Schnittmodelle waren und sind ein probates Mittel, um Auszubildenden in technischen Berufen ihre Materie anschaulich nahe zu bringen. Auch in der Automobilindustrie, aber nicht nur dort, verwendete man sie zur Demonstration technischer Abläufe und Funktionsweisen
Daimler-Benz, BMW, Fiat oder auch Volkswagen verwendeten solche Hilfsmittel bei der Ausbildung ihrer Lehrlinge. Der Einsatz von Schnittmodellen für die Lehre wurde bei VW schon seit 1947 praktiziert.
Das Schnittmodell eines Volkswagen Chassis von 1956 legte viele wichtige technische Grundlagen des Käfers offen. Es bot Einblick in das Fahrwerk, den Zentralrohr-Plattformrahmen und den luftgekühlten ohv Vierzylinder-Boxerheckmotor, so dass die Funktionsweise der Mechanik nachempfunden werden konnte
Zu sehen war etwa der 1,2 l große und 30 PS starke ohv Vierzylinderboxermotor im Heck mit all seinen Nebenaggregaten in zum Teil aufgeschnittener Form und teilweise farbig unterlegt um die Abläufe zu verdeutlichen. Das Innenleben des gebläsegekühlten ohv Vierzylinder-Boxers mit den Kolben, Pleuel, zentraler Nockenwelle sowie der Ventilsteuerung über Stoßstangen und Kipphebel oder eine farbige Darstellung, um bestimmte Prozesse (etwa das Schmiersystem) nachzuvollziehen, wie es bei anderen Schnittmodellen öfter zu sehen war, gab diese Version allerdings nicht preis. Dafür erhielt man Einblick in den Motor,- Getriebe und Differential-Baukomplex des Fahrzeugs mit hinter der Hinterachse platziertem Heckmotor, dem Getriebe vor der Hinterachse und dem Hinterradantrieb. Gut zu erkennen war auch das bereits hydraulische Bremssystem (beim Exportmodell ab 1950, beim Standardmodell erst ab 1962) und die Radaufhängung. Vorn war die Kurbellenkerachse gut sichtbar mit der Radführung an zwei gleich langen Kurbellenkern, die den Radträger mit dem Fahrgestell verbanden. Der Drehachsteil der Lenker war hohl und trug je eine Drehstabfeder, die als torsionsweiches Blattfederbündel ausgebildet war. Hinten gab es eine Pendelachse mit Drehstabfederung. Deutlich erkennbar war auch die Mittelschaltung und das Rollengaspedal.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohv Vierzylinder-Boxermotor
Hubraum: 1193 ccm
B x H:: 77 x 64 mm
Verdichtung: 6,6:1
Leistung:30 PS bei 3400 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 115 km/h
Lenkung: Spindellenkung
Getriebe: Vierganggetriebe, Mittelschaltung
Antriebsart: Heckantrieb
Rahmen: Zentralrohr-Plattformrahmen
Vorderradaufhängung: Kurbellenkerachse
Hinterradaufhängung: Pendelachse
Bremsen: hydraulische Bremsanlage
Radstand: 2400 mm
L x B x H : 4070 x 1540 x 1500 mm
Gewicht: 740 kg
Bauzeit: 1938-2003 (insgesamt)
Stückzahl: ca. 22 Millionen Ex.