerien, wie der „Circuswelt“, eine Art Bühne zum Spielen schuf, gelang dies in den 50er und 60er Jahren auch wieder mit der Arbeitswelt des Bau,- und Transportwesen sowie der Landwirtschaft. So ließen sich mit den aus Holz, Blech und Kunststoff hergestellten Automodellen und Gerätschaften ganze Bauszenen nachstellen oder auch die Arbeitswelt auf dem Land simulieren. Natürlich besaßen auch die Automodelle die typische Firmenmarkierung mit Bärenkopf, allerdings nicht wie die Stofftiere in Knopfform, sondern anfangs als Wasserschiebebild mit Firmenschriftzug und Bärenkopf und dann als Papieraufkleber aufgebracht auf einer Fahrzeugfläche.

Das Angebot wuchs schnell auf ein großes Sortiment an

Ein Unimog mit Muldenkipper aus starkem Blech, einigen Holzelementen und sechsfach bereift, dessen Kipper mit einer Kurbel betätigt werden konnte, war schon seit den 50er Jahren im Programm. Auch ein Traktor aus Blech mit Gummibereifung und ein Traktor aus Holz mit Lenkradsteuerung wurden schon früh angeboten. Ferner gab es auch bald einen schwenkbaren Schaufelbagger aus Blech, Holz und Plastik, dessen Baggereinrichtung vertikal und horizontal durch Hebeldruck bewegbar war und mit dem man richtig „arbeiten“ konnte. Zum Sortiment zählte auch ein Magirus Pritschenkipper, ein Greifbagger, ein Mercedes-LKW, viele Auflieger, Muldenkipper, Bauwagen mit Absperrschranken, eine Feuerwehrdrehleiter,Tankwagen, eine Straßenwalze, landwirtschaftliche Geräte wie eine Egge, und auch so beliebte Transportfahrzeuge wie der VW T1 als Bus und als Pritschenwagen oder auch der Land Rover als Arbeitsfahrzeug in Wald und Flur. Mit diesem Spielzeug war das Kind sozusagen voll ausgerüstet, um eine Arbeitswelt auf dem Land oder auf dem Bau nachzustellen. So beliebt die Modelle auch waren, so teuer stellte sich auch die Produktion der funktionstüchtigen Miniaturen heraus. Im Zeitalter der Plastikwelt rechnete sich dieses Geschäft bald nicht mehr, so dass die Produktion in den 70ern eingestellt wurde.

Ein Spielzeugauto gab es von Steiff übrigens schon in den späten 20er Jahren

Damals handelte es sich allerdings um ein Tretauto von Steiff. 1928 brachte die Firma vier unterschiedliche Wagentypen als Tretauto auf den Markt, die ein großer Renner wurden und bei den Kindern heiß begehrt waren.

Fotos & Text: Marina Block

Bilder

Informationen:

MarkeVitrine
ModelSteiff Automodelle
Baujahr50er und 60er Jahre

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