Deinze (auf alter Reklame auch Deynze geschrieben) am Fluß Leie war ein traditionelles Zentrum der belgischen Spielwarenindustrie und zählte mehr als zehn Kinderwagenhersteller, wie etwa die Hersteller Torck, Swan, Pericles, L‘Americaine und viele mehr. 1928 eröffnete auch die Marke Souplex in Deinzes Bisschopstaat 6 ihre Tore
Gegründet wurde das Unternehmen von Leopold Tuytschaeven. Später wurde die Fabrik von seinem Sohn Yvan und seinem Schwiegersohn André Billiet weitergeführt. Kinderwagen wurden bei Souplex bis etwa Mitte der 60er Jahre gebaut.
Bereits das erste Kinderwagenmodell von Souplex war eine interessante Konstruktion und erinnerte in seinem Stil an die außergewöhnlichen Konstruktionen von Voisin oder Neumann-Neander, die zu dieser Zeit angelehnt an den Flugzeugbau auch viel mit futuristisch-dynamischen Formen unter Einsatz genieteten Aluminiums experimentierten
Es handelte sich bei dem Kinderwagenmodell, dass später unter dem Namen Zephir vermarktet wurde, um einen futuristischen Faltwagen aus Leder und genieteten Aluminiumstreben. Das Fahrgestell und die Wagenkörper-Umrahmung bestand aus genietetem Aluminium. Das abnehmbare Wannengestell war mit Leder ausgekleidet und auch das klappbare Verdeck bestand aus dickem Leder. Als Radabdeckung diente auf jeder Seite ein durchgehender und dynamisch geformter Aluminium-Kotflügel. Die Wanne ließ sich abnehmen und das Verdeck konnte abgebaut und zusammengeklappt werden. Zusammenklappbar war auch das Fahrgestell. Souplex behielt diesen Faltwagen in überarbeiteter Form ziemlich lange in seinem Sortiment. Auch in der Nachkriegszeit war er als modifizierte Version unter der Bezeichnung Zephir oder Zephyr auf Prospekten der späten 40er Jahre und des Jahres 1950 neben größeren Modellen abgebildet. Allerdings war er nun nicht mehr genietet und der Wagenkörper bestand nicht mehr aus einem Gestell mit eingehängter Lederauskleidung, sondern aus einem festen Material. Beworben wurde er als praktischer Reisewagen, der problemlos im Auto mitgeführt werden konnte, da man ihn komplett auseinander bauen und falten konnte. Auch die kugelgelagerten Räder wurden hervorgehoben, um die Handlichkeit und Leichtgängigkeit des Modells hervorzuheben.
Der Faltwagen ist älter als man annimmt, denn Mobilität war schon um die Jahrhundertwende ein wichtiges Thema
Etwa um 1900 kamen auch die ersten faltbaren Kinderwagen auf. Immer mehr Menschen nutzen die Eisenbahn und auch das Automobil begann im nächsten Jahrzehnt langsam aber sicher das Leben der Menschen zu verändern. Den Wunsch zu Reisen konnten sich mehr Menschen als noch im Jahrhundert zuvor erfüllen und da sollten auch die Kleinsten mit dabei sein. Zumal damals die Erkenntnis reifte, dass Licht, Luft und Sonne ein effektives Mittel gegen die derzeit sehr hohe Säuglingssterblichkeit durch Tuberkulose und Rachitis sein könne. Die Erfindung eines faltbaren und leicht verstaubaren Kinderwagens war da nicht nur eine Frage der Zeit, sondern geradezu eine Notwendigkeit.
Fotos & Text: Marina Block