Erika - Reiseschreibmaschine

Die Reiseschreibmaschine Erika des Schreibmaschinen,- und Nähmaschinenproduzenten Seidel & Naumann aus Dresden, der bald auch Fahrräder, Motorräder, sogar ein Auto und vieles mehr produzierte, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts weltbekannt

Die zusammenklappbare Reiseschreibmaschine mit drei Tastenreihen und Dreifachbelegung, die nach Naumanns einziger Enkeltochter benannt war, entstand 1910 und wurde bald weltweit exportiert. Seidel & Naumann ließ sich den Namen „Erika“ für seine Reiseschreibmaschine patentieren.

Das 1868 gegründete Feinmechanik-Unternehmen Seidel & Naumann zählte zu den ganz frühen Produzenten von Schreibmaschinen und Industrienähmaschinen und war eine Zeit lang sogar der Größte Deutschlands

Nähmaschinen baute das Unternehmen bereits ab 1869 nach Wheeler-Wilson-Patent. 1872 war es eines der ersten in Deutschland, das hocharmige Nähmaschinen nach dem damals höchst modernen, amerikanischen Singerprinzip des größten Nähmaschinenherstellers der Welt baute. Ende des 19. Jahrhunderts verließen die Firma 80000 Nähmaschinen im Jahr. 1876 schied Erich Seidel aus der Firma aus, doch sein Name blieb im Firmenschriftzug erhalten, obwohl Karl Robert Bruno Naumann allein weiter machte.

Die industrielle Fertigung von Schreibmaschinen stand ab 1900 auf der Agenda

Neben dem Typ „Erika“ gab es auch die Büroschreibmaschinen des Typs „Ideal“, die Naumann baute und die einen sehr guten Ruf genossen. Sie konnten auf Kundenwunsch mit speziellen Tabulatoren und unterschiedlichen Tastaturen ausgestattet werden. In den 20er und 30er Jahren bereicherten zudem Rechenmaschinen und Buchungsautomaten die Produktionspalette. Wurde das ein oder andere Produkt im Laufe der Zeit auch aufgegeben, so blieb man der Schreibmaschine hingegen bis zum Ende treu. Selbst als das Unternehmen nach dem Krieg enteignet und mit der ehemaligen Clemens Müller AG zum VEB Schreibmaschinenwerk Dresden zusammengeschlossen wurde, das Ende der 70er Jahre zum VEB Kombinat Robotron avancierte, baute man hier immer noch Erika-Schreibmaschinen bis zur Auflösung des Werks im Jahr 1992.

Die Firma hatte sich Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts noch etliche andere, lukrative Standbeine aufgebaut

So stellte man ab 1892 Fahrräder der Marke „Germania“ her, die sich bereits um die Jahrhundertwende bestens verkauften. Interesse erweckten bei Naumann auch die neu aufkommenden Motorräder. Ab 1902 stellte man in Lizenz von Laurin & Klement Motorräder unter dem Namen Germania mit Einzylinder,- und mit V-Zweizylindermotoren her. Auch Gepäck-Dreiräder kamen hinzu. Dieser Geschäftszweig wurde allerdings gegen 1908 wieder aufgegeben. Die Fahrradproduktion wurde hingegen bis 1938 weitergeführt.

Als ein kleines Abenteuer muss wohl auch die Produktion eines selbst entwickelten Automobils gedeutet werden, das 1905 entstand und an der Herkomer-Fahrt teilnahm. Zu einer Serienproduktion kam es allerdings nicht.

Neben diesen Produkten baute die Firma auch Musikautomaten, Geschwindigkeitsmesser für Lokomotiven und optische Profilschleifmaschinen.

Fotos & Text: Marina Block

Bilder

Informationen:

MarkeErika
ModelReiseschreibmaschine
Baujahrab 1910

Weitere Fahrzeuge